Haselpfote sah den beiden nach und spürte einen Stich der Eifersucht, auch wenn sie gar nicht wusste, was Eifersucht so genau war. Sie hatte Efeusturm überzeugt, warum durfte sie dann nicht helfen? Ihr fiel ein, dass sie Efeusturm nicht gefragt hatte, ob ihre Bestrafung aufgehoben war. Missmutig tappte sie aus dem Bau, von Frostpfote war zum Glück nichts zu sehen.
Dann würde sie eben einfach so gehen. Jagen üben. Löwenmähne sollte stolz auf sie sein! Dummerweiße war aber gerade Sonennhoch, die meisten Katzen versammelten sich im Lager, um Neuigkeiten auszutauschen, zu essen und sich gegenseitig zu putzen. Also holte Haselpfote erstmal vorbildlich und brav etwas Beute für Efeusturm, Kleintatze und Goldstreif. Allerdings nur kleine, also Mäuse, weil sie zu faul war, um mehrmals zu laufen, und so alles auf einmal tragen konnte.
Sie legte Efeusturms Maus vor den Bau, brachte Kleintatzes zu ihrem Nest, das gerade leer war, und legte die Beute für Goldstreif ebenfalls nur vor den Bau, um Rotfuß nicht mit ihrer Anwesenheit in Panik zu versetzen. Dann suchte sie das Tal nach Wunschrose, Ginsterkralle und ihren Geschwistern ab und sah sie zusammen in der Nähe des Kriegerbaus sitzen. Sie schlich sich am ehemaligen Ältestenbau entlang, der jetzt nur noch ein Haufen zersplitterte Äste und Holzstücke war.
Haselpfote wollte gerade den Abhang hinaufklettern, um in den Wald zu gelangen, da ertönte hinter ihr eine Stimme.
"Äh, Haselpfote? Wo willst du denn hin?" fragte Ahornpfote. Haselpfote hielt inne und drehte sich ertappt zu dem rotbraunen Kater um, der sie neugierig musterte. "Solltest du nicht im Lager bleiben? Als Strafe?" wollte er wissen.
"Schon, aber..." Verzweifelt ließ Haselpfote den Kopf hängen. "Ich wollte jagen gehen und beweißen, dass ich zu etwas nützlich bin! Ich will nicht den ganzen Tag im Lager herumsitzen müssen." Sie wollte sich geschlagen geben und heruntersteigen, als die Kiesel unter ihren Pfoten ins Rutschen gerieten.
"Vorsicht!" rief Ahornpfote.
Haselpfote verlor den Halt und rutschte den Abhang hinunter. Panisch versuchte sie, sich an den herumliegenden Ästen festzuhalten, doch vergebens, denn die waren leider nicht plötzlich mit dem Boden verwachsen. Mit einem Aufschrei landete sie unsanft auf dem Boden, nicht einmal elegant auf vier Pfoten, sondern auf der Seite. Schmerz durchfuhr sie.
Sofort eilte Ahornpfote zu ihr. "Geht es dir gut?" fragte er besorgt und stupste sie mit der Nase an.
Haselpfote rang nach Luft, spürte aber keine ernsten Verletzungen, nur ihre Rippen taten weh, was das Atmen erschwerte. "Jaja, es ist nichts Ernstes." antwortete sie keuchend.
"Gut. Aber du solltest wirklich vorsichtiger sein." mahnte er besorgt und half ihr, sich aufzurappeln. "Vielleicht solltest du doch lieber im Lager bleiben und dich ausruhen." schlug er vor.
Haselpfote nickte zögernd. Vielleicht war es tatsächlich besser, sich zu schonen und nicht zu übernehmen, auch wenn ihr Ehrgeiz etwas anderes schrie. Sie ließ sich von Ahornpfote stützen, bis die Atemnot ein wenig nachließ, und kehrte langsam und etwas gedemütigt zum Lager zurück.
Dort wurde sie bereits von Ahornpfotes Geschwistern erwartet - Rosenpfote lief unruhig vor sich hinmurmelnd im Kreis, Wieselpfote stürzte auf sie zu. "Da bist du ja! Wir haben dich schon gesucht. Haferstern will dich sprechen." erklärte er und musterte die Jüngere. "Alles in Ordnung?"
"Klar." antwortete Haselpfote flach. Was will Haferstern denn von mir?
Sie wechselte einen Blick mit Ahornpfote, der vorbildlich den Mund hielt und nichts über Haselpfotes Ausreißversuche erwähnte. Sie trat von einer Pfote auf die andere. "Äh, ich denke, ich gehe dann mal zu ihr..."
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Schneefall - Neugier | Band II
Fanfiction"Im Wald ist es finster geworden. Die Entscheidung liegt jetzt bei uns: Kämpfen oder fliehen?" Im HaselClan herrscht Unruhe. Das bemerkt nicht nur Haselpfote, die ihre Tage wegen Husten im Heilerbau verbringt und die Schwächeren der Katzengemeinscha...