Kapitel 18

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Nach Jacks Abreise machte ich mir erstmals Gedanken über meinen Sonntagnachmittag. Sport schloss ich aus, da es bei dreißig Grad im Schatten eindeutig zu heiß sein würde. Meine nächste Wahl fiel auf das Lernen für die nächste Physik-Vorlesung. Auch diese Idee tat ich ab, da mir ein besonderes Wissen über die Grundlagen der Physik wenig bei meiner nächsten Laborstunde weiterhelfen würde. Nun blieb nur noch eine Möglichkeit offen, bei der ich mich nicht zu Tode langweilen konnte. Ich rief Ethan auf seinem Handy an und brachte den Vorschlag den Nachmittag gemeinsam zu verbringen.

Er sagte sofort zu, da er seine eigene Langeweile bekämpfen wollte. Zwanzig Minuten nach unserem Telefongespräch klingelte die Glocke unserer Tür. In der Annahme es sei Ethan, öffnete ich die Haustür mit viel Schwung und Elan. Sollte Ethan sich wundern, warum ich nur im Pyjama vor ihm stand, ließ er sich nichts davon anmerken und betrat scheinbar unbekümmert das Haus. "Ich würde einen Filme-Marathon vorschlagen. Oder hast du vielleicht eine bessere Idee?", fragte er mich. "Tolle Idee! Ich ziehe mich jedoch besser vorher noch um. Du kannst dich in der Zwischenzeit in meiner Wohnung umsehen." Als ich knappe zehn Minuten später wieder das Wohnzimmer betrat, hatte Ethan es sich schon auf meinem Sofa gemütlich gemacht. "Was hältst du von 'Mission Impossible'?" Ich hatte nichts dagegen einzuwenden und als hätte Ethan das bereits erwartet, lag der Film bereits fertig eingelegt im DVD-Player. Nach dem dritten 'Mission Impossible'-Film wurden meine Augen immer schwerer und so beschloss ich, dass es Zeit wurde mein Bett aufzusuchen. Da auch Ethan damit ringen musste nicht einzuschlafen, bot ich ihm an, dass er gerne auf dem Sofa schlafen konnte, sofern es ihn nicht zu unbequem war. Er nahm mein Angebot bereitwillig an, da ihm der Gedanke an eine zwanzigminütige Heimfahrt nicht sonderlich behagte.

Am nächsten Morgen wachte ich durch das Lachen dreier männlicher Stimmen auf. Moment einmal, drei? Wer könnte die dritte Person sein? Auch nach längerem Überlegen war ich noch immer so ratlos, wie zuvor. Ich gelangte zu dem Schluss, dass ich wohl oder übel die Übeltäter des Lärms ausfindig machen musste, bevor ich eine Antwort auf meine Frage erhalten würde. So kam es, dass ich mich auf leisen Sohlen den Flur entlangschlich und versuchte so ruhig, wie möglich zu sein. Jedes Knarren, das durch den Dielenboden verursacht wurde, ließ mich erschrocken zusammenzucken. Ich nutzte jede Gelegenheit, die sich mir bot, um Meter für Meter weiter in Richtung der Lärmquelle vorzudringen. Als ich schließlich an der Küchentür angekommen war, vernahm ich lautes Lachen aus dem Inneren. Die Lärmquelle konnte ich identifizieren, fehlte nur noch die dritte Person. Ich lauschte angestrengt an der Tür und konnte endlich eine Stimme erkennen. "Also ich finde ja Miley Cyrus tausendmal heißer als Pamela Anderson." Ich musste ein Kichern unterdrücken, denn selbst ohne, dass ich seine Stimme erkannt hätte, würde mich diese Aussage nach unserem letzten Zusammentreffen sofort zu der richtigen Person führen. Ich wusste gar nicht, das Jack eine derartige Schwäche für Miley hatte. Die zweite Stimme, konnte ich problemlos als Ethan identifizieren, denn seine Ausflüchte das Thema zu wechseln waren gleichermaßen lustig wie niedlich anzuhören. Faszinierend, dem netten Ethan war es unangenehm darüber zu reden, welche Frauen ihn begeistern. Jetzt fehlte nur noch die dritte Stimme. Doch so sehr ich mich auch anstrengte, ich vernahm weder eine weitere Stimme, noch einen kleinen Hinweis darauf, dass sich eine dritte Person in dem Raum aufhielt. Nach geschlagenen zehn Minuten wollte ich die Hoffnung schon aufgeben, als ich neben meinem Ohr den warmen Atem einer anderen Person spürte. Ich spannte mich an und war kurz davor zu schreien, als die Person eine Hand auf meinen Mund legte. Mein Adrenalinspiegel erhöhte sich drastisch. "Hat dir deine Mami nicht beigebracht, dass es unhöflich ist andere Leute zu belauschen?" Auch wenn die Stimme eigentlich verärgert klingen sollte, nahm ich nur den leisen Hauch von Belustigung wahr. Ich entspannte mich fast vollends und wollte mich von der Person entfernen, doch eine Hand um meine Taille und die andere noch immer auf meinen Mund gepresst, hielten mich davon ab.

Die einzige Frage, die mir daraufhin in den Sinn kam, hatte weder damit zu tun, wie ich mich aus seiner halben Umklammerung befreien konnte noch wie diese Situation auf andere wirken könnte. Meine Frage beschäftigte sich einzig und allein damit, was Austin Roger in meiner Wohnung zu suchen hatte.


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