Kapitel 11

104 13 1
                                    

"Können wir uns endlich einmal beruhigen und mit dem Training beginnen?", schrie Mr. Hunter nach zehn Minuten. "Auch wenn Ms. Tringer zweifelslos eine bessere Auswahl ihrer Schwimmbekleidung hätte treffen können, wollen wir unsere wertvolle Zeit nicht damit vergeuden, sie zu verurteilen, sondern uns auf das Training konzentrieren." Mr. Hunters Vortrag bewirkte, dass sich alle meine Mitschüler in meinem Becken versammelten. Auf jedem Gesicht lag jedoch noch die Andeutung eines Lächelns. "Beginnen wir mit vierhundert Meter Brustschwimmen. Mr. McAllister, würden Sie bitte für mich die Zeiten stoppen?" Seth wirkte nicht gerade begeistert vom Vorschlag des Coaches, aber nickte widerwillig, da er sich bewusst sein musste, dass Widerworte zwecklos waren. Meiner Meinung nach, konnte er von Glück reden, dass er seine Wunde verheilen lassen konnte, ohne sie durch das ganze Chlorwasser zu schädigen. Auch Mr. Hunter musste einen weichen Kern hinter seiner harten Schale besitzen, denn ansonsten hätte er Seth trotz seiner Verletzung teilnehmen lassen müssen. Das Risiko einer längerfristigen Beurlaubung vom Sportunterricht wäre erheblich gestiegen, was für Seth einem Weltuntergang gleichkommen würde.

"6:55 - Beachtliche Leistung, Ms. Tringer.", lobte mich Mr. Hunter, als ich das Becken nach meinen vierhundert Metern verließ. Da ich schon schwer atmete und kaum Luft bekam, schenkte ich ihm lediglich ein Nicken. Ich setzte mich neben Austin auf die Bank, der auch leicht außer Atem schien. "Wo hast du so schwimmen gelernt?", wollte dieser schließlich nach fünf Minuten von mir wissen, die wir beide damit verbracht hatten, unseren Atem unter Kontrolle zu bringen. "Schwimmverein vor fünf Jahren." "Das erklärt einiges. Wieso hast du aufgehört? Versteh mich bitte nicht falsch, aber ich dachte, dass es dir Spaß macht." Ich seufzte. "Natürlich hat es mir Spaß gemacht, aber die Schule geht leider vor. Ich hatte eine Phase, in der ich sehr schlechte Noten in der Schule hatte, und so haben mich meine Eltern gezwungen, das Schwimmen aufzugeben." "Tut mir wirklich leid." Austin schien ehrlich bedrückt zu sein, was ich nicht verstehen konnte, doch es berührte mich, wie sehr er an meiner Situation Anteil nahm. "Austin, ich ..."

"Seid ihr auch so ausgepowert, wie ich?" Natürlich musste Marko den Moment zerstören. Er setzte sich neben Austin und verstrickte ihn in eine Diskussion über das letzte Football-Match. Das war dann wohl mein Stichwort aufzubrechen, denn wenn ich eines hasste, dann stundenlange Gespräche über Pässe, die besser hätten ankommen können oder Touchdowns der Gegner, die verhindert werden hätten können.

"Ich gehe dann jetzt.", flüsterte ich wieder. Das ganze Selbstvertrauen, das mich in der Gegenwart von Austin durchströmt hatte, war wie weggeblasen und zurück blieb die alte verängstigte Zoe. Die Jungs beachteten mich nicht weiter, und so kam es, dass ich ganz alleine zu meinem Badeplatz wanderte und mich dort auf das Handtuch niederließ.

Das Tagebuch, das jemand fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt