Kapitel 17

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Gratuliere zur bestandenen zweiten Aufgabe! Diese Aufgabe sollte dich darauf hin trainieren, dass du dich traust über deinen eigenen Schatten zu springen. Ungewöhnliche Dinge zu erleben fördert dein Selbstbewusstsein enorm.

Auch ich hatte in meiner College-Zeit ein einschneidendes Erlebnis. Es geschah an einem gewöhnlichem Nachmittag, als mich mein Schwarm Tom fragte, ob ich gerne mit ihm laufen gehen würde. Diese Frage kam wie aus heiterem Himmel und brachte mich derart aus der Fassung, dass ich kurzzeitig nicht wusste, wie ich auf sie reagieren sollte. Ich war einen kurzen Moment lang dazu geneigt, allein aufgrund der Tatsache, das es nicht mein gewöhnliches Trainingsprogramm war, abzulehnen. Ich konnte mich aber dennoch dazu bringen, der Situation eine Chance zu geben und bereue diese Entscheidung seither nicht. Wir verbrachten immer mehr Zeit miteinander und lernten uns gegenseitig kennen. Heute kann ich sagen, dass diese Entscheidung den Grundbaustein für unsere Freundschaft lieferte und diese nur darauf zurückzuführen ist, dass ich mich auf etwas Ungewöhnliches einließ.

Deine folgende Aufgabe lautet: Kehre dein Inneres nach außen, damit dich dein Umfeld so wahrnimmt, wie du es verdienst.

Was sollte ich mit dieser Aufgabe so früh am Morgen schon anfangen? Noch nicht einmal halb aus meinem Schlaf erwacht, holte ich das Tagebuch von Emma Staton hervor und las ihre Anweisung. Mein Inneres nach außen kehren? Wie sollte ich diese Aufgabe schaffen, wenn ich sogar ein Problem damit hatte zu erkennen wie mein Inneres aussah. Ihre Anweisung brachte mich dazu, mir Gedanken zu machen, wie wohl mein Inneres präsentiert werden konnte. Bin ich eher der Typ Frau, der tief im Herzen rosa trug oder doch lieber blau? Vielleicht war ich auch einfach gelb oder weiß? Ist die Farbe überhaupt mein Inneres oder geht es doch darum ob ich Röcke oder Hosen bevorzugte? Je mehr ich mir den Kopf über diese schier ausweglose Lage zerbrach, desto mehr Fragen traten auf. Wie konnte ich diese Aufgabe verstehen?

Ich beschloss meine Gedankengänge später weiter zu verfolgen und mich jetzt besser für das College vorzubereiten. Als ich die Küche betrat, traute ich meinen Augen nicht, als ich dort Jack stehen sah. Jack, der Langschläfer steht freiwillig vor mir auf? Die Welt musste angefangen haben sich in die falsche Richtung zu drehen. Noch dazu nachdem wir erst um kurz nach drei Uhr ins Bett gekommen sind und der heutige Tag ein Sonntag war. An einem Sonntag steht Jack frühestens zur Mittagszeit auf und das auch nur, wenn ich ihn wecke. Doch dort stand er seelenruhig und genoss seinen Kaffee als wäre dies kein ungewöhnlicher Anblick am Morgen. Er musste wohlweislich meinen schockierten Blick gesehen haben, denn er antwortete prompt: "Das ist nicht so schockierend, wie du es darstellst. Ich stehe auch manchmal früh auf." Auf mein entrüstetes Schnauben entgegnete er nichts mehr, da er sich selbst ein Lachen verkneifen musste. Sein leichtes Schmunzeln ließ sich dennoch nicht verbergen. "Als würdest du nicht so lange, wie nur etwaig möglich, in deinem Bett bleiben. Wieso machst du heute eine Ausnahme?" "Ich treffe mich in einer Stunde mit ein paar Freunden zum Lernen. Borgst du mir bitte deinen Wagen?" Als er mich mit seinem Dackelblick ansah, konnte ich einfach nicht widerstehen und seufzte laut auf. Natürlich borgte ich ihm meinen Wagen, da seiner meiner Meinung nach eine Gefährdung für die Umwelt darstellte. Wie konnte er mit seiner Rostlaube von Auto nur von einem Ort zum anderen kommen? Oldtimer - Das ich nicht lache. Als würden rostige Schrauben, wenn sie überhaupt noch Originale waren, alles entschuldigen.

Jack, der mein Seufzen offensichtlich als Zustimmung interpretierte, schnappte sich meinen Schlüsselbund und bedankte sich herzlich.

Das Tagebuch, das jemand fandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt