Das Tagebuch, das jemand fand

Kapitel 19

"Was machst du denn hier?" Verärgert über seinen belustigten Tonfall, brachte ich diese Frage alles andere als ruhig hervor. Ich versuchte mich mit einem gezielen Ellenbogenstoß aus seiner Umklammerung zu befreien, doch mit jedem weiteren Versuch, zog er mich immer näher an sich heran. Ich spürte, wie das Vibrieren in seiner Brust auf mich übersprang und zur Weißglut brachte. Wie konnte er es wagen, sich über meine zugegebenermaßen erbärmlichen Befreiungsversuche lustig zu machen? Daraufhin trat ich ihm mit all meiner Kraft auf seinen Fuß und Austin heulte lautstark auf.  Das veranlasste ihn dazu, seinen Griff etwas zu lockern, doch konnte ich mich trotzdem noch immer nicht befreien. "Ich wusste gar nicht, dass du so viel Kraft besitzt, Füchschen.", brachte er hinter seinen zusammengepressten Zähnen hervor. Bevor ich noch etwas auf diese Aussage erwidern konnte, wurde die Küchentür ruckartig geöffnet.

"Was ist denn hier los?", wollten sowohl Ethan, als auch Jack wissen. Austin und ich sahen uns einen Moment lang an und sprachen dann im kompletten Gleichklang: "Nichts ist hier los!" Das brachte Ethan und Jack dazu, laut prustend loszulachen, während Austin und ich uns leicht verärgert über unseren gemeinsamen Gedanken ansahen. "Könnt ihr mir sagen, was Austin hier bei uns macht?", stellte ich die Frage nun an die beiden Kichererbsen. Darauf wartend eine Antwort zu erhalten, musterte ich die Beiden, die nur ratlose Blicke austauschten. Das konnte doch nicht wahr sein! "Wieso weiß, denn hier keiner, wieso du überhaupt hier bist?", wandte ich mich an Austin. Dieser zog nur spöttisch über meinen kleinen Wutausbruch eine Augenbraue hoch. "Ich würde euch heute gerne zu einer Poolparty in meinem kleinen Haus einladen und habe damit gewartet, bis du dich auch zu uns gesellt hast, kleine Mata Hari."

Ethan und Jack sahen sich verwirrt  an, blickten zu Austin, der wie ein Toter schwieg und blickten dann zu mir. 'Seht mich nicht so an, Jungs!' wollte ich am liebsten rufen. Ihre Blicke wurden immer unangenehmer, je länger sie auf mir ruhten. Ich war kurz davor einzuknicken und ihnen alles zu gestehen, als mich Austin unerwartet aus der Situation rettete.
"Ich bin dann weg. Man sieht sich später." Ohne ein weiteres Wort verließ er unser nettes kleines Zusammensein. Oder nein: Nicht ganz ohne an der Haustüre noch lautstark über seine Schulter zurückzurufen: "Übrigens: Kommt in Badekleidung, wenn ihr nicht wie Idioten dastehen wollt. Und zu dir Füchschen: du hast noch genügend Zeit fürs Shoppen." Ich sah zwar nur Austins Kehrseite, war mir aber sicher, wenn ich ihm jetzt ins Gesicht blicken könnte, ein Grinsen breiter als die Länge der Chinesischen Mauer dort zu finden.
Pff, als hätte ich das Shoppen nötig. Natürlich verstand ich seine Anspielung auf meinen Uralt-Badeanzug. In meinem Kleiderschrank befanden sich jedoch zwei Bikini-Sets, die für eine kleine Privatparty mehr als geeignet waren.
Bevor ich ihm aber noch eine bissige Antwort geben konnte, hatte er die Haustüre voller Schwung zugezogen.

Ethan und Jack warfen sich einen Blick zu, den ich nicht zu deuten wusste.
"Du hast eine eigenartige Beziehung zu Austin", brach Ethan das Schweigen.
"Ich war mir nicht sicher, ob ihr kurz davor standet, euch gegenseitig zu an die Gurgel zu springen oder euch ein Zimmer zu suchen", bestätigte auch Jack.
"Ich und Austin?" Laut protestierend ließ ich meiner Entrüstung freien Lauf. "Das würde nie passieren. Zwischen uns läuft nichts. Er ist ein arroganter Kotzbrocken, der ab und zu seine guten Seiten präsentiert."
Ich bekam von beiden einen ungläubigen Blick zugeworfen. "Natürlich Zoe. Wenn du das sagst."
Mit diesen Worten verließ Jack die Küche und auch Ethan verabschiedete sich, nachdem wir ausgemacht hatten, dass wir ihn später abholen würden, um gemeinsam bei Austin zu erscheinen.

Eine Privatparty bei Austin Roger - Himmel, warauf hatte ich mich da eingelassen?