𝟬𝟯

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"𝙈𝙖𝙙𝙖𝙢𝙚" 𝙫𝙨 "𝙄𝙙𝙞𝙤𝙩"

»Bist du dir sicher, dass er mit Taha befreundet ist?«, vergewisserte ich mich ein weiteres Mal und sie nickte.

»Taha redet so oft über ihn. Er soll ein krasser Fußballer sein.«, meinte Sema, die bisschen verwirrt schaute.

Das erklärte auf jeden Fall, weshalb Kenan so ein Idiot war. Er verbrachte seine Zeit nur mit Idioten, konnte man ihm dann nur schwer übel nehmen.

»Kenan ist der Trainer von Damian und ziemlich frech. Er ist mir so unsympathisch, dass ich einfach beim nächsten Mal ein Gespräch bei ihm aufsuchen muss, da er sich einfach nur schlimm gegenüber diese Kinder aufführt.«, erklärte ich ihr und sie lachte nur.

»Dann viel Spaß, denn soweit ich manchmal von meinem komischen Cousin heraushören konnte, ist er ein ziemliches Großmaul und Frauenheld, nicht dass er dir aus Versehen den Kopf verdreht.«, fügte sie sarkastisch hinzu und ich schlug mir nur schockiert mit der Hand vor den Mund.

»Meine Güte, das ist der Freund meines Exfreundes. Mein Exfreund, dein Cousin, der mir fremdgegangen ist. Niemals würde ich ein weiteres Mal mich auf die selbe Sorte Mann einlassen.«, schwor ich hoch und heilig mit erhobenen Händen.

»Er fragt ab und zu wie es dir geht. Dabei macht er ziemlich den Eindruck, als würde er dich vermissen.«, gab sie offen zu.

Mir wurde augenblicklich schlecht, denn die Trennung von Taha war nun knappe sechs Monate her, nachdem wir eine zweijährige Beziehung hinter uns lassen mussten. Es war auf gar keinen Fall hilfreich, so etwas von Sema hören zu bekommen.

»Wahrscheinlich geht es mir besser, als die armen Frauen, die von ihm hochgenommen werden.«, antwortete ich trocken und sie seufzte nur kopfschüttelnd.

»Er ist so ein Idiot, ehrlich. Manchmal wünsche ich mir, dass es einfach wie früher wieder wäre und wir zu dritt chillen könnten, aber er hat es ziemlich verkackt. Ich hätte nie gedacht, dass er dir sowas antun könnte.«, gestand sie und klang dabei ziemlich traurig.

Offen gesagt, hätte ich auch niemals im Traum daran gedacht, dass er mir fremdgehen könnte. Aber seit dem Tag, an dem Taha seinen Arbeitsort gewechselt hatte, änderte sich auch sein Freundeskreis. Er kam mit Versagern in Kontakt, die sein Leben nicht bereicherten. So wurde aus einem Taha, der nie etwas Unanständiges tat, ein Taha, der ohne Cannabiskonsum nicht mehr anständig leben konnte. So wurde aus einem Taha, der mir versprach, gegen meine griechische Familie anzukämpfen, ein Taha, der es leichter fand, mit seiner Landsfrau von nebenan zu schlafen. So wurde der Taha, den ich bedingungslos liebte, zu einem Taha, den ich unfassbar hasste.

»Das Leben geht weiter, Sema. Gott hat sicherlich einen besseren Mann für mich bestimmt. Ich hätte allzu gerne in deine Familie eingeheiratet, auch wenn sie mich sicherlich nicht gemocht hätten.«, sagte ich, weil seine Familie die gleiche Abneigung gegen Griechen hegte wie meine Familie gegen Türken.

»Denkst du, Kenan weiß, dass du die Exfreundin von Taha bist? Also, denkst du, dass er dich vom Aussehen her erkannt hat?«, wollte sie nach einer Weile wissen, und ich schüttelte nur den Kopf.

»Nein, ich denke, dass Taha und Kenan erst nach unserer Trennung gut befreundet wurden, weil ich noch nie von Taha gehört habe, wie er über ihn spricht.«, verneinte ich ihre Frage, und sie nickte.

Als dann wieder der Tag kam, an dem ich Damian zum Training fahren musste, sah er ziemlich verängstigt aus.

»Damian, mach dir keine Sorgen. Das wird schon.«, ermutigte ich ihn, während ich wieder komplett falsch einparkte. Es war mir aber egal, denn ich hatte nicht vor, ein langes und ausgiebiges Gespräch mit ihm zu führen.

Als ich die Tür meines Autos zuschlug, sagte ich zu Damian, dass er schon mal zu den anderen Kindern gehen sollte.

»Was gibt mir die Ehre, Sie wieder hier anzutreffen?«, fragte Kenan, als ich mich der Tribüne des Sportplatzes näherte.

»Lass das Siezen. Wir müssen keine Höflichkeiten wahren, wenn wir gleich alt sind. Das ist einfach nur unangenehm.«, zischte ich und sah, wie er mich anfangs etwas überrascht anschaute, aber dann grinsen musste.

»Natürlich. Was willst du, Madame?«, fragte er belustigt.

»Ich möchte, dass du Idiot aufhörst, die Kinder zu mobben. Das wird sonst bitter für dich enden.«, warnte ich ihn sauer, dabei fing er jedoch an zu lachen.

»Drohst du mir? Du kommst mir nicht mal wirklich bis zur Brust, willst du dich duellieren, oder was?«, wollte er immer noch sarkastisch wissen.

»Nein, aber dann sorge ich dafür, dass deine Karriere nicht nur pausiert, sondern beendet wird.« Als ich das aussprach, veränderte sich sein Gesichtsausdruck augenblicklich.

»Verlass den Sportplatz sofort, sonst haben wir ein fettes Problem.«, versicherte er mir.

»Sonst haben wir was?«, hakte ich nach, um ihn zu provozieren. Ich würde mich nicht von so einem Kerl bedrohen lassen.

»Sonst kann dein Bruder diese Mannschaft verlassen. Und glaub mir, wenn ich sage, dass ich dazu in der Lage bin. Jetzt mach dich ab.«, sagte er, während ich blass wurde.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lief ich zu meinem Auto und sah aus der Ferne, wie er mit einem breiten Grinsen aufs Feld lief und die Kinder zu sich rief.

Er hatte mir tatsächlich jetzt den Krieg erklärt.

athena | 𝐤𝐞𝐧𝐚𝐧𝐲𝐢𝐥𝐝𝐢𝐳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt