𝗛𝗼𝗰𝗵𝘇𝗲𝗶𝘁
»Und wenn irgendetwas sein sollte, dann ruf mich bitte an. Ich versuche, nicht allzu lange weg zu sein.«, sagte ich, als ich mich von Damian verabschiedete.
Damian hatte mich gestern Abend noch überzeugt, zur Hochzeit zu gehen, weil er meinte, das würde ich brauchen.
»Ja, mach dir keine Sorgen um mich, Athena. Ich werde bald 13 Jahre alt.«, sagte er und klang dabei äußerst ernst.
»Soll ich wirklich gehen? Du brauchst nur zu sagen, dass ich bleiben soll, dann werde ich das auch.«, wollte ich wissen und sah, wie Damian mich schon zur Haustür schieben wollte.
»Nein, bitte. Ich verbringe schon genug Zeit mit dir.«, sagte er.
Na ja, er hatte recht, und außerdem sah ich wirklich gut aus. Ich hätte es sicherlich bereut, mich heute nicht gezeigt zu haben.
Als ich mit Sema und ihren Eltern im Auto saß, klopfte mein Herz immer schneller und stärker gegen meinen Brustkorb.
Bald würde ich ihn, ironischerweise bei einer Hochzeit, zum ersten Mal seit Langem wiedersehen. Das erste Mal, nachdem ich ihn verlassen hatte.
Laute Musik ertönte, alle tanzten, und meine Augen suchten nur nach Taha. Doch statt Taha fand ich einen anderen Mann.
Da stand Kenan, mal nicht in einem Trainingsanzug, sondern in einem schicken Anzug. Er lachte gerade mit einer älteren Frau, die anscheinend versuchte, ihre Tochter mit ihm zu verkuppeln. Zumindest sah es so aus, denn das Mädchen hielt sich verlegen die Hände vors Gesicht.
Es war mir ein Rätsel, wo Taha steckte, denn ich hatte seine Eltern gesehen, ihn aber nicht.
Als wir alle am Tisch saßen und auf das Essen warteten, bemerkte ich, dass zwei Plätze neben Tahas Eltern freigehalten worden waren. Mir wurde heiß im Gesicht, da ich befürchtete, dass er womöglich in Begleitung erscheinen würde. Was ist, wenn er genau sie mitbringen würde?
»Unser Sohn hat es auch mal geschafft. Kenan hat ihn anscheinend von der Arbeit abgeholt. Er konnte leider nicht früher hier sein.«, meinte Tahas Vater, als er vom Tisch aufstand und lächelte.
Perplex drehte ich mich um und sah Taha und Kenan in unsere Richtung kommen. Beide hatten ihre Augen auf mich gerichtet, jedoch mit völlig unterschiedlichen Gesichtsausdrücken.
»Guten Abend, ich war leider bis eben noch am Arbeiten.«, meinte Taha und räusperte sich, als er sich hinsetzte und langsam den Blick von mir abwandte.
Er sah so anders aus, nicht weil sich sein Aussehen verändert hatte, sondern weil seine Ausstrahlung nun viel reifer wirkte.
Verwirrt wandte ich meinen Blick zu Kenan, der mich die ganze Zeit fragend anschaute. Kurz darauf trat mir jemand gegen den Fuß. Ich konnte ein Autsch nur schwer unterdrücken, sodass mich alle, außer Kenan, verwirrt ansahen. Dieser Idiot amüsierte sich sehr.
»Habe mich aus Versehen gestoßen.«, stotterte ich, da mir die ganze Situation zunehmend unangenehmer wurde.
Das Essen kam, und ich konnte auf einmal nichts wirklich herunterbekommen. Anscheinend ging es Taha genauso, denn er stocherte nur gedankenverloren im Essen herum.
»Ich gehe kurz mal an die frische Luft.«, flüsterte ich zu Sema, die wissen wollte, ob sie mitkommen sollte, was ich aber verneinte. Es war schon so beschämend, als Begleitung während des Essens aufzustehen, aber wenn Taha es nicht tat, dann musste ich wohl diejenige sein.
Draußen stellte ich mich hinter sehr viele Autos, sodass man mich nur schwer sehen konnte, und holte eine Zigarette heraus. Eigentlich hatte ich aufgehört zu rauchen, doch ich behielt immer ein Notfallpäckchen für Notfallsituationen.
Anscheinend blieb ich sehr lange weg, da die Musik nach einer Zeit wieder lautstark anfing zu spielen.
»Nein, ich kann nicht. Ich bin auf einer Hochzeit. Ich bin nicht dein Taxi, und außerdem habe ich schon oft erwähnt, dass ich den Kontakt zu dir abbreche. Du bist einfach nicht mein Geschmack, Frau, raff es doch mal.«, hörte ich jemanden aufgebracht sagen.
Als ich dann ein bisschen aus meinem Versteck hinter diesen ganzen Autos kurz rausschaute, traf sein Blick genau meine Richtung. Ich schluckte, denn ich wusste, dass die Stimme mir sehr bekannt vorkam. Kenan, dieser Idiot, anscheinend hatte ich mich direkt hinter seinem Auto versteckt gehabt.
Schnell zog ich mich wieder zurück und wollte gerade unter den ganzen anderen Autos verschwinden, aber Kenan stand vor mir und schaute mich grinsend an.
»Warum standest du denn die ganze Zeit hinter meinem Auto, wenn du es auch von innen ganz gut begutachten könntest?«, sagte er lachend, während ich nur angewidert den Mund verzog.
»Du Casanova, hörst du dir überhaupt zu?«, meinte ich schockiert und er nickte.
»Beruhig dich, das habe ich jetzt nur gesagt, weil es mir passend vorkam. Nie würde ich jemanden wie dich mit anderen Augen betrachten. Du bist eine langweilige, bittere Frau. Mehr nicht.«, antwortete er mir, als er mir lachend die Packung Marlboro aus der Hand riss und sie mir unter die Nase hielt.
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athena | 𝐤𝐞𝐧𝐚𝐧𝐲𝐢𝐥𝐝𝐢𝐳
FanficDie griechische Mythologie hatte Göttinnen mit schönen Namen, aber noch schöner waren die Frauen, die diese Namen trugen. Athena, die Vorzeigetochter, hatte oft mit den falschen Menschen verkehrt, doch nun traf sie auf jemanden, der alle bisherigen...