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»Athena, bitte komm jetzt! Sonst bin ich wirklich zu spät!«, hörte ich Damian von unten rufen.

Hastig zog ich meine Jacke über und rannte die Treppen zu meinem kleinen Bruder runter. Da stand er schon genervt, mit seiner Sporttasche in der Hand und schaute mich zurecht wütend an.

»Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe.«, meinte ich, als ich meinen Schlüssel hysterisch suchte. Bitter musste ich feststellen, dass ich den Schlüssel nicht fand, mal wieder.

»Suchst du den hier? Den habe ich schon seit fünf Minuten in der Hand, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.«, sagte er, während er mir den Schlüssel vor die Nase hielt.

»Na, gut. Setz dich schon mal ins Auto. Ich gucke, ob der Herd und Ofen zu ist.«, forderte ich ihn auf, als ich ihm mein Autoschlüssel zuwarf und er endlich die Türschwelle überquerte.

Es war mir unangenehm, dass mein Zwölf-Jähriger Bruder verantwortungsbewusster war, als ich, die sich gerade im Zweitsemester befand.

»Also, wo trainiert dein neuer Fußballverein nochmal?«, wollte ich wissen, als ich den Motor startete.

»Hinter deiner alten Schule. Kannst du dich erinnern? Da wo dieser Kiosk von unserem Lieblingsgriechen immer stand.«, erklärte er und holte somit alte Erinnerungen hoch.

Schmunzelnd nickte ich ihm zu und schaute, ob er sich auch richtig angeschnallt hatte, da es ehrlich gesagt eine Zumutung war, mit mir Auto zu fahren.

»Guck, ob es so passt.«, rief ich ihm zu, als ich das Fenster runtermachte, um einzuparken.

»Athena, du parkst nicht nur schief, sondern einfach nur schlecht! Das ist gerade voll peinlich.«, schrie er zurück, als ich sah, wie ein Typ in meinem Alter dastand und sein Lachen nicht verkneifen konnte.

Seufzend ließ ich es sein, vergeblich gut einzuparken und stieg sauer aus meinem Auto aus, um mit voller Wucht die Tür dieser Schrottkarre zuzuschlagen.

»Was lachst du so hässlich?«, fragte ich den Jungen, der neben Damian stand und sich ganze Zeit kaputtlachte.

»Ich finde es amüsant, dass du das Klischee erfüllst, dass Frauen kein Auto fahren können.«, antwortete er, immer noch lachend.

»Parken und Fahren sind zwei verschiedene Paar Schuhe.«, meinte ich daraufhin und nahm Damian zu mir.

»Bringen wir dich jetzt lieber zum Training. Weißt du, ob dein Trainer schon da ist?«, fragte ich, als ich seine Haare richtete. Er schlug jedoch meine Hand weg und drehte sich wieder zu dem Typen von vorhin.

»Das ist mein Trainer, Kenan Yildiz.«, sagte er, während er sich wahrscheinlich sehr stark für mich schämte.

Ich riss meine Augen auf und sah, wie er nun ernst mich anschaute. Dabei war es schwierig zu meinen, er könne ernst ausschauen mit diesem Schnitt in einer seiner Augenbraue.

»Okay, dann viel Spaß. Ich hole dich um 19 Uhr ab.«, murmelte ich zu Danian, während Kenan sich nur räusperte.

»Finden Sie es nicht etwas seltsam, den Trainer Damians zu beleidigen und dann noch ohne eine Entschuldigung zu gehen?«, wollte er wissen. Dabei schaute ich ihn nur belächelnd an, da ich nicht fassen konnte, dass dieser Typ mich gerade ernsthaft siezte.

»Nein, überhaupt nicht. Sie lachen tatsächlich sehr hässlich. Ich muss jetzt los.«, antwortete ich ihm sarkastisch und stieg wieder in mein Auto.

Eigentlich hatte ich versucht das Auto zu parken, da ich mit dem Trainer über Damian sprechen wollte, aber das konnte ich mir nun komplett abschminken.

Damian würde heute kein einziges Wort mehr mit mir sprechen, da er mir die Schuld auf dieses unangenehme Zusammentreffen geben würde. Natürlich war mir bewusst, dass ich einen impulsiven Charakter hatte und schnell überreagierte, aber so war ich nun mal.

Vor allem lachte mich dieser Vollidiot vor meinem kleinen Bruder aus, das war durchaus demütigend für mich.

Als ich Zuhause ankam, nahm ich meinen Laptop in die Hand und tippte seinen Namen im Internet ein. Eigentlich war ich sehr zuversichtlich, nichts großartiges über diesen Typen zu finden, vor allem wenn er kleine Kinder in München trainierte.

Ich erstarrte jedoch, als ich sah, dass er sehr lange für den FC Bayern München gespielt hatte und kurz vor seinem Transfer nach Juventus Turin gestanden hatte. Der Transfer erfolgte jedoch nicht, da er sich kurz davor stark verletzt hatte und seine Karriere pausieren musste. Das war wahrscheinlich das Schlimmste, was einem Fußballer passieren konnte.

Später machte ich mich wieder auf den Weg Damian abzuholen, da meine Eltern gerade aus familiären Gründen in Griechenland waren und ich nun nicht nur die Rolle der großen Schwester, sondern die Verantwortung beider Elternteile übernahm.

Dort angekommen wartete ich im Auto auf Damian, da ich eher ein zweites Zusammentreffen mit dem Herrn vermeiden wollte.

»Hey, kleiner Mann. Wie war das Training?«, wollte ich unsicher wissen, als er erschöpft die Autotür öffnete und sich hineinsetzte.

»Scheiße.«, murmelte er nur, wahrscheinlich nicht in der Stimmung, ein Gespräch mit mir zu führen.

»Willst du nicht darüber reden?«, hakte ich nach, als er nur zögerlich seinen Kopf schüttelte.

»Du hast mich blamiert.«, sagte er nur und drehte sein Kopf zum Fenster.

Seufzend fuhr ich nach Hause, ohne ein Wort noch mit Damian auszutauschen. Er war eine nachtragende Person und würde jetzt eine Weile nicht mehr mit mir reden. Das war wohl der Preis, den ich für mein Großmaul bezahlen musste.

athena | 𝐤𝐞𝐧𝐚𝐧𝐲𝐢𝐥𝐝𝐢𝐳Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt