Only the brave

Kapitel 4

»Äh... Ja, ich halte mich dran«, murmelte Louis schüchtern und trat ein paar Schritte zurück. Harry nickte nur.
»Und das hier is ne Ausnahme, aber du würdest ja eh keine Ruhe geben«, brummte Harry, der einfach loslief, ohne auf Louis zu warten. Dieser versuchte ihm eilig hinterherzurennen, ohne sich dabei abzulegen. Hier war kein Licht.
Schweigend liefen die beiden durch die Nacht, Louis hatte längst die Orientierung verloren, auf dem Weg war er nicht hergekommen, doch Harry zu fragen, dass traute er sich nicht. Der war ja ohnehin schon wütend.

Louis hatte längst aufgegeben, zu denken. Er fror, hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war und was er hier eigentlich machte. Er wollte nach Hause, unter seine Decke und schlafen, wollte sich keine Gedanken um Cowell machen. Nur abschalten. Schlafen. Bitte.
Doch Harry lief noch immer, bog mal links, mal rechts ab und lief mal schneller und mal langsamer. Und irgendwann blieb er stehen.
»Ich hätte auch den einfachen Weg zu dir nehmen können. Hier, deine Straße. Und mach so eine scheiße nicht nochmal!«, fluchte er, packte Louis grob am Arm und riss ihn vor sich. Dann schubste er Louis nach vorne und Louis fing an, zu seinem Haus zu joggen.
Mit zitternden Händen schloss er die Haustür auf und strauchelte ins Innere. Wärme. Endlich.
»Hier, du kannst auf dem Sofa schlafen, da hinten sind Kissen und Decken, gute Nacht, ja?«, fragte Louis.
Harry nickte nur, trat in das kleine Wohnzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Wärme. Aber hierbleiben? Konnte er das?
Erschöpft ließ er sich aufs Sofa sinken, rappelte sich dann aber doch noch auf, zog Schuhe und Jacke aus und holte sich eine Decke. Dann machte er es sich auf dem Sofa gemütlich. Vor Louis brauchte er keine Angst mehr zu haben, dem hatte er gezeigt, wie der Hase lief.

Ein zaghaftes »guten Morgen, Harry« und ein leises Klopfen ließen ihn aufschrecken. Verwirrt rieb er sich die Augen, dann kamen all die Erinnerungen von gestern zurück. Dieser komische Louis. Hm. Wie viel Uhr hatten sie überhaupt? 09:00. Zumindest, wenn die Uhr über dem Fenster richtig ging.
»Guten Morgen«, brummte Harry, stand auf, schlurfte zur Tür und öffnete diese. Aber nur einen Spalt breit.
»Ich hab Frühstück gemacht, hast du Hunger?«, fragte Louis und trat einen Schritt zurück. Harry blickte ihn ganz schön böse an.
»Ja.« Harry öffnete die Tür vollständig und trat zu Louis in den Flur. Dieser lief verschreckt zur Küche. Harry folgte.

»Äh, hast du eigentlich Hobbys?«, fragte Louis nach einiger Zeit, in der sie sich schweigend gegenübersaßen.
»Hatte«, antwortete Harry und biss in ein Brötchen. Erdbeermarmelade tropfte auf seinem Teller. »Ich hab ne zeitlang Tennis gespielt. Dann bin ich da draußen gelandet. Jetzt singe ich«, hängte er noch dran.
»Du hast eine wirklich tolle Stimme.« Louis wollte das Thema nicht überstürzen, Harry konnte sehr dickköpfig sein.
»Findest du wirklich?« Noch nie klang Harrys Stimme so traurig urn hoffnungsvoll zugleich, wie in diesem Moment.
»Ja, finde ich. Ich hab noch nie jemanden gehört, der mit so viel Gefühl singt, wie du«, erklärte Louis und legte sein Brötchen auf den Teller vor ihm, »du, ich spiele in einer Band. Wenn du magst, ich kann dich zu einer Probe mal mitnehmen.«
»Ich? Mich will da doch eh keiner«, schnaubte Harry.
»Ich möchte dich da dabei haben, Harry«, flüsterte Louis.
»Und wieder jemand, der nur eine Sache von mir will!« Harrys Faust knallte auf den Tisch, ruckartig sprang er auf, riss seinen Stuhl zu Boden und stürmte aus der Küche.
Louis schluckte, versuchte seine aufkommenden Tränen weg zublinzeln. Ohne Erfolg. Er war noch die der einfühlsame Typ gewesen. Und er hatte es schon wider verbockt. Warum hatte er sich auch als Captain von One Direction aufstellen lassen? Zayn hätte das viel besser gekonnt. Ach, jeder hier konnte das alles besser als.