Kapitel 9

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»Aber es hat doch geschmeckt, oder?«, fragte Harry zögernd. Er rutschte schon wieder auf seinem Stuhl hin und her.
Zayn blickte Louis fragend an. Irgendwie war Harry ihm überhaupt nicht geheuer. Er wusste ja eigentlich nichts von ihm. Louis sagte, er kenne Harry seit ein paar Tagen und Harry sei absolut korrekt, aber... Zayn kannte ihn einfach nicht. Und das war komisch.
»Louis?«, fragte Harry. Seine Stimme zitterte leicht.
»Ja, äh, sorry. Klar! Es war super lecker. Nur halt Avocados... trendiest Food of all time... weißt du?«, stammelte dieser und blickte besorgt zu Zayn. Der sah nämlich so aus, als würde der Harry gleich zusammen hauen.
»Sicher?«, fragte Harry nochmal.
»Warum bist du denn so verdammt nochmal unsicher?! Akzeptier es doch. Du hast gekocht. Und es war gut. Geht das denn nie in deine Birne rein!«, fauchte Zayn und blickte Harry feindselig an. Dieser sprang auf und lief schockiert aus der Küche.
»Du kennst ihn nicht!«, motte Louis Zayn an. »Du weißt gar nichts über Harry! Nichts! Halt einfach deine Klappe und mach, dass du hier rauskommst! Wir sehen uns Montag wieder!« Louis verließ ebenfalls die Küche und ließ Zayn einfach sitzen. Sollte der doch versauern. Warum musste er auch immer so ausrasten. Depp.
Okay, wo war Harry? Schonmal nicht im kleinen Wohnzimmer. Seine Schuhe standen aber auch noch an der Garderobe. Er war doch hoffentlich nicht ohne Schuhe rausgegangen? Im Herbst? Oh bitte nicht!
»'Tschuldigung«, murmelte Zayn hinter ihm, zwängte sich an Louis vorbei, zog seine Sachen an und verließ das Haus.
»Steck dir dein 'Tschuldigung sonst wo hin!«, dachte Louis und seufzte. Harry suchen. Zum was weiß er wie vielen Mal.
Er schaute sich nochmal im kleinen Wohnzimmer um. Alle, wirklich alle, seine, also Harrys, Sachen langen noch da. Wenn er wirklich rausgerannt war, dann würde er über kurz oder lang wieder hin auftauchen. Zum Überleben brauchte er die schließlich.
Im großen Wohnzimmer war Harry auch nicht. Wusste Harry überhaupt, dass das existierte? Er musste ihm das Haus dringend mal zeigen. Und sein Zimmer gleich mit. Harry sollte ja nicht dauerhaft auf der Couch schlafen müssen.

Louis schaute sich im ganzen Haus um. Im Keller, wie im Obergeschoss. Doch von Harry war keine Spur da. Nichts. Ratlos stand er wieder im Flur.
Und dann fiel es ihm auf.
Harrys Schuhe waren noch da. Aber Louis schwarze Sneaker. Seine Sneaker. Seine Schuhe. Die waren weg! Und seine blaue Jacke auch.
Harry war weg. Mit Schuhen und einer Jacke. Einer verdammt guten Herbstjacke. Immerhin hielt sie ihn warm. Die Jacke konnte Louis sich ja wieder kaufen.
Louis seufzte nochmal. Harry jetzt zu suchen machte keinen Sinn. Er war wütend und hatte wahrscheinlich Angst. Wenn Louis ihn jetzt fand... Nein. Daran wollte Louis gar nicht denken. Er müsste ihn am Sonntag suchen.
Also räumte Louis die Küche auf. Vom Essen war noch viel übrig. Mindestens noch eine Mahlzeit, wenn zwei dran aßen. Eher 2, wenn er allein essen würde. Was er ja nicht würde. Er würde Harry finden! Und wie er das würde. Gab ja gar keinen anderen Weg. Punkt.
Louis packte das Essen in Schüsseln. Fein getrennt. So, wie seine Mutter es ihm beigebracht hatte. Wenn man alles vermischte, dann schmeckte es auch nicht mehr. Nur meistens war Louis zu faul dafür. Aber bei diesem Essen? Von Harry... Nein. Das musste man trennen. Unbedingt.

Warum war ihm Harry eigentlich so wichtig? Er war ein Obdachloser. Er hatte nichts. Aber trotzdem hatte er irgendwas mit Louis gemacht. Nur was bloß?
Klar er konnte schön singen. Aber das durfte doch nicht der einzige Grund sein, warum er Harry so sehr mochte? Oh nein. Das durfte nicht sein! Das wäre unmenschlich.
Aber was dann? Freundschaftliche Gefühle? War es dazu nicht eigentlich zu früh? Rettungsfantasien? Aber warum ging er dann an anderen Obdachlosen einfach so vorbei, ohne überhaupt Hallo zu sagen?
Louis seufzte. Schon das dritte Mal innerhalb kürzester Zeit. Harry hatte irgendwas. Und Louis konnte dieses irgendwas nicht erklären. Aber tief in ihm drin, wusste er, dass da irgendeine, vielleicht sogar besondere, Verbindung bestand, zwischen ihm und Harry.

In diesem Moment klingelte es. Louis zuckte zusammen, ließ die Metallschüssel mit Obst fallen; also eigentlich war die Schüssel für was anderes gedacht. Harry hatte Obst besorgt.
Es klingelte erneut.

Only the braveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt