Kapitel 10

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»Harry!«, freute sich Louis, als er die Tür öffnete, zog Harry in den Flur und drückte ihn. Dann erst schloss er die Haustür.
»Man, Kumpel, ich hab mir echt Sorgen um dich gemacht!« Louis Ton war keineswegs vorwurfsvoll. Eher besorgt. Er musterte Harry kurz. Der trug wirklich seine Jacke und seine Schuhe. Aber das war Louis eigentlich egal. Hauptsache Harry war wieder da. Und das war er ja.
»Es tut mir leid, Louis. Aber. Ich, also ich... Ich hab schon so lange keinen Kontakt mehr zu Menschen und und... als ich gekündigt wurde, da war es wegen dem Essen... ich... ach verdammt«, schniefte Harry und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg.
»Komm mal mit ins Wohnzimmer. Ich hab nen Netflix Account. Dann setzen wir uns auf die Couch, schauen nen Film oder ne Serie und alles wird gut!«, schlug Louis vor und Harry nickte. Doch er stand noch immer da, machte keine Anzeichen, sich zu bewegen. Also kniete Louis sich vor Harry, öffnete die Schuhe und half ihm dann die Jacke auszuziehen. Aber bevor er ihn ins Wohnzimmer zog, bugsierte er ihn die Küche und öffnete seinen sogenannten „Wohlfühlschrank". Gefüllt mit Tee und Süßem.
»Welchen Tee? Was für Gebäck? Oder eher Chips? Beides?«, fragte Louis einfach mal drauf los.
Harry streckte seine Hand aus, fuhr mit dem Zeigefinger über die Etikette. »Das hier«, murmelte er dann und zog einen Tee aus dem Schrank. 
Black royal tea. Der war gut, fand Louis.
»Und was zu knabbern?«, fragte Louis, obwohl sich Harry bereits vom Schrank abwendetet. Der schüttelte nur den Kopf.
»Irgendeinen Film im Kopf?«, fragte Louis, während er 2 Tassen aus dem Schrank holte. Harry schüttelte wieder den Kopf.

10 Minuten später saßen sie auf dem großen Sofa. Gut einen Meter trennte sie. Aber Harry wollte nicht näher. Er sagte gar nichts mehr. Antwortete nur und dann auch nur das nötigste. Sie schauten "Der Grinch". Auch wenn zwar erst Halloween käme.

»Magst du reden?«, durchbrach Louis die Stille, als der Abspann bereits durchgelaufen war und der Fernseher nur noch eine schwarze Scheibe war. Harry hatte während des ganzen Filmes kein Wort gesagt.
»Über?«, fragte Harry tonlos. Er blickte Louis nicht an.
»Warum du zum Beispiel weggelaufen bist?«
Harry antwortete nicht. Er starrte einfach nur gerade aus. Nur seine Brust, die sich hob und senkte war das einzige Zeichen, dass er lebte und nicht nur ein lebloser Körper neben Louis auf der Couch saß.
»Soll ich dir denn mal dein Zimmer zeigen? Vorausgesetzt natürlich, du magst bei mir bleiben«, schlug Louis vor.
»Was erhoffst du dir davon?«, fragte Harry und drehte seinen Kopf zu Louis. »Was liegt dir an mir?«
»Ehelich gesagt, ich weiß es nicht. Aber ich hab das Gefühl, da is was, irgendetwas, zwischen uns. Und du bist nett. Ich mag dich«, stammelte Louis zusammen.
»Dann zeig mir mal mein Zimmer«, Harry erhob sich seufzend. Und Louis strahlte. Harry blieb. Zumindest vorerst.
»Komm!« Louis lief hoch, ins Obergeschoss, das Schlafzimmer lag gleich gegenüber von der Treppe. Es beinhaltete einen Schreibtisch, einen Kleiderschrank, ein Bett und ein Sofa samt Fernseher.
Louis öffnete eine Tür: »Du hast sogar dein eigenes Badezimmer! Da kommt man nur durch dein Zimmer hin!«
Harrys Augen leuchteten. Ein Bett. Wie lange er darin schon nicht mehr gelegen hatte! »Danke«, hauchte er dann und grinste Louis an.
»Du, Harry, also ich will dich nicht überfordern, aber, ähm, also dein Kleiderschrank is leer. Für ne Woche hab ich bestimmt Kleider für uns beide aber... naja, du hast bestimmt deinen eigenen Stil, also, äh... kämst du mit in die Stadt Klamotten und Deko für den Zimmer zu kaufen?«, fragte Louis zaghaft.
Harry blickte ihn nur entsetzt an.

Only the braveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt