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In den folgenden Tagen begannen die Vorlesungen. Da Bianca Chemie auf Lehramt studierte, hatten wir den Großteil der Vorlesungen gemeinsam. Es beruhigte mich sehr, dass es zwischen den etlichen neuen Gesichtern immer auch ein bekanntes Gesicht gab.

»Was ist dein zweites Fach«, fragte ich Bianca in der Mittagspause. Wir hatten uns in der Cafeteria ein Sandwich und einen Kaffee geholt, bevor wir uns auf der Wiese niederließen. Bianca musste auflachen. »Ich studiere insgesamt drei Fächer. Biologie und Englisch belege ich neben Chemie noch«, antwortete sie. Erstaunt sah ich sie an. »Hast du überhaupt noch Freizeit? Dann hast du doch den ganzen Tag nur Vorlesungen.« Jetzt lachte Bianca. »Könnte man meinen, ist aber nicht so. Da ich viele Kurse als Grundlage für Bio und Chemie brauche, geht es sogar. Aber im Schnitt habe ich so 5 Vorlesungen am Tag. Ich muss halt immer zwischen den Fakultäten wechseln, weil die Sprachen auf einem anderen Campus gelehrt werden«, erklärte sie mir. Ich nickte. Ich hatte im Vergleich drei Vorlesungen pro Tag und einen Workshop zum Thesen schreiben. Außerdem besserte dieser Workshop meine Noten ein wenig auf und ich konnte ihn anrechnen lassen.

»Was willst du nach dem Studium machen?«, fragte sie. Wir hatten darüber kurz gesprochen, als wir gemeinsam Kaffee trinken waren, sind jedoch nicht so sehr ins Detail gegangen. »Also mein Traum wäre es, bei der BASF zu arbeiten. Wir hatten einmal eine Exkursion hin und ich bin seitdem absolut fasziniert von dem gesamten Werk«, sagte ich und schwelgte ein wenig in Erinnerungen. Wie wir im Werk herumgeführt wurden, unter tausenden Rohren und Leitungen durchliefen, Werksstraßen überquerten, die von kleinen Lasten-Fahrzeugen befahren wurden, die an Golfcarts erinnerten. Sie transportierten Fässer voll Gefahrgut. Ich wollte unbedingt dort arbeiten und forschen. »Das klingt nach großen Plänen«, antwortete Bianca, bevor sie ein Bissen ihres Sandwiches nahm. »Hast du schon eine Schule im Blick, an der du dein Referendariat machen willst?«, fragte ich, um das Gespräch weiterzuführen.

Sie musste kurz überlegen, bevor sie den Kopf schüttelte. »Ich möchte gerne hier in der Nähe bleiben, auch meinem Freund zuliebe. Er hat hier endlich wieder Fuß gefasst im Leben, nach einer sehr harten Phase, da will ich ihn nicht wieder rausreißen. Ich sehe eine gemeinsame Zukunft mit ihm«, antwortete sie lächelnd, bevor sie sich den letzten Bissen ihres Sandwiches in den Mund schob. Ich tat es ihr gleich. Eine Zukunft mit Taddl wollte ich auch, habe sie jedoch nicht bekommen. Ich war neidisch auf sie, ohne es zu wollen.

»Wir sollten los, das Praktikum für die anorganische Chemie beginnt gleich«, riss mich Bianca aus den Gedanken. Sie war bereits aufgestanden und hielt mir nun ihre Hand hin, die ich dankbar ergriff. Sie zog mich hoch und ich nahm meinen Rucksack vom Boden, bevor wir zum richtigen Gebäude liefen.

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