⁻ Rückblick, April 2013 ⁻
Ich schloss die Tür hinter mir zu und bückte mich auf den Boden. Ich hielt meine Ohren mit meinen Händen zu, meine Augen hielt ich geschlossen und meine Tränen flossen in meine Ärmel hinein. Ich kann das ständige Geschrei meiner Eltern nicht mehr ertragen. Wieso trennen sie sich einfach nicht? Wieso tun sie mir sowas an? Womit habe ich das alles verdient, ich bin doch gerade mal sieben Jahre alt?
Mein ganzer Körper zuckte zusammen, als ich das Geräusch eines zerbrochenen Glases hörte. Die lauten Stimmen hörten immer noch nicht auf.Ich öffnete meine Augen wieder und das erste, was ich sah, war mein offenes Fenster. Wir wohnen im ersten Stock, also kletterte ich aus dem Fenster und rannte vor diesem lauten Haus weg. Da wir erst vor 2 Tagen hierher, nach Regensburg gezogen sind, wusste ich nicht wohin ich laufen soll, doch dann sah ich einen Spielplatz ganz in der Nähe. Dort angekommen kletterte ich hoch auf ein Gerüst und setzte mich hin. Mittlerweile sind die Tränen in meinem Gesicht ausgetrocknet.
Ein Junge verfolgte mich auf das Gerüst und setzte sich neben mich hin. Er guckte mich an und fragte „Warum hast du geweint?" Ich sah ihn mit gläsernen Augen an „Meine Eltern haben gestritten, ich bin weggerannt" antwortete ich ihm. „Warum haben sie denn gestritten?"
„Ich weiß nicht, aber wenn ich meine Mutter frage, sagt sie immer, dass wir ganz ganz viel Geld brauchen, damit wir wieder glücklich sein können, wie früher." Nachdem ich das gesagt habe, suchte er etwas in seiner Hosentasche. Er holte zwei euro raus und nahm meine Hand in seine. „Hier, dann kannst du wieder glücklich sein. Es ist zwar wenig, aber besser als nichts."
Ich lächelte ihn an und fragte wie er heißt.
„Ich bin Kenan." „Danke, Kenan" Jetzt klappte er meine Hand, auf der zwei Euro lagen zu und lächelte mich an. „Und wie heißt du?" „Ich heiße Ceylin."Er wiederholte meinen Namen „Du musst neu hier sein, richtig?" „Ja, wir sind schon wieder umgezogen" „Ich hoffe, diesmal bleibst du ganz lange hier." Gerade als ich ihm antworten wollte hörte ich meine Mutter, die meinen Namen rumschrie. Kenan und ich sahen zu meiner Mutter rüber, doch ich bewegte mich nicht zu ihr. Ist ihr meine Existenz erst jetzt wieder eingefallen? „Ich glaube deine Mutter vermisst dich" sprach Kenan, als er auf die schreiende Frau zeigte. Sie hat mich auf gar keinen Fall vermisst, doch ich antwortete mit einem „Ja"
Ich stand auf und Kenan direkt nach mir „Kannst du morgen wieder hierher kommen?" fragte mich Kenan etwas schüchtern. Ich lächelte ihn an „Ich werde hier sein, Tschüss Kenan." „Auf wiedersehen Ceylin."
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Ein Leben lang - Kenan Yildiz
FanfictionCeylin musste wegen der endlosen Probleme ihrer Eltern von klein auf ständig umziehen und verlor dabei ihren einzigen und besten Freund. Doch was passiert, wenn das Schicksal sie nach Jahren plötzlich wieder zusammenführt?