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Als ich meine Augen wieder öffnete, merkte ich, dass es schon der nächste Tag war. Ich bin wohl beim Nachdenken eingeschlafen.
Ich bin runter gegangen und habe mir erstmal ein Frühstück vorbereitet. Meine Mutter redet nicht mehr mit mir, aber das ist mir auch irgendwie egal, da wir an einem Tag eh nur zwei bis drei Sätze kommunizierten. Als ich wieder oben in meinem Zimmer war, rief Tuana mich an, damit wir gemeinsam die Flugtickets kaufen können.

Nach etwa 20 Minuten waren wir auch fertig, vier Tickets für Tuana und ihre Familie und ein Ticket für mich. Von Stuttgart nach Turin. Ich bin sehr aufgeregt und ich hoffe einfach, dass es genauso schön wird, wie ich es mir seit meiner Kindheit vorstelle. Ich bin auch erleichtert, dass ich nicht alleine dort bin, sondern Tuana an meiner Seite habe. Unser Flug ist bereits übermorgen um 20 Uhr, also beginne ich jetzt meinen Koffer zu packen.
Nach Stunden habe ich insgesamt zwei Koffer und einen Rucksack. Alle Schubladen und Schränke sind ausgeleert, ich plane eigentlich nicht nochmal zurück zu kommen.

- 2 Tage später -

Tuana und ihre Familie werden gleich vor meiner Haustür sein, damit wir zusammen zum Flughafen fahren können. Meine Koffer stehen schon vor der Tür und als Tuana's Vater gehupt hat, war es mein Zeichen aus der Tür zu laufen. Doch genau dann kam meine Mutter. Ich dachte sie wollte sich nicht von mir verabschieden. Das Einzige, was sie zu mir sagte war „Kendine dikkat et." (Pass auf dich auf.) Meine Hand lag auf der Türklinge und ich sah sie noch ein letztes mal an. „Anne, ben bir daha dönmeyeceğim, biliyorsun demi?" (Mama, ich werde nicht wieder zurückkommen, das weißt du oder?) Ohne zu antworten kam sie näher zu mir und umarmte mich ganz fest. Ich umarmte sie auch. Seit Jahren wartete ich nur auf diesen Moment und nun kam er. Ich wusste nicht was genau ich fühlen soll.

Sie hat mich losgelassen und lächelte mich mit feuchten Augen an. Ich lächelte sie zurück an und verließ jetzt das Haus. Ich war leicht verwirrt, mochte mich meine Mutter jetzt doch?

Ohne weiter darüber nachzudenken, saß ich im Auto von Tuana's Vater. Sie begrüssten mich alle und ich saß rechts am Fenster, Tuana direkt neben mir, in der Mitte und ihr Bruder Tolga, saß am linken Fenster. Die Fahrt war eigentlich ganz angenehm, da ich ihre Familie schon einigermaßen gut kenne.

Schon waren wir am Flughafen und Tuana und ich kreischten die ganze Zeit vor Freude rum. Nachdem wir mit dem Check-In und der Sicherheitskontrolle durch waren, warteten wir nur noch am Gate auf unseren Flieger, der in weniger als 45 Minuten hier sein sollte
- natürlich wenn er pünktlich kommt -

Am Gate habe ich mir die Gesichter, der anderen Menschen angesehen und ein Gesicht kam mir irgendwoher bekannt vor. Ich wusste aber nicht woher, also ging ich ganz tief in meine Gedanken. Ich musste wissen, woher ich ihn kenne. Es beschäftigt meinen Kopf zu sehr. Tuana riss mich aus meinen Gedanken und zeigte mir ein Video auf ihrem Handy „Guck! Italien ist so schön, da müssen wir unbedingt hin!!"
Der Junge beschäftigte mich gerade mehr, als was sie mir zeigte also lächelte ich sie an und sagte einfach „Omg, wow."

Sie hat mich dabei erwischt wie ich den Jungen durchgehend ansah, also stoß sie ihren Ellenbogen gegen meinen, damit sie meine Aufmerksamkeit bekam. Ich blickte sofort zu ihr und sie sah mich komisch an. „Na, warum starrst du den Jungen die ganze Zeit an?"
Verwundert sah ich sie an „Ich weiß was du denkst, aber nein es ist nicht so. Er kommt mir richtig bekannt vor, ich komme nur nicht darauf woher."
Sie fing an leicht zu lachen „Vielleicht ist das ja dein Kindheitsfreund." Sie stoß wieder gegen meinen Ellenbogen. Ich sah sie genervt an „Haha, wie lustig."

Nach einer Weile saß ich im Flieger. Ich am Fenster, Tuana in der Mitte und außen Tolga. Mit ihm verstand ich mich eigentlich ganz gut, wir redeten ab und an.

Ich weiß immer noch nicht, woher ich den Junge aus dem Flughafen kenne, aber als er auch anfing mich komisch anzustarren, sah ich weg und vergaß es einfach.

Das Flugzeug steigt jetzt in die Luft. Mein Italien-Traum wird ganz bald verwirklicht.

Ein Leben lang - Kenan YildizWo Geschichten leben. Entdecke jetzt