Echo Der Saiten

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In einem schummrig beleuchteten Studio in Berlin sitzen Richard Kruspe und Paul Landers, umgeben von den vertrauten Wänden, die schon so viele ihrer musikalischen Meisterwerke miterlebt haben.
Es ist spät, die Uhr tickt unaufhörlich in Richtung Mitternacht, aber die beiden Gitarristen sind noch weit davon entfernt, den Tag zu beenden.

Richard streicht mit der Hand über die Saiten seiner Gitarre und lässt einige Töne erklingen, die wie ein melancholisches Echo durch den Raum hallen.
Paul, der auf dem Sofa sitzt, hebt den Kopf und schaut zu Richard hinüber.
Es ist ein seltener Moment der Stille zwischen ihnen, in dem die Luft zwischen den beiden von etwas Ungesagtem erfüllt zu sein scheint.

,,Du hast da was Schönes gefunden", sagt Paul schließlich und lächelt leicht.
Sein Lächeln ist warm, doch in seinen Augen liegt ein Funken Ernsthaftigkeit, die Richard innehalten lässt.

,,Es kommt von irgendwo tief innen", murmelt Richard, während seine Finger wie von selbst weiter über die Saiten gleiten.
,,Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Musik das Einzige ist, was uns wirklich versteht."

Paul nickt.
Er weiß genau, was Richard meint.
Über all die Jahre haben sie beide die Höhen und Tiefen des Lebens geteilt, auf der Bühne und abseits davon.
Doch es sind diese stillen Momente im Studio, wenn die Welt draußen zu schweigen scheint, die sie wirklich verbinden.

,,Manchmal frage ich mich", beginnt Paul zögernd, ,,wie es wäre, wenn wir nie angefangen hätten, zusammen Musik zu machen. Wo wir jetzt wären."

Richard hält inne und schaut Paul direkt an.
‚,Wahrscheinlich würden wir in irgendeinem Büro sitzen und uns fragen, warum wir uns so leer fühlen", sagt er mit einem schiefen Lächeln.

Paul lacht leise, doch dann wird sein Blick wieder ernst.
,,Weißt du, Richard, ich schätze diese Momente. Diese... Verbindungen, die wir haben. Es ist mehr als nur die Musik. Es ist... du und ich, auf irgendeine seltsame Weise."

Richard schweigt, doch seine Augen verraten, dass ihn Pauls Worte berührt haben.
Er legt die Gitarre zur Seite und steht auf, um sich neben Paul aufs Sofa zu setzen.
Für einen Moment sitzen sie einfach nur da, Seite an Seite, das Gewicht all der Jahre, der Touren, der Kämpfe und der Triumphe spürbar zwischen ihnen.

,,Ja, es ist mehr als nur die Musik", stimmt Richard schließlich zu.
,,Es ist Freundschaft. Oder vielleicht sogar noch mehr, wer weiß."

Paul dreht den Kopf und sieht Richard direkt in die Augen.
,,Vielleicht ist es das", murmelt er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

In diesem Moment gibt es kein Publikum, keine Scheinwerfer, keine tobenden Fans.
Es gibt nur Richard und Paul, zwei Menschen, die sich über die Jahre hinweg gefunden haben- auf eine Weise, die sie beide noch nicht ganz verstehen, aber die sie doch spüren, tief in ihrem Inneren.

Und dann, ohne ein weiteres Wort, lehnte sich Paul leicht nach vorne und drückt einen flüchtigen fast zaghaften Kuss auf Richards Lippen.
Es ist kein leidenschaftlicher Kuss, sondern eine einfache Geste der Nähe, der Verbindung.
Richard schließt die Augen und erwidert den Kuss, als ob es das Natürlichste auf der Welt wäre.

Als sie sich wieder voneinander lösen, bleibt die Stille zwischen ihnen bestehen, doch sie ist nicht mehr schwer, sondern erfüllt von einem stillen Einvernehmen.

,,Wir sollten weitermachen", sagt Richard nach einer Weile und greift wieder nach seiner Gitarre, aber sein Lächeln verrät, dass er etwas Neues entdeckt hat- etwas, das vielleicht immer schon da war, aber nun endlich seinen Weg ans Licht gefunden hat.

Paul nickt, und gemeinsam beginnen sie, die Nacht mit Musik zu füllen- nicht mehr als Bandkollegen, sondern als zwei Menschen, die sich durch die Töne ihrer Gitarren auf einer tiefen Ebene verstanden haben.

Harmonie Der Herzen (Paulchard Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt