Nach dem Rückfall war die Luft in der Familie schwer, wie ein unsichtbarer Nebel, der sich über alle legte.
Auch wenn Paul sich bemühte, wieder Fuß zu fassen und zur Normalität zurückzukehren, war es für ihn immer schwieriger geworden, den Druck, die Ängste und die Selbstzweifel zu bewältigen.
Jede Therapiesitzung war ein kleiner Schritt in Richtung Besserung, aber es fühlte sich an, als ob er auf einem schmalen Grat balancierte, ständig kurz davor, abzustürzen.Es war ein regnerischer Abend und die Stimmung im Haus war ruhig, aber angespannt.
Richard war in der Küche und bereitete das Abendessen vor, während Emil in seinem Zimmer an den Hausaufgaben saß und Sarah leise auf der Couch las.
Paul jedoch saß allein im Wohnzimmer, die Dunkelheit des Raumes nur von dem schwachen Licht der Lampe erhellt.
Er spürte, wie sich die vertrauten Wellen von Angst und Verzweiflung ihn erneut zu überwältigen drohten.Das Rauschen des Regens draußen verstärkte das Gefühl der Isolation, und Paul wusste, dass er an einem Wendepunkt stand.
Er konnte nicht mehr alleine weitermachen, konnte nicht mehr so tun, als hätte er alles im Griff.
Das Gewicht seiner Ängste und des Drucks, den er sich selbst auferlegte, drohte ihn zu erdrücken.Er saß da, die Hände fest um die Kanten des Sofas geklammert, als die Tränen unerwartet kamen.
Es war, als ob der Damn gebrochen war.
All die Gefühle, die er versucht hatte zu unterdrücken, strömten über ihn herein.
Er fühlte sich schwach, verloren, und zum ersten Mal in langer Zeit wusste er, dass er seine Familie brauchte- wirklich brauchte.
Nicht als Stütze im Hintergrund, sondern als aktiven Teil seiner Heilung.Mit zitternden Händen stand er auf und ging in die Küche, wo Richard gerade die Teller auf den Tisch stellte.
Als Richard ihn sah, erkannte er sofort den Schmerz in Pauls Gesicht.
,,Paul? Was ist los?"Paul atmete schwer, unfähig, seine Gefühle noch länger zurückzuhalten.
,,Richard... ich kann das nicht mehr alleine", flüsterte er, bevor seine Stimme brach.
,,Ich brauche euch. Ich weiß nicht, wie ich das ohne euch schaffen soll."Richard war sofort bei ihm, legte die Arme um Paul und hielt ihn fest.
,,Wir sind hier, Paul. Du bist nicht allein. Du musst uns nur sagen, wie wir dir helfen können."Paul schüttelte den Kopf, Tränen liefen über seine Wangen.
,,Ich weiß es nicht... ich weiß nur, dass ich Angst habe. Ich habe so viel Angst, dass ich wieder scheitern werde. Dass ich euch enttäusche, dass ich mich selbst verliere."In diesem Moment kam Emil aus seinem Zimmer, angezogen von den leisen Stimmen und der ungewohnten Spannung im Raum.
Er sah seinen Vater, der in Richards Armen weinte, und seine Augen weiteten sich vor Sorge.,,Papa..."
Emil trat zögernd näher, nicht sicher, was er tun sollte.Paul sah seinen Sohn an, und der Anblick von Emil, der mittlerweile fast ein junger Mann war, brachte ihn endgültig dazu, die letzten Reste seines Stolzes abzulegen.
,,Emil... ich brauche euch. Ich brauche deine Hilfe."Emil, der nicht wusste, wie er reagieren sollte, nickte nur langsam.
,,Natürlich, Papa. Wir sind doch da. Was können wir tun?"Auch Sarah, die die angespannte Atmosphäre gespürt hatte, kam nun in die Küche.
Sie sah ihren Vater, der so verletzlich und gebrochen wirkte, und verstand zwar nicht alles, aber sie spürte, dass dies ein wichtiger Moment war.,,Papa?"
Sarahs Stimme war leise, fast ängstlich.
,,Alles wird gut, oder?"Paul sah seine Tochter an, und die Unschuld in ihren Augen brachte ihn dazu, tief durchzuatmen.
,,Ich hoffe es, Sarah. Aber ich brauche euch. Ich brauche euch alle, um mich daran zu erinnern, dass ich das schaffen kann."Es war das erste Mal, dass Paul so offen und ehrlich vor seinen Kindern sprach.
Bisher hatte er immer versucht, stark zu wirken, der Fels in der Brandung zu sein.
Doch in diesem Moment erkannte er, dass Stärke nicht bedeutete, alles alleine tragen zu müssen.
Stärke bedeutete, um Hilfe zu bitten.Richard, der Pauls Hand festhielt, sprach mit einer sanften, aber entschlossenen Stimme.
,,Paul, du hast uns nie enttäuscht. Und du wirst das nicht alleine schaffen müssen. Wir sind eine Familie, und das bedeutet, dass wir das zusammen durchstehen."Paul nickte, seine Stimme immer noch zitternd, aber er spürte, wie die Last, die er so lange mit sich herumgetragen hatte, etwas leichter wurde.
,,Ich weiß nicht, wie ich den nächsten Schritt machen soll", gab er zu, während er sich auf einen Stuhl setzte und die Tränen abwischte.Emil setzte sich neben seinen Vater und legte eine Hand auf dessen Schulter.
,,Wir sind bei dir, Papa. Wenn du fällst, dann fangen wir dich auf."Paul sah Emil an, seine Augen voller Dankbarkeit.
,,Danke, Emil. Ich... ich wusste nicht, wie sehr ich euch brauche, bis jetzt."Sarah trat zögernd näher, bevor sie die Arme um ihren Vater schlang.
,,Ich will, dass es dir gut geht, Papa. Wir helfen dir, egal was ist."Die Worte seiner Kinder und die ständige Unterstützung von Richard gaben Paul den Mut, sich noch einmal der Dunkelheit zu stellen.
Er wusste, dass dies kein einfacher Weg sein würde, aber in diesem Moment erkannte er, dass er nicht alleine kämpfen musste.
Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich nicht mehr isoliert in seinem Schmerz.Richard kniete sich vor Paul hin, ihre Hände immer noch ineinander verschlungen.
,,Wir werden uns gemeinsam den nächsten Schritten stellen. Sei es durch die Therapie, sei es durch neue Wege, den Alkohol hinter dir zu lassen- wir sind hier, und wir gehen das zusammen an. Aber du musst uns immer wissen lassen, wenn du dich überfordert fühlst."Paul nickte, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
,,Ich verspreche es. Ich werde nicht mehr versuchen, es alleine zu schaffen."Es war ein Moment der völligen Ehrlichkeit, ein Moment, in dem die Familie, die so viel durchgemacht hatte, noch enger zusammenwuchs.
Paul wusste, dass er nicht sofort ,,geheilt" war, dass dieser Kampf noch lange nicht vorbei war.
Aber er wusste auch, dass er nicht mehr alleine kämpfen musste.An diesem Abend, während die Dunkelheit draußen immer dichter wurde, saß die Familie zusammen am Küchentisch- in stiller Einheit, in Liebe, in gegenseitiger Unterstützung.
Paul hatte um Hilfe gebeten, und sie waren da, bereit, ihn auf seinem Weg zu begleiten.
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Harmonie Der Herzen (Paulchard Ff)
FanfictionIch hoffe euch gefällt die Fanfiction hab mir echt Mühe dabei gegeben.☺️