Lucien stand am Rande des Unvorstellbaren, als er in dem stillen, kalten Krankenhauszimmer verharrte. Der Raum war erfüllt von einem bedrückenden Schweigen, das nur durch das leise Piepsen der Maschinen unterbrochen wurde, die Amélies schwachen Puls überwachten.
Die sterile Kälte der weißen Wände und das monotone Summen der Geräte schienen wie eine trostlose Kulisse für das Drama, das sich vor ihm abspielte. Er spürte die Schwere der Entscheidung, die er getroffen hatte, wie einen eisigen Griff um sein Herz.
Mit zitternden Händen streckte Lucien sich aus und berührte sanft Amélies blasses Gesicht. Ihre Haut war kühl unter seinen Fingerspitzen, ein stummer Vorbote dessen, was kommen würde, wenn er nicht handelte. Er fühlte den Schmerz tief in seiner Brust, als er sich entschloss, das Unvorstellbare zu tun. Die Unsterblichkeit, die ihn über Jahrhunderte hinweg getragen hatte, war nun das Einzige, das er aufgeben konnte, um das Leben der Frau zu retten, die er mehr liebte als alles andere.
„Amélie," flüsterte er, seine Stimme zitternd und voller Emotionen. „Ich kann das nicht zulassen. Ich werde nicht zusehen, wie du mir genommen wirst. Ich... ich werde alles tun, um dich zu retten." Seine Worte waren eine verzweifelte Beschwörung, ein letzter Versuch, die unaufhaltsame Dunkelheit zurückzudrängen, die drohte, sie beide zu verschlingen.
In diesem Moment wusste Lucien, dass es keinen anderen Weg gab. Er musste das Opfer bringen, das er so lange gefürchtet hatte. Die Kräfte, die ihm die Unsterblichkeit verliehen hatten, konnten sie ihm auch nehmen – aber nur zu einem unvorstellbaren Preis.
Er würde seine Lebensenergie auf Amélie übertragen, ihr das Leben schenken, das er selbst so viele Jahre bewahrt hatte, doch der Preis dafür war hoch. Zu hoch. Es bedeutete, dass er sich selbst verlieren würde, dass er sich in die Dunkelheit begeben würde, die er so lange vermieden hatte.
„Ich hoffe, du kannst mir eines Tages verzeihen," flüsterte Lucien, als er sich zu Amélie beugte und ihre kalte Stirn küsste. „Ich tue das, weil ich dich liebe. Weil ich nicht in einer Welt ohne dich leben kann." Er schloss die Augen und begann den Prozess, der ihm seine Kraft entziehen würde.Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn, als er spürte, wie seine Energie langsam aus ihm herausgesogen wurde, wie sein Leben sich langsam aber sicher auflöste. Es war, als würde ein Teil von ihm sterben, während er alles, was er war, auf Amélie übertrug.
Der Schmerz war unerträglich, doch noch schmerzhafter war die Traurigkeit, die ihn überkam. Er fühlte, wie seine Existenz zu schwinden begann, wie die Jahrhunderte seines Lebens verblassten, als er sich der Dunkelheit näherte, die ihn langsam umschloss. Es war nicht der Tod, den er fürchtete – es war der Gedanke, dass er Amélie nie wieder sehen würde. Dass er sie retten würde, nur um selbst in Vergessenheit zu geraten.
„Bitte... bitte erinnere dich an mich," flüsterte Lucien, als seine Kraft schwand und sein Körper langsam an Substanz verlor. „Erinnere dich an die Nächte, die wir zusammen verbracht haben, an die Liebe, die wir teilten..." Seine Worte wurden schwächer, seine Stimme leiser, als die Dunkelheit ihn einholte.
In diesem Moment begann Amélie, aus ihrer Bewusstlosigkeit zu erwachen. Ihre Augenlider zuckten leicht, bevor sie sich öffneten und auf die vertraute, aber nun veränderte Gestalt von Lucien blickten. Sie spürte, wie ihre Energie zurückkehrte, wie ihr Körper sich erholte, doch der Anblick vor ihr ließ ihr Herz gefrieren.
Lucien stand über ihr, doch er war anders – schwächer, durchscheinend, als würde er sich langsam in Luft auflösen.„Lucien?" Ihre Stimme war heiser, voller Verwirrung und Angst. „Was... was passiert mit dir?"Lucien zwang sich zu einem schwachen Lächeln, auch wenn der Schmerz und die Traurigkeit in ihm wüteten. „Ich rette dich, Amélie," sagte er leise, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Ich rette dich, weil ich dich liebe. Aber das bedeutet, dass ich gehen muss."
„Nein!" Amélie versuchte sich aufzurichten, ihre Augen füllten sich mit Tränen, als sie nach ihm griff. „Das darf nicht sein! Du kannst mich nicht verlassen!"
Lucien fühlte die Wärme ihrer Hand, als sie seine Berührung suchte, doch er wusste, dass es zu spät war. Der Prozess war abgeschlossen, und er spürte, wie seine Existenz sich auflöste, wie er in die Dunkelheit glitt, die keine Rückkehr kannte. „Es tut mir leid," flüsterte er, als er spürte, wie seine Stimme versagte. „Aber ich habe keine andere Wahl."Die Dunkelheit um ihn herum wurde dichter, und er konnte fühlen, wie er langsam verschwand, als würde er in einem tiefen, endlosen Ozean versinken. „Ich werde dich immer lieben, Amélie," waren seine letzten Worte, bevor die Welt um ihn herum verblasste und er sich für immer von dem Licht verabschiedete, das sie beide so lange miteinander verbunden hatte.
Amélie blieb allein zurück, ihre Hand ausgestreckt, doch Lucien war nicht mehr da. Die Dunkelheit hatte ihn geholt, und die Stille des Raumes war das einzige, was noch blieb.
Tränen strömten über ihr Gesicht, als sie realisierte, was geschehen war, und die Schwere der Opfer, die Lucien für sie gebracht hatte, lastete wie eine unerträgliche Last auf ihrem Herzen.
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Was hättet ihr euch für Amélie gewünscht?Lasst es mich in den Kommentaren wissen!
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Die Ewigkeit in deinen Augen
Vampire-Abgeschlossen- In den schimmernden Nächten von Paris, wo die Straßen von goldenen Lichtern erleuchtet werden und das Echo vergangener Zeiten flüstert, lebt Lucien, ein Vampir, der sich der ewigen Dunkelheit verschrieben hat. Seit Jahrhunderten dur...