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Amélie saß an ihrem kleinen Schreibtisch, der von der schwachen Flamme einer Kerze erleuchtet wurde, die sanft flackerte und Schatten über die Wände warf. Vor ihr lag ein schlichtes, ledergebundenes Tagebuch, das sie vor kurzem in einer stillen Buchhandlung in einer abgelegenen Gasse von Paris gekauft hatte.

Die Seiten waren noch fast leer, doch sie wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie es mit ihren Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen füllen würde.

Seit Luciens Verlust war sie von einer tiefer Trauer erfüllt, die sie kaum zu ertragen wusste. Die Einsamkeit war überwältigend, aber das Schreiben in diesem Tagebuch gab ihr das Gefühl, dass sie ihre Verbindung zu ihm irgendwie aufrechterhalten konnte.

Es war, als würde sie mit ihm sprechen, ihm ihre tiefsten Gedanken anvertrauen, obwohl er nicht mehr an ihrer Seite war.Mit zitternden Händen nahm sie ihren Füller zur Hand und begann zu schreiben. Die Tinte floss über das Papier, während sie ihre Gefühle in Worte fasste, die sie mit jeder Faser ihres Wesens spürte.

**Tagebucheintrag, 17. August***Heute ist es genau zwei Wochen her, seit du von mir gegangen bist, Lucien. Zwei Wochen, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, als wäre ein Teil von mir für immer verloren. Ich habe immer gewusst, dass unsere Liebe anders war, einzigartig und kostbar, aber ich hätte nie gedacht, dass sie uns so viel kosten würde.*
*Ich erinnere mich noch genau an die Nacht, als wir uns das erste Mal begegneten. Es war eine dieser magischen Pariser Nächte, in denen die Stadt wie ein lebendes Gemälde wirkte, voller Leben und Geheimnisse. Ich war alleine, vertieft in ein Buch, das ich gerade erst gekauft hatte, als ich plötzlich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Als ich aufsah, trafen sich unsere Blicke, und es war, als hätte die Welt aufgehört, sich zu drehen. Deine Augen, so tief und unergründlich, zogen mich sofort in ihren Bann. Ich konnte spüren, dass du anders warst, dass in dir etwas schlummerte, das ich nicht verstehen konnte. Aber ich fühlte mich sofort zu dir hingezogen, als ob wir für einander bestimmt waren.*
*Diese Erinnerung hält mich nachts wach, sie ist mein Trost und mein Fluch zugleich. Ich sehe uns in den Gärten von Paris, wie wir Hand in Hand durch die versteckten Wege spazieren, ich höre uns in den stillen Ecken der Stadt flüstern, unsere geheimen Gespräche über Bücher, Kunst und das Leben selbst. Es fühlt sich an, als ob diese Erinnerungen mich jetzt am Leben halten, als ob sie das Einzige sind, was noch real ist, seit du fort bist.*
*Als du mir gestanden hast, dass du ein Vampir bist, war ich zunächst von Angst und Faszination erfüllt. Doch diese Gefühle verwandelten sich schnell in Liebe, in ein tiefes Verständnis für dein Wesen und deine Einsamkeit. Du hast mir eine Welt gezeigt, die ich nie für möglich gehalten hätte – eine Welt, die ebenso schön wie gefährlich ist. Und doch... ich hätte nie gedacht, dass deine Liebe zu mir dich eines Tages so viel kosten würde.*
*Ich kann immer noch nicht fassen, dass du dich für mich geopfert hast. Ich spüre deine Abwesenheit wie eine Wunde, die nicht heilt. Doch ich weiß, dass du das getan hast, weil du mich über alles geliebt hast. Aber die Schuld, die ich fühle, erdrückt mich. Hätte ich dich davon abhalten sollen? Hätte ich dich bitten sollen, mich zu verwandeln, damit wir für immer zusammen sein können? Diese Fragen verfolgen mich, und ich finde keine Antwort.*
*Ich suche immer noch nach dir, in den Straßen, in den Gärten, in den Schatten der Stadt, wo wir einst zusammen waren. Doch ich finde nur Leere, ein Echo deiner Anwesenheit, das mich noch mehr quält. Du hast mir das Leben geschenkt, Lucien, aber was soll ich mit einem Leben ohne dich anfangen?*

Amélie hielt inne und legte den Füller nieder, während ihre Tränen leise auf das Papier tropften. Sie hatte gehofft, dass das Schreiben ihr Erleichterung bringen würde, aber es hatte nur die Wunde wieder aufgerissen, die nie wirklich zu heilen schien. Doch sie wusste, dass sie weiterschreiben musste, dass sie ihre Erinnerungen an Lucien lebendig halten musste, um nicht selbst in der Dunkelheit zu versinken.

Sie strich sanft über die frisch beschriebene Seite und schloss das Tagebuch. Es war jetzt ihr einziger Weg, mit ihm in Verbindung zu bleiben, und sie würde jeden kostbaren Moment, den sie mit ihm erlebt hatte, festhalten, als wäre es ein Schatz, den sie vor der Vergänglichkeit schützen musste. Lucien mochte verschwunden sein, aber in ihren Worten, in den Seiten dieses Tagebuchs, würde er immer weiterleben.


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Wollt ihr Lucien zurück?

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