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Die Zurückweisung.


Als Lucian erwachte, lag er auf dem feuchten Waldboden, doch die Welt um ihn herum hatte sich verändert. Die Nacht war dunkel, dunkler als je zuvor, und die Geräusche des Waldes klangen gedämpft und fremd. Er spürte eine ungewohnte Kälte in sich, eine Kälte, die tief in seine Knochen gedrungen war und nicht weichen wollte.

Langsam richtete er sich auf, doch der Durst, der ihn vor seiner Ohnmacht übermannt hatte, war noch immer da – ein brennender, quälender Durst, der ihn verzweifeln ließ. Doch es war kein Durst nach Wasser. Es war etwas viel Tieferes, etwas Unerklärliches, das sein gesamtes Wesen ergriff und nicht losließ.

Als Lucian aus der Bewusstlosigkeit erwachte, lag er auf dem kalten, feuchten Waldboden. Der nächtliche Wald um ihn herum hatte sich auf eine Weise verändert, die ihm sofort auffiel. Die Dunkelheit war nicht einfach nur tief, sie war fast greifbar, dichter als jede Nacht, die er je erlebt hatte. Selbst die Geräusche des Waldes schienen verändert – sie klangen gedämpft, als ob ein unsichtbarer Schleier die Welt umhüllte und jede Bewegung, jedes Rascheln der Blätter erstickte.

Ein eisiger Schauer durchlief Lucians Körper, eine Kälte, die weit über das hinausging, was die feuchte Erde und die kühle Nachtluft verursachen konnten. Diese Kälte schien von innen zu kommen, tief aus seinem Innersten, als hätte sich ein eisiger Kern in seinen Knochen festgesetzt und breitete sich nun langsam, aber unerbittlich in seinem gesamten Körper aus. Er fühlte sich von dieser Kälte durchdrungen, als sei sie nun ein Teil von ihm, eine neue, unwillkommene Begleitung, die nicht weichen wollte.

Mit zitternden Händen und steifen Gliedern stemmte Lucian sich schließlich hoch, jeder seiner Bewegungen war von einem seltsamen Widerstand begleitet, als hätte sich sein Körper verändert. Doch es war nicht nur die Kälte, die ihn quälte. Der Durst, der ihn vor seiner Ohnmacht in die Knie gezwungen hatte, war zurück – und er war schlimmer als zuvor. Es war kein einfacher Durst nach Wasser, den man mit einem Schluck löschen konnte.

Nein, es war ein brennendes Verlangen, das tief in ihm aufloderte und jeden anderen Gedanken verdrängte. Dieses Verlangen war neu, fremd und so mächtig, dass es sein gesamtes Wesen zu durchdringen schien, ihn verzweifeln ließ und ihm jegliche Kontrolle zu entziehen drohte.Trotz der Schwäche, die ihn zu überwältigen drohte, setzte Lucian sich in Bewegung.

Mit schwankenden Schritten machte er sich auf den Weg zurück zu seinem Dorf. Der Weg, den er so oft gegangen war, erschien ihm nun endlos, und jeder Schritt schien ihm schwerer zu fallen als der letzte. Er wusste nicht, was genau geschehen war, wusste nicht, was Morgana, die geheimnisvolle Frau, die er aufgesucht hatte, mit ihm angestellt hatte. Aber eines war ihm klar: Nichts würde mehr so sein, wie es einmal war. Sein Körper fühlte sich fremd an, stärker und doch zugleich unfassbar anders.

Es war, als ob er nicht mehr ganz er selbst war, als ob etwas Dunkles in ihm erwacht wäre.

Als er endlich den Rand seines Dorfes erreichte, bemerkte er sofort die Blicke der Menschen. Sie starrten ihn an, als wäre er ein Fremder in ihrer Mitte, obwohl sie ihn doch alle kannten. Doch in ihren Augen lag etwas, das er nicht deuten konnte – Furcht, Misstrauen, vielleicht sogar eine Spur von Entsetzen. Lucian ignorierte die verstörten Blicke, fokussierte sich nur auf sein Ziel: sein Haus, seine Zuflucht. Er musste dorthin, musste diesen unstillbaren Durst in den Griff bekommen, musste herausfinden, was mit ihm geschehen war.

Doch als er die Tür zu seinem Haus öffnete, traf ihn der Durst mit unerbittlicher Wucht erneut. Erschöpft und überwältigt, sank er auf die Knie, seine Hände krallten sich verzweifelt in sein Haar, als ob er den Schmerz und die Qualen aus seinem Kopf vertreiben könnte. Es war ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte, ein Kampf gegen ein Verlangen, das stärker war als alles, was er je zuvor gespürt hatte.

In diesem Moment hörte er Schritte hinter sich. Er hob den Kopf und sah Elena, seine Nachbarin, die Frau, die er einst aus gutem Grund zurückgewiesen hatte. Ihre Anwesenheit überraschte ihn, aber noch mehr überraschte ihn der Ausdruck auf ihrem Gesicht – Sorge, echte Besorgnis um ihn.

„Lucian?" Ihre Stimme zitterte leicht, als sie ihn ansprach. „Geht es dir gut? Du siehst so blass aus..."Lucian wollte antworten, wollte ihr erklären, dass etwas Furchtbares geschehen war, doch er konnte nicht. Das einzige, was er wahrnahm, war das rhythmische Pochen ihres Herzschlags, das in seinen Ohren widerhallte. Das Rauschen ihres Blutes erfüllte seine Sinne, und der Durst, der ihn quälte, erreichte ein unerträgliches Maß.

Ohne auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können, sprang er auf und griff nach ihr. Seine Hände umklammerten ihre Schultern, seine Finger gruben sich in ihre weiche Haut. Elena schrie auf, doch ihre Schreie drangen kaum zu ihm durch.

Ein Teil von ihm – der letzte Rest seiner Menschlichkeit – wollte innehalten, wollte sie nicht verletzen, doch der Durst war stärker. Viel stärker.

In einem Augenblick des Wahnsinns und der Verzweiflung versenkte Lucian seine Zähne in ihrem Hals. Das warme Blut, das in seinen Mund strömte, brachte ihm für einen flüchtigen Moment Erleichterung, eine Art von Erfüllung, die er zuvor nie gekannt hatte.

Es war ein Gefühl, das ihm sowohl Erlösung als auch Abscheu brachte. Doch dann, als das Leben langsam aus Elenas Körper wich und sie schlaff in seinen Armen zusammensackte, wurde ihm mit schrecklicher Klarheit bewusst, was er getan hatte.

Er hielt ihren leblosen Körper, das Blut, das noch an seinen Lippen klebte, und ein Gefühl der Verzweiflung ergriff ihn. Er war nicht mehr der Mann, der er einst gewesen war. Er war etwas Anderes, etwas Dunkles, etwas, das niemals hätte existieren dürfen.

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Wer glaubt, er könne ihn zähmen?

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Lucian - der Erste VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt