Lucian - der Erste Vampir

09

Begegnung mit der Finsternis.

Lucian wanderte durch Städte und Dörfer, blieb jedoch nie lange an einem Ort. Sein Leben war nun ein endloser Kreislauf aus Jagd und Flucht. Doch es war nicht nur der Durst, der ihn antrieb – es war auch die Erkenntnis, dass er ein Teil dieser Welt war, ob er wollte oder nicht. Die Menschen lebten, lachten und liebten, während er in den Schatten blieb, ein Beobachter, der niemals Teil von etwas sein konnte.

Eines Nachts, als er sich in den Gassen einer fremden Stadt versteckte, bemerkte er, dass er nicht allein war. Ein anderer Vampir, eine Frau, trat aus den Schatten und musterte ihn mit einem wissenden Blick. Ihre Augen waren dunkel, ihre Haut blass wie der Mond, und doch strahlte sie eine unheimliche Schönheit aus.

„Du bist neu in diesem Leben", sagte sie mit einer Stimme, die wie ein sanftes Flüstern in der Dunkelheit klang.

Lucian starrte sie an, unsicher, ob er ihr trauen konnte. „Was willst du?"

„Ich will dir helfen, Lucian. Wir sind gleich, du und ich. Verlorene Seelen, die durch die Nacht streifen, getrieben von einem Fluch, der uns zwingt, zu töten, um zu überleben."

Ihre Worte trafen Lucian tief. Sie wusste, wer er war, und sie wusste, was er durchmachte. Es war das erste Mal, dass er jemandem begegnete, der sein Leid verstand. Aber konnte er ihr wirklich trauen? Oder war sie nur eine weitere Gefahr in einer Welt, die ihm nichts als Schmerz gebracht hatte?

Die Frau trat näher, ihre Bewegungen geschmeidig und elegant. „Du musst lernen, deinen Durst zu kontrollieren. Ich kann dir zeigen, wie du leben kannst, ohne dich selbst zu zerstören."

Lucian zögerte, doch dann nickte er langsam. Vielleicht konnte er von ihr lernen, vielleicht konnte sie ihm zeigen, wie er sein Schicksal akzeptieren und trotzdem eine gewisse Kontrolle bewahren konnte.

„Wie heißt du?" fragte er schließlich.

„Isabella", antwortete sie, ein schwaches Lächeln auf ihren Lippen. „Komm mit mir, Lucian. Ich werde dir zeigen, wie man in der Dunkelheit überlebt."

Gemeinsam verschwanden sie in der Nacht, zwei verlorene Seelen, die versuchten, einen Weg in einer Welt zu finden, die ihnen keine Gnade zeigte.

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