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Der Blutrote Mond.

Die Nacht, in der Morgana Lucian verfluchte, war noch lange nicht vorbei. Der Himmel hatte sich verdunkelt, und ein tiefroter Mond hing bedrohlich über den Wäldern Transsylvaniens. Lucian erwachte aus seiner Ohnmacht, nur um zu erkennen, dass sich die Welt um ihn herum verändert hatte. Der Wald, der ihm einst vertraut und friedlich erschien, war nun erfüllt von unheimlichen Schatten und flüsternden Stimmen.

Sein Körper fühlte sich anders an, stärker, aber auch schwerer, als ob er von einer unsichtbaren Last niederdrückt wurde. Der Durst, den er verspürt hatte, war nun fast unerträglich, und als er seine Hände betrachtete, bemerkte er die unnatürliche Blässe seiner Haut, die fast wie Marmor wirkte.

Verwirrt und verängstigt stapfte er durch den Wald, als plötzlich ein unheimliches Licht über ihn fiel. Lucian blickte auf und sah, wie der Mond blutrot am Himmel hing, als ob er das Böse in ihm widerspiegelte. Ein seltsames Gefühl überkam ihn, als er in das rötliche Licht eintauchte – eine Mischung aus Macht und Verzweiflung.

Er spürte, wie seine Sinne schärfer wurden, wie er die Bewegungen der Tiere im Unterholz und das Flattern der Fledermäuse in den Bäumen wahrnahm. Doch das, was ihm die größte Angst einjagte, war das unstillbare Verlangen nach Blut, das ihn fast in den Wahnsinn trieb. Jede Faser seines Wesens schrie danach, den Durst zu stillen, doch er wusste nicht, wie oder warum.

Plötzlich stand Morgana vor ihm, ihre Erscheinung war unheimlicher als zuvor. Sie schien direkt aus den Schatten des Waldes aufgetaucht zu sein, und ihr Gesicht war von einem grausamen Lächeln verzerrt. „Wie fühlt es sich an, Lucian?" fragte sie, ihre Stimme süßlich und giftig zugleich. „Wie fühlt es sich an, das zu sein, was du nun bist?"

Lucian, der immer noch unter Schock stand, versuchte, auf ihre Worte zu reagieren. „Was hast du mit mir gemacht, Morgana? Warum fühle ich mich so... so anders?"

Morgana lachte leise, und ihr Lachen klang wie das Knistern von trockenen Blättern im Wind. „Ich habe dich verwandelt, Lucian. Du bist nun das, was man einen Vampir nennt. Du wirst für immer leben, doch du wirst auch für immer an den Durst nach Blut gebunden sein. Du wirst nie wieder Frieden finden, und jeder, der dir zu nahe kommt, wird dein Opfer sein."

Lucians Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Ein Vampir? Das ist unmöglich..." Er trat einen Schritt zurück, doch seine Beine fühlten sich schwach an, als ob sie unter der Last der schrecklichen Wahrheit nachgaben.

„Oh, es ist möglich, Lucian. Und es ist deine Strafe für deine Arroganz und deinen Stolz," sagte Morgana, ihre Augen funkelten bedrohlich. „Du hast mich zurückgewiesen, du hast mich gedemütigt, und nun wirst du die Konsequenzen dafür tragen. Für die Ewigkeit."

Lucian schüttelte den Kopf, unfähig zu begreifen, was sie ihm antat. „Das ist nicht gerecht, Morgana. Ich habe dich nie gebeten, mich zu lieben. Warum sollte ich für etwas bestraft werden, das ich nicht wollte?"

„Es geht nicht um Liebe, Lucian. Es geht um Macht. Du hast mich verspottet, als wäre ich nichts, doch ich habe dir gezeigt, wie mächtig ich wirklich bin. Du wirst nun für immer an diese Welt gebunden sein, ohne die Möglichkeit, das zu genießen, was du einst verachtet hast – Liebe, Freundschaft, Glück. All das ist nun für dich verloren."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und begann, in den Schatten des Waldes zu verschwinden. „Und denk daran, Lucian, es gibt keinen Ausweg. Du wirst für immer so bleiben, es sei denn, du findest eine Möglichkeit, den Fluch zu brechen. Doch sei dir sicher, dass dies kein einfacher Weg sein wird..."

Lucian wollte ihr nachrufen, wollte sie anflehen, den Fluch rückgängig zu machen, doch seine Stimme versagte. Stattdessen blieb er allein zurück, umgeben von der Dunkelheit und dem blutroten Licht des Mondes, während der schreckliche Durst in ihm brannte.

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Hat Lucian das verdient?
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Lucian - der Erste VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt