11

1 0 0
                                    

Die Enthüllung.

Mit der Zeit wurde Lucian stärker, seine Kontrolle über den Durst fester. Doch Isabella blieb ein Rätsel, ein dunkler Schatten in seiner bereits düsteren Existenz. Es gab Momente, in denen er glaubte, sie sei tatsächlich seine Verbündete, aber auch andere, in denen er sicher war, dass sie ihn nur benutzte.

Eines Nachts, als sie sich in einer verlassenen Kirche in den Bergen aufhielten, beschloss Lucian, die Wahrheit zu suchen. Die alten Gemäuer, einst von frommen Gebeten erfüllt, waren nun verlassen, ein stiller Zeuge ihrer Gespräche.

„Isabella, warum hilfst du mir wirklich?" fragte er, seine Stimme ruhig, aber fest. „Was ist dein wahres Ziel?"

Isabella sah ihn an, ihre Augen funkelten im schwachen Licht des Mondes, das durch die zerbrochenen Fenster fiel. Sie zögerte einen Moment, bevor sie antwortete.

„Lucian, ich helfe dir, weil du eine besondere Gabe hast. Dein Wille, dein Durst nach Leben trotz deines Fluchs – das ist etwas, was ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Du hast die Fähigkeit, dich zu kontrollieren, stärker als die meisten von uns."

Lucian runzelte die Stirn. „Und was bedeutet das? Was willst du von mir?"

Isabella trat näher, ihre Stimme wurde leiser, vertraulicher. „Ich brauche dich, Lucian. Es gibt andere wie uns, eine Gruppe, die die Welt verändern will. Sie glauben, dass wir die Herrschaft über die Menschen übernehmen sollten, dass unser Fluch uns zu etwas Höherem macht. Ich habe sie verlassen, weil ich diesen Weg nicht gehen wollte. Aber du... du könntest sie aufhalten."

Lucian spürte, wie sich eine kalte Hand um sein Herz legte. „Was erwartest du von mir? Dass ich gegen diese Gruppe kämpfe?"

Isabella nickte. „Ja. Du hast das Potenzial, ihnen Einhalt zu gebieten. Du bist nicht wie sie. Du hast deine Menschlichkeit nicht völlig verloren. Das gibt dir die Kraft, sie zu bekämpfen."

Die Enthüllung warf Lucian aus der Bahn. Isabella hatte also ein Ziel, und es war viel größer, als er je gedacht hatte. Aber konnte er ihr wirklich trauen? Oder war dies nur ein weiteres Spiel, eine weitere Manipulation, um ihn in eine Rolle zu zwingen, die er nicht wollte?

„Warum ich?" fragte Lucian schließlich. „Warum sollte ich dieser Gruppe entgegentreten?"

Isabella sah ihn lange an, bevor sie antwortete. „Weil du der Einzige bist, der es kann. Du weißt, was es bedeutet, zu kämpfen – nicht nur gegen andere, sondern auch gegen dich selbst. Und das macht dich zu etwas Besonderem."

Lucian fühlte, wie sich in ihm etwas regte – eine Mischung aus Wut und Entschlossenheit. War dies sein Schicksal? War dies der Grund, warum er verflucht worden war? Hatte seine Reise in die Dunkelheit einen tieferen Sinn, den er bis jetzt nicht erkannt hatte?

Er wusste nicht, ob er Isabellas Worten glauben konnte, aber er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste. Entweder würde er sich dieser neuen Herausforderung stellen, oder er würde für immer in der Dunkelheit verloren bleiben, getrieben von einem Fluch, den er nie zu verstehen versuchte.

„Ich werde es tun", sagte er schließlich. „Aber nicht für dich. Ich tue es für mich. Weil ich wissen muss, ob es noch etwas gibt, das mich retten kann."

Isabella lächelte schwach. „Das ist alles, was ich von dir verlange."

Und so begann Lucian, sich auf eine neue Reise vorzubereiten, eine, die ihn nicht nur durch die Dunkelheit führen würde, sondern auch an die Grenzen seiner eigenen Existenz. Denn in den Schatten lauerte nicht nur der Durst, sondern auch eine neue Erkenntnis – die, dass das Monster in ihm nicht das Ende sein musste, sondern vielleicht ein neuer Anfang.

-----------------------------

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: 11 hours ago ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Lucian - der Erste VampirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt