Ideenzauber 2024 - Kritikbüchlein

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Lieber Autor,

sicherlich ist das hier nicht die Kritik, auf die man insgeheim hofft, doch ich hoffe, sie ist dennoch hilfreich und zeigt die positiven Aspekte der Geschichte gleichermaßen wie die negativen auf. Beinahe die Hälfte der Punkte der Gesamtpunktzahl wurden erreicht, wobei sich die Stärken des Autors wie auch dessen Schwächen gezeigt haben. Damit der Bewertungsbogen besser zu verstehen ist, werde ich hier erst einmal in Textform auf die einzelnen Punkte ebendessen eingehen.

Die Rechtschreibung war durchaus nicht einwandfrei, jedoch haben die Fehler meist nicht den Lesefluss gestört, bei den meisten hat es sich wohl um Tippfehler gehandelt, die bei einer Überarbeitung sicher leicht zu erkennen sind. Bei der Grammatik fiel mir vor allem der Wechsel der Zeitformen zwischendurch auf. Einige Sätze, die man beim Sprechen im Präsens nutzt, wurden hier in eine schriftliche Geschichte im Präteritum übertragen, ohne die Zeitform zu ändern. Es gab noch kleinere Ungereimtheiten, die jedoch nicht besonders auffielen. Die Kommasetzung ist dem Autor auffallend oft gut gelungen, nur bei manchen Nebensätzen fehlte ein Komma, oder es war eines an anderer Stelle zu viel. Nur bei den Fragesätzen wurde es auffällig, wie oft nach einer Frage ein Punkt folgte, was den Lesefluss ein wenig beeinbrächtigte. Ansonsten sind diese drei Teile besonders gut gelungen.

Bei Vokabular und Stilmittel gab es größere Auffälligkeiten, da besonders oft Umgangssprache in den Text rutschte und die geschriebenen Sätze mit Füllworten gefüllt waren. Leider konnten bei mir während des Lesens keine Bilder im Kopf entstehen, da mir dazu die Beschreibungen zu knapp waren, die häufiger vorkommenden Ellipsen taten jedoch ihre Wirkung und sind mir als Stilmittel in Erinnerung geblieben.

Auch wenn die Geschichte einen originellen Plotttwist hat (auf den ich gesondert eingehe), ist die Ausgangssituation nicht besonders kreativ oder mutig. Man ahnt schnell, was geschehen wird, da der Grundriss dieser Kurzgeschichte häufiger auftritt. Auch das Ende war vorhersehbar.

Jetzt möchte ich noch einmal auf den Plotttwist eingehen, der kurz vor Ende der Geschichte geschieht. Dazu erst einmal die Kurzfassung dessen, was zuvor geschah: Die Prota hat sich mit ihren Freundinnen in einer Bar verabredet, die Extreundin kommt dazu. Nach einiger Zeit geht die Prota weinend auf die Toilette, trifft dort eine andere Frau, mit der sie sich küsst, beginnt wieder mit dem Weinen und wird von der anderen sitzengelassen. Kurz darauf verlässt sie die Bar, sieht dort ihre neue Bekannte mit ihrer Exfreundin beim Küssen. Zuhause folgt sie der neuen Bekannten auf Instagramm, schreibt sie an und sie verabreden sich. Kommen wir nun zum Plotttwist.

Die beiden Frauen verbringen gerade draußen gemeinsame Zeit, die Prota und ihre Bekannte haben kurz zuvor die Exfreundin ausgeladen, die nun vorbeikommt. Zu diesem Zeitpunkt war ich überrascht, jedoch waren die zwei Männer daraufhin verwirrend. Zwei Schläger kommen auf sie zu, offenbar auf Befehl der Exfreundin, schlagen die Prota wie offenbar schon zur Zeit ihrer Beziehung mit der Exfreundin, allerdings wird weder auf den Kampf noch auf die Exfreundin, noch auf die körperlichen Folgen eingegangen. Man versteht leider auch nicht, woher sie diese Schläger kennt, wieso sie nicht wegrennen, wo die Exfreundin sie so schnell hergeholt hat, wohin diese verschwunden ist, wann die Szene endet und wann das kurze Gespräch am Ende der Geschichte stattfindet.

Das wäre der größte Kritikpunkte an der Geschichte, Erklärungen würden bei einer Korrektur sicherlich helfen, selbst wenn sie nur beiläufig erfolgen. Es passte durch dieses (für mich altmodische, da man heutzutage wohl nicht in der Öffentlichkeit zu zweit als offenbar nur als Schläger bekannte zuschlagen würde, vor allem nicht auf einen plötzlichen Befehl) plötzliche Auftauchen der beiden nicht zu der sonst sehr modernen und auf aktuelle Details konzentrierten Geschichte.

Der logische Aufbau erklärt sich eben durch die oben genannten Punkte, da der Teil mit Instagramm sehr ins das jetzige Jahrzehnt (oder frühestens das vorige) passt, die Schläger jedoch nicht.