Lieber Autor,
anders als bei den vorangegangenen Kritiken möchte ich diese Kritik zur Geschichte direkt anhand von Beispielen aus dem Text begründen, sodass das folgende Bewertungsraster nachvollziehbar ist.
Der Text beginnt damit, dass die Prota jemanden das erste Mal kennenlernt. Natürlich ist das für die Geschichte relevant und sollte hervorgehoben werden, doch die Punkte nach jedem einzelnen Wort am Ende des Absatzes sind ungemein störend.
Die folgende Beschreibung ist gut gelungen, bis es um die zwei Sinne geht, die gereizt werden. Besser wäre es gewesen, diese zu erwähnen und direkt in die Reaktion überzugehen. Die nächsten Sätze sind ebenfalls gut gelungen.
Das Wort Gewehr sollte man besser austauschen, auch wenn es rein theoretisch nicht falsch ist, da man damit jegliche Art von Waffen beschreiben kann. Dennoch entsteht im Kopf des Lesers dabei oftmals das Bild eines modernen Gewehres, wobei die zeitliche Zuordnung der Geschichte komplett durcheinandergeraten würde.
Die Erwähnung des Wortes instinktgesteuert wäre auch besser zu vermeiden, da in solch einer Situation vor allem drei Reaktionen als Instinkt auftreten sollten: Flucht, Kampf oder Erstarren. Der Satz könnte zudem vollständig gestrichen werden, da er einerseits ein wenig verwirrt und andererseits die Spannung aus der Geschichte nimmt. Auch die Formulierung, dass die Schmerzen ihn erleuchteten, klingt nicht sonderlich gut gewählt, Winseln anstatt Winsel wäre richtig gewesen.
Im nächsten Kapitel beginnen die Fantasyelemente (ich nenne sie der Einfachheit halber so, in der Richtung kenne ich mich leider nicht so gut aus, um mit Fachbegriffen um mich schmeißen zu können), die offenbar auf irgendeiner Mythologie basieren. Es wäre schön gewesen, mehr über den Kontext durch die Geschichte zu erfahren, da man sonst außer der Verbindung der Prota zu Minerva kaum etwas über diese Weltordnung erfährt.
Kurz darauf geht es näher um den Ausbruchs des Vesuvs im Jahre 79. Blitze aus Feuer mag zwar schön klingen, jedoch kann dabei die Frage aufkommen, was genau damit gemeint ist. Zudem scheint es in dieser Weltordnung den erwähnten höheren Mächten möglich zu sein, eine Schneise inmitten von Bimsgestein zu bilden, wobei die Frage bleibt, wieso Capr(e/i)ola nicht von ebendiesen gerettet wird. Da es nicht direkt aus der Sicht der Prota erzählt wird, könnten wenigstens Hinweise dazu eingestreut werden, die das alles deutlich klarer machen könnten.
Die herunterregnenden Lavatropfen wirken fehl am Platz, auch wenn ich nicht gerade ein Experte in diesem Bereich bin, so scheint diese Formulierung hier ungeeignet. Leider erfährt man an dieser Stelle auch wenig über den Charakter der Prota und ihres Schützlings, was schön gewesen wäre. Da die Formulierung das Mädchen genutzt wurde, wäre das Pronomen es wohl passender, selbst wenn sich das in der Umgangssprache genutzte Pronomen sie mittlerweile in der Prosa etabliert. Ansonsten wäre auch ein Synonym für Mädchen möglich gewesen, das sie vielleicht auch näher hätte beschreiben können.
Die folgende Szene geht näher auf die Herkunft der Prota ein. An dieser Stelle zeifelt sie, obwohl sie zuvor und danach bis zum Ende keine Zweifel mehr besitzt. In solch einer brenzligen Situation scheinen ausführliche Gedanken zudem nicht gut eingebaut, selbst wenn sie darauf hinarbeiten, der Geschichte mehr Hintergrundinformationen zur Prota zu verleihen, da die Rettung Capr(e/i)olas mit jeder Sekunde unwahrscheinlicher wird.
Kurz darauf stürzt die Decke hinunter und sie werden eingeschlossen. Die Prota stirbt, wie ihre Bekannte jedoch gerettet werden konnte, ist unklar, dies muss jedoch geschehen sein, da später erwähnt wird, die Prota hätte sie neunundneunzigmal gerettet. An dieser Stelle gibt es keine Erklärung dafür, diese wäre jedoch dringend nötig.
Das neue Kapitel beginnt und es wird erwähnt, dass die Prota den Überblick darüber verloren hat, wie viele Leben sie schon hinter sich gebracht hat. Später jedoch weiß sie die genaue Zahl, was sich schwer erklären lässt. In einem Absatz wird das Wort existieren in dem Kontext noch näher erläutert, sodass es Ähnlichkeiten zu einem Sachtext gibt. Eine Begründung in anderer Wortwahl wäre passender gewesen. Hoer stellt sich auch die Frage, wann genau ein neues Leben für sie beginnt, da das nicht vollends klar wird. "In Menschen oder Tier Jahren" klingt zudem nicht wirklich flüssig, rechtschreibtechnisch sollte es ebenfalls falsch sein, eine andere Formulierung wäre besser.

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Ideenzauber 2024 - Kritikbüchlein
Storie breviIn diesem Büchlein finden die Teilnehmer*innen des Ideenzauber-Wettbewerbs ihre Kritiken - anonym und jederzeit einsehbar