G866hu (1)

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Dein Anfang hat mir gut gefallen und ich war sehr optimistisch, dass es eine süße Geschichte wird. Ich fand den Titel sehr niedlich, die ersten Sätze waren sehr stark und haben mich direkt neugierig gemacht. Was mich etwas irritiert hat, war deine Entscheidung, bei nahezu jedem Satz eine neue Zeile anzufangen. Das ist unnötig und ich habe es als störend empfunden, weil die lesende Stimme in meinem Kopf immer wieder Pausen gemacht hat, die ich mit Absätzen assoziiere.

Eine Weile fand ich das Konzept spannend, ich fand es mutig, dass du Schizophrenie als Thema gewählt hast und ich habe alle Daumen gedrückt, dass es eine spannende Sicht auf das „Stimmen hören" wird. Verwirrt wurde ich zunehmend, als Athene ins Spiel kam und spätestens bei den lebenden Statuen war ich gänzlich verwirrt.

Bis dahin war es für mich eine Geschichte über einen 16-jährigen Jungen gewesen, der von seinen Eltern etwas klischeehaft dafür verurteilt wird und auf eine spezielle Schule dafür geschickt wird. Dann war plötzlich der Rektor ein Mörder, Statuen lebendig und er aus irgendeinem Grund der einzige, der die Statuen und Athene, einen Wassergeist hören konnte. Warum? Darauf wird nicht weiter eingegangen. Die ganze Geschichte erscheint nicht aus einem Guss, weil man sich nie so richtig sicher ist, ob das alles in seiner Einbildung passiert oder ob es eine Welt ist, in der Magie existiert. Den Leser da nicht aufzuklären, ist natürlich immer ok, erfordert aber ein bisschen Geschick, dass man nicht völlig lost ist, wenn man die Geschichte liest und das hat leider hier nicht so gut geklappt.

Die Geschichte hat nicht wirklich einen Spannungsbogen, sondern eher eine Spannungsstraße mit Kopfsteinpflaster, weil man wirklich gespannt ist, worauf es hinausläuft, aber gleichzeitig nie wirklich in der Geschichte versinken kann, weil sie so schnell von Punkt zu Punkt springt und man einfach nicht hinterherkommt, was gerade passiert.

Die Figuren sind, abgesehen von Christoph, bei dem man sich die ganze Zeit nicht wirklich sicher ist, was sein Deal ist, alle zu wenig charakterisiert, als dass man sie wirklich mögen, nicht mögen oder mit ihnen mitfühlen könnte.

Mitten drin verändert sich die Dimension von dem, was auf dem Spiel steht, schlagartig, als plötzlich nicht mehr der Rektor plant, einen Schüler umzubringen, sondern alle Menschen aus Stein sind? Und anscheinend hat der Rektor es mit einem magischen Gegenstand gemacht, der aber eigentlich nur eine Nebelmaschine ist? Vielleicht habe ich irgendwelche wichtigen Hinweise überlesen, sodass alles Sinn ergeben würde, aber so wie es ist, war ich hauptsächlich sehr verwirrt.

Ich war beim Lesen trotzdem sehr gespannt, wie es ausgeht, weil ich gehofft hatte, am Ende eine Erklärung oder Auflösung zu bekommen. Aber...nein. Das Ende ist leider komplett verwirrend und ich habe es einfach nicht verstanden.

Was auch immer du mit der Geschichte machen wolltest - und ich bin mir sehr sicher, du hattest bestimmt eine sehr coole Prämisse - es hat leider nicht so ganz funktioniert (zumindest bei mir nicht). Tut mir wirklich leid. Ich würde mich insgesamt über eine Erklärung mega freuen, falls du dich damit wohlfühlst, sie in die Kommentare zu schreiben - oder sonst über Kapitelwaise direkt an mich.

Ich hoffe sehr, dass du dich von dieser doch recht harschen Kritik nicht vom Schreiben entmutigen lässt, die Geschichte war definitiv ein interessantes Experiment und da kann es, gerade beim Schreiben, hin und wieder leider einfach passieren, dass sie nicht so funktionieren, wie man gedacht hat (oder dass man auf Leser stößt, die es einfach nicht verstehen - vielleicht hat ja auch jede andere Person, die es liest, direkt begriffen, worum es geht und nur ich hab's irgendwie nicht gecheckt!).

Wie auch immer, ich danke dir auf jeden Fall herzlich für deine Einreichung zum Wettbewerb und ich wünsche dir weiterhin ein fröhliches Schreiben :)

Gesamtpunktzahl: 221 (von 382 möglichen Punkten)

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