Chapter 18

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Zur Auftaktveranstaltung zum 150. Jahrestages der Gründung von Mystic Falls erwartete ich trotz Pearls Versprechen einen Angriff. Ich hatte mitbekommen, dass sie und ihre Tochter sich von den Gruftvampiren getrennt hatten, und ich hatte das Gefühl, dass die übrigen Gruftvampire die Bedrohung, die von mir ausging, nicht ernst genug nahmen. Also verbrachte ich den Großteil des Tages damit, ihr heruntergekommenes Haus zu beobachten, während die High Society von Mystic Falls sich im Lockwood-Anwesen vergnügte. Doch erwartete ich die größte Bedrohung von der falschen Seite, was ich allerdings erst erfuhr, als Damon mir am Abend eine SMS schrieb, die völlig zusammenhanglos wirkte.

'John Gilbert ist in der Stadt. Er weiß über alles Bescheid, also habe ich ihn umgebracht. Jetzt macht er Andeutungen, dass er mich vor dem Gründerrat outen will. Lust, doch noch vorbeizukommen?'

Ich hatte bei dieser Nachricht natürlich keine Sekunde gezögert und hatte mich sofort auf den Weg gemacht - in mein eigenes Anwesen, um mich erst einmal frisch zu machen. Ich konnte auf keinen Fall in Jeans und dreckigem Shirt auf einer solchen Veranstaltung auftauchen, selbst wenn ich nicht vorhatte, dass mich jemand sah. Erst dann lief ich zum Lockwood-Anwesen, wo ich glücklicherweise sofort Damon und Alaric entdeckte.

"Was zur Hölle meinst du mit 'John Gilbert macht Andeutungen', nachdem du ihn umgebracht hast?", begrüßte ich meinen besten Freund. "Bitte sag mir nicht, dass dieser Kerl auch so einen magischen Stimmungsring hat."

"Doch, genau das vermuten wir", antwortete mir Alaric an Damons Stelle und drehte den eigenen Ring an seinem Finger.

"Klasse. Richtig klasse. Woher hast du deinen denn bekommen?", fragte ich den Geschichtslehrer.

"Von meiner Exfrau, Isobel. Sie hat ihn mir geschenkt, um mich zu beschützen. Bis vor kurzem wusste ich selbst nicht, dass er funktioniert." Er warf Damon einen kurzen Blick zu. Offensichtlich hatte er nicht vergessen, dass er das nur herausgefunden hatte, weil Damon ihn ermordet hatte. Dieses Drama war mir jedoch gerade herzlich egal.

"Dann hatte dieser John also auch Kontakt zu Elenas Mutter? Ausgerechnet ein Gilbert? Wie viele Zufälle soll es denn noch geben?"

"Genau das wollen wir gerade herausfinden", antwortete Damon und stellte sich einem Mann in den Weg. Erst jetzt wurde mir klar, dass wir nur hier gestanden hatten, um auf ihn zu warten. Das musste dann also dieser John Gilbert sein. Er sah uns herablassend an, was mich beinahe zur Weißglut brachte. Was fiel diesem Kerl ein, zu denken, er wäre besser als wir? Ihm war doch hoffentlich bewusst, dass ich seinen kostbaren Ring schneller von seinem Finger bekommen würde, als er blinzeln könnte?

Ich war so darauf konzentriert, diesen John nicht aus Versehen umzubringen, dass ich dem Gespräch kaum folgte, bis sie endlich zum interessanten Teil kamen.

"Natürlich habe ich Isobel gekannt", verkündete John mit einem dreisten Grinsen. "Wir hatten mal etwas miteinander, als wir noch Teenager waren. Es gab ursprünglich zwei Gilbert-Ringe. Meinen habe ich an Isobel verschenkt, als ich noch sehr viel jünger war. Das hier ist der Ring meines Bruders."

Stolz präsentierte er uns seinen klobigen Ring, während ich überlegte, wie viel Aufsehen wir wohl erregen würden, wenn ich ihm seinen Ring mitsamt seines Fingers abreißen würde.

"Standst du auch danach noch mit Isobel in Kontakt?", fragte Alaric ungeduldig und John warf ihm einen arroganten Blick zu.

"Natürlich. Wir hatten... gemeinsame Interessen. Sie ist zu mir gekommen, als sie mehr über Vampire herausfinden wollte. Ich weiß alles über euch, also war ich ihre beste Quelle, an Informationen zu kommen. Was dachtet ihr denn, wer sie auf die Spur von dem berüchtigten Damon Salvatore gebracht hat, als sie mich angefleht hat, ihr den Weg zu einem echten Vampir zu zeigen? Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie sich gleich verwandeln lassen will, um dich zu verlassen, Ric. Sorry dafür."

Sofort streckte ich meinen Arm aus, um Alaric davon abzuhalten, auf John loszugehen. Ich würde das nur zu gerne selbst tun, aber es gab ein Detail, das meine Aufmerksamkeit auf sich lenkte. "Du weißt also alles über uns?", fragte ich provozierend. "Das sind große Worte von einem Menschen. Warum sollten wir dir das glauben?"

"Oh, es ist mir egal, ob ihr mir glaubt, oder nicht. Aber ich weiß von der Gruft, ich weiß, dass Damon sie geöffnet hat, und ich weiß, dass wir seitdem ein riesengroßes Vampirproblem in der Stadt haben. Und wie ich vermute, warst du als Damons angeblich beste Freundin daran nicht ganz unschuldig. Also sag mir, bist du ein Teil unseres Vampirproblems oder bist du an einer Lösung interessiert?"

Nachdenklich musterte ich John und legte meinen Kopf schief. "Ich glaube, ich habe genug gehört", verkündete ich. "Du hast all deine Informationen von Isobel und ihren kleinen Spionen, nicht wahr?" John gab sich die größte Mühe, sich nichts anmerken zu lassen, doch seinen beschleunigten Herzschlag konnte er nicht verbergen. Zufrieden grinste ich. "Du kannst Isobel ausrichten, dass ich nicht an ihren Spielchen interessiert bin. Weder an ihrem Problem noch an ihrer angeblichen Lösung."

Mit diesen Worten drehte ich mich um und verschwand, denn ich hatte für heute genug gehört. Dabei ging es mir gar nicht darum, was John Gilbert alles wusste, sondern vor allem darum, was er nicht wusste. Er hatte seine Informationen von Isobel bekommen und ich war davon überzeugt, dass die als Katerinas Nachfahre direkt für die Doppelgängerin arbeitete. John wusste nur so viel, weil Katherine es so wollte. Er arbeitete für sie, ob er es nun wusste oder nicht. Mir war noch nicht ganz klar, was Katerina von ihm wollte, aber es war offensichtlich, dass das hier ihre ersten Versuche waren, einen Überblick über Mystic Falls zu bekommen. Herauszufinden, ob es sicher war, sich hier blicken zu lassen. Denn wenn sie von Elena erfahren hatte, würde sie alles daran setzen, die Fäden zu ziehen.

Bislang hatte ich noch nicht gewusst, ob sie planen würde, das Ritual für meinen Bruder und mich zu zerstören, oder ob sie uns dabei helfen wollte im Austausch gegen ihre Freiheit. Doch das Gespräch mit John hatte mir ein wenig Klarheit verschaffen können. Katerina hatte weder Isobel noch ihm irgendetwas über mich erzählt. Die beiden wussten, dass ich Damons Freundin war, aber sie hatten keine Ahnung, wer oder was ich tatsächlich war. Katerina deckte meine Identität, und das mit Sicherheit als Zeichen ihres guten Willens. Damit ich sie nicht umbringen würde, sobald sie auch nur einen Fuß in diese Stadt setzte. Und ich war geneigt, ihr unter diesen Umständen entgegenzukommen.

Always and Forever - The Story of Livana MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt