Chapter 21

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Isobel war wieder in der Stadt. Sie hatte sich mit ihrer Tochter im Mystic Grill getroffen und Damon hatte die Zeit genutzt, um herauszufinden, wo Isobel im Moment wohnte. Da er derjenige war, der ihr beigebracht hatte, wie man in einer fremden Stadt als Vampir an eine Unterkunft kam, hatte er schnell das riesige, protzige Haus gefunden, in dem sie vorübergehend wohnte. Und genau dort saßen wir nun und warteten darauf, dass Isobel zurückkam. Zu meiner Freude hatte sie sich eine hübsche Französin manipuliert, die sie im letzten Jahr begleitet hatte - und die nun auf meinem Schoß saß, um mir die Zeit zu vertreiben. Nur dass ich keine Manipulation nötig gehabt hatte, um sie davon zu überzeugen.

Ich war beinahe enttäuscht, als Isobel nach Hause kam und alles andere als begeistert war, uns dort vorzufinden. Da ich noch keine Lust hatte, aufzustehen, überließ ich Damon vorerst das Reden. Er hatte vor, Isobel mit seinen Flirtversuchen dazu zu bringen, uns zu erzählen, was ihr Plan war. Mir war klar, dass das kaum funktionieren würde, aber ich ließ ihm den Spaß, es zu versuchen. Erst, als sie ihm sagte, dass sie die Gilbert-Erfindung von Damon brauchte, beschloss ich, mich einzumischen.

"Was ist das für ein Gerät, hinter dem alle so her sind? Wofür brauchst du es?"

"Oh, ich brauche es gar nicht", grinste Isobel und sah triumphierend zu Damon, als wüsste sie schon, dass ihre nächsten Worte ihn überzeugen würden. "Aber Katherine will, dass John Gilbert das Gerät bekommt."

Ich zuckte nicht mit der Wimper, als Damon sofort nach Isobels Hals griff und sie wütend gegen eine Wand drückte. Damit hätte sie rechnen können. Katerina hatte ihn 145 Jahre lang in dem Glauben gelassen, dass sie tot wäre, während er sein ganzes Leben darauf ausgerichtet hatte, sie irgendwann zu befreien. Es war klar, dass er nicht gut auf sie zu sprechen war. "Du kannst Katherine etwas von mir ausrichten. Wenn dieses Miststück etwas von mir will, dann soll sie sich selber bei mir melden", knurrte er aufgebracht.

"Und wieso will Katherine, dass John Gilbert das Gerät bekommt?", fragte ich ruhig nach den wirklich wichtigen Informationen, während ich Damons Gefühlsausbruch einfach ignorierte. Er warf mir einen Blick zu, den ich kaum definieren konnte, aber auch das beachtete ich nicht weiter.

"Keine Ahnung. Sie weiht mich nicht in ihre Pläne ein, ich befolge nur ihre Befehle", brachte Isobel heraus und ich seufzte leise.

"Ich fürchte, sie sagt die Wahrheit", meinte ich zu Damon. "Ich denke mal, wir sind dann fertig hier."

Im Rausgehen zog ich die süße Manipulierte mit mir und drehte mich noch einmal zu Isobel um. "Oh, und dein Spielzeug nehme ich mit. Du hast hier viel zu viel Spaß. Du kannst Katherine ausrichten, dass sie gerne mal vorbeikommen kann, wenn sie über ihre Pläne reden will."

Sobald wir draußen waren, manipulierte ich die Französin, alles, was geschehen war, zu vergessen und zurück nach Hause zu fliegen. Für gewöhnlich interessierten mich Menschenleben zwar nicht besonders, aber jemanden zu seiner eigenen Unterhaltung über einen so langen Zeitraum hinweg zu versklaven, ging mir dann nun einmal doch ein wenig zu weit. Menschen waren gute Unterhaltung für ein paar Tage, von mir aus auch Wochen, aber irgendwann musste man ein Ende finden.

Damon war auf der gesamten Rückfahrt verdächtig still, bis ich beschloss, ihn darauf anzusprechen. "Was ist los? Ich weiß, wir haben nicht viel Neues herausgefunden wie erhofft, aber so schlecht ist es doch nun auch wieder nicht gelaufen."

"Nun, für dich war vielleicht nicht viel Neues dabei." Bei seinem passiv-aggressiven Tonfall warf ich ihm einen verwirrten Seitenblick zu, doch er hielt den Blick stur auf die Straße gerichtet.

"Wovon sprichst du da?"

"Du warst kein wenig überrascht, dass Isobel für Katherine arbeitet. Du hast das bereits gewusst, die ganze Zeit schon. Ist es nicht so?"

Oh. Nun, das konnte ich schlecht abstreiten. Ich hätte nur nicht gedacht, dass ihm das auffallen würde. "Ja, ich hatte meine Vermutung, dass sie und John eigentlich für Katherine arbeiten", gab ich also zu.

"Seit wann?", fragte Damon zwischen zusammengebissenen Zähnen nach und umklammerte sein Lenkrad fester.

"Seit John Gilbert in Mystic Falls aufgetaucht ist und wir mit ihm geredet haben. So, wie er über Isobel geredet hat, schien er all seine Informationen von ihr zu haben, und sie ist immerhin Katherines Nachfahrin."

"Und da hast du sofort gedacht, dass es die logischste Erklärung ist, dass Isobel für Katherine arbeitet?", meinte Damon skeptisch. "Nein, das glaube ich dir nicht. Du weißt noch mehr, das du mir aber nicht erzählen willst, nicht wahr? Woher hast du gewusst, dass die beiden für Katherine arbeiten?"

Ich hatte es gewusst, weil ich Katherines Pläne kannte. Ich wusste, dass sie vorhatte, nach Mystic Falls zu kommen, weil sie alles über das Ritual wusste. Ich konnte ihre Pläne erraten, weil ich ihre Vergangenheit kannte. Unsere gemeinsame Vergangenheit. Und genau deshalb konnte ich Damons Frage auch nicht beantworten. Wenn ich ihm sagen würde, dass ich wusste, dass Katerina hierher kommen würde, würde er wissen wollen, wie ich darauf kam und was sie vorhatte. Nur konnte ich ihm das nicht erklären, ohne ihm auch zu sagen, was meine Rolle in dieser Geschichte war. Ich mochte Damon, aber so viel Vertrauen konnte ich ihm nicht entgegenbringen. Das Risiko war einfach zu groß.

Das Schweigen zwischen uns breitete sich aus, bis wir das Salvatore-Anwesen verließen und wir beide aus dem Auto stiegen.

"Schon klar, du hast deine Geheimnisse, die du mir nicht erzählen wirst", sagte Damon leise und sah mich dabei ernst an. "Aber dann sei nicht überrascht, wenn ich auch Geheimnisse vor dir haben werde. Ich denke, wir haben lange genug zusammengearbeitet. Ich werde schon noch herausfinden, was ich wissen will. Ob mit oder ohne deine Hilfe."

Always and Forever - The Story of Livana MikaelsonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt