Die erste Berührung

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Eren

In einer gemütlichen Ecke der lebhaften Black Lantern beanspruchte die ungleiche Gruppe einen hölzernen Tisch, umgeben von Flaschen und Gläsern. Die Geräuschkulisse, eine Mischung aus dem Klang von plaudernden Gästen, dem Summen der Musik und dem Klirren der Gläser, erfüllte den Raum und rundeten das gesamte Bild mit dem gedämpften Licht der Glühbirnen ab.

Mittlerweile saßen sie schon eine ganze Weile hier und während die Anderen schon ordentlich was intus hatten, war Eren bei seiner Cola geblieben. Er war sich sicher, dass Levi und er die einzigen waren, die hier noch nicht betrunken waren. Gut für ihn, denn so konzentrierte er sich hauptsächlich auf den Schwarzhaarigen neben sich.
Mit der Zeit fing er an seine Finger in Levis Nacken spielen zu lassen, so glitten sie ab und an etwas höher und kraulten ihn oder streichelten ihn einfach nur. Die Gänsehaut, die sich dabei immer wieder spürbar über den Älteren zog, ignorierten sie beide gekonnt. Zumal er sich sicher war, dass Levi das niemals ansprechen würde und er nicht wollte, dass dieser kleine Moment zwischen ihnen endete. Eren war sich sicher, dass er es genoss, denn er erwischte ihn dabei wie er öfters leise seufzte und sich gegen seine Hand lehnte so, als würde er sich nach mehr sehnen als die einfachen Streicheleinheiten.

Leider sollte der Abend doch schneller enden, als erwartet, denn Zeke hatte wohl ein wenig zu viel getrunken und so beschloss Eren, nachdem er seinem Bruder dabei zu gesehen hatte, wie dieser auf einen Tisch steigen wollte, um zu tanzen, dass es Zeit war ihn ins Bett zu bringen.
„Na komm, großer Bruder, bringen wir dich nach Hause", schmunzelte er und löste sich nun widerwillig von Levi, um sich zu erheben damit er seinen Bruder vom Tisch ziehen konnte.
„Nein ich will noch nicht", murmelte dieser und sah Eren mit schmollendem Blick an. Er konnte sich gerade so noch ein Lachen verkneifen, bevor er ihn sanft packte und herunterzog.
„Du bist betrunken und solltest wirklich ins Bett" redete er weiter auf seinen Bruder ein und stützte ihn nun, damit er mit ihm die Bar verlassen konnte. Auch die anderen erhoben sich daraufhin und beschlossen für heute nach Hause zu gehen.
„Man sieht sich Leute", verabschiedete sich Eren mit einem Lächeln auf den Lippen, als sie hinaus in die warme Nachtluft traten. Hanji beugte sich zu ihm vor und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Wange. „Man sieht sich, Eren", grinste diese und legte nun einen Arm um Reiner, der sie nach Hause begleiten würde. Kurz schüttelte er schmunzelnd den Kopf als sein Blick nun auf Levi fiel.

„Ich begleite euch", offenbarte dieser nun seine Gedanken, was Eren ein Grinsen entlockte. „Glaubst du, ich schaffe es nicht allein mit ihm nach Hause?", diese Frage schien nun auch ihn schmunzeln zu lassen, nur ein leichtes zupfen an seinen Lippen das ein Lächeln andeuten könnte.
„Na man weiß ja nie welche Gefahren auf einen warten", antwortete Levi und kam an seine Seite. Er meinte es also ernst, er wollte ihn wirklich begleiten. „Los, bringen wir ihn ins Bett", forderte er ihn auf und deutete auf Zeke, der an Erens Seite hing und aussah, als wäre er schon fast eingeschlafen.

...


Zeke nach Hause zu bringen funktionierte erstaunlich leichter als ihn dann ins Bett zu bringen. Die beiden Männer hätten niemals erwartet das es so schwer werden würde einen erwachsenen Mann dazu zu bringen ins Bett zu gehen . Immer wieder schmiss er sich an Eren, klammerte sich an ihn fest während er irgendwas vor sich hin brabbelte was weder Levi noch er verstanden. Als sie es endlich geschafft hatten ihm die Schuhe auszuziehen gaben sie es auf ihn von seinen weiteren Klamotten zu befreien und deckten ihn einfach zu. „Das kriegt er auf jeden Fall zurück", schnaubte Eren und verließ mit Levi zusammen das Schlafzimmer und gingen hinunter in die Küche.

Die Küche strahlte in warmen Farben und einem einladenden Glanz. Wenn die Sonne schien, durchflutete diese den Raum durch die großen Fenster, die einen atemberaubenden Blick auf den üppigen Garten boten. Die glänzenden Granit-Arbeitsplatten glitzerten im Licht und kontrastierten wunderbar mit den eleganten, cremefarbenen Schränken. Ein großer Esstisch aus poliertem Holz bildete das Zentrum des Raumes, umgeben von bequemen Stühlen mit weichen Kissen. Ein Hauch Lavendel hing in der Luft, während frische Kräuter in Töpfen am Fensterbrett wuchsen. Eren erwischte seinen Bruder immer dabei, wie er an diesen roch, nichts durfte seinen Kräutern zu nahekommen, den nichts liebte Zeke mehr als zu kochen.

Gerade aber schien nicht die Sonne durch die Fenster, sondern der Mond erhellte heute Abend die Küche, schnell schaltete Eren das Licht aber ein und ging geradewegs auf den Kühlschrank zu. Er mochte es nicht, wenn es dunkel war, auch wenn der Mond es heller machte, bereitete es ihm Unbehagen, dementsprechend froh war er darüber, als Levi sich einfach mit eingeklinkt hatte und beschloss mit ihnen zu gehen . Seit seiner Rückkehr brannte immer ein Licht nachts in seinem Schlafzimmer, er bekam sonst Panikattacken es triggerte ihn manchmal sogar. Erst bekam er eine Gänsehaut, die sich über seinen ganzen Körper zog, es spiegelte den Wind von damals wider den er gespürt hatte. Dann spannte sich sein ganzer Körper an und oft verkrampfte er auch einfach. Es fühlte sich oft an, als würde er keine Luft bekommen und ersticken. Er hasste, wenn das passierte.
„Möchtest du auch etwas trinken? Oder hast du es eilig und willst nach Hause?", fragte er den Schwarzhaarigen, der etwas verloren hier wirkte. Fast schon wieder zu süß wie er da stand mit den Händen in den Hosentaschen. Am liebsten hätte er ihn gepackt und hier in der Küche vernascht. Doch er beherrschte sich und wartete auf eine Antwort ab.

„Sehr gerne" antwortete ihm der Ältere und lächelnd reichte er ihm eine Wasserflasche, was anderes fand er gerade nämlich nicht im Kühlschrank. Mit einem Danke nahm dieser das Wasser an. Eren setzte sich dann an den großen Esstisch, Levi folgte ihm und ließ sich ihm gegenüber nieder. Ein Moment der Stille breitete sich über ihnen beiden aus, doch es war keine Unangenehme Stille. Unterbrochen würde diese aber von Levi, als er ihm eine Frage stellte bei dieser er ihn überrascht ansah. „Wieso bist du eigentlich so interessiert an mir?", hatte er sich darüber etwa Gedanken gemacht? Verunsicherte er ihn vielleicht auch einfach?

„Wieso nicht? Du bist süß, ab und an wenn dir etwas peinlich ist bildet sich ein feiner roter Schimmer an deinen Wangen, der dich unwiderstehlich aussehen lässt. Attraktiv bist du auch, ich meine du kannst mir nicht sagen das du nicht weißt, was für eine Ausstrahlung du auf andere hast" fing er mit einem Lächeln an zu erzählen, was er großartig an ihm fand. „Deine Faszination für Tee, normalerweise langweilen mich solche Gespräche, aber dir höre ich gerne zu, wie du davon sprichst. Du liebst einfach, was du tust, und das sieht man dir an. Diese Leidenschaft. Anfangs war ich mir nicht so sicher, was es war, was mich so anzog, aber nach ein paar Tagen verstand ich es, du bist eine Art Ruhepol für mich. Nein, ich bin mir ganz sicher, dass du es bist. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber all diese Gedanken, die ich den ganzen Tag habe, sind weg, wenn ich bei dir bin. Als würde man mir eine Last von den Schultern nehmen. Und das ist unbezahlbar für mich" offenbarte er ihm seine Gedanken, für gewöhnlich tat er auch das nicht, aber wenn er wollte, dass das mit Levi auf irgendeine Art funktionierte, sollte er versuchen offen zu sprechen. Auch Dr. Ackerman gab ihm diesen Tipp, dass er sich seinen Mitmenschen öffnen sollte, also wieso nicht dem Kerl, den er sowieso nicht mehr aus dem Kopf bekam?

Nun war es Levi der ihn sprachlos ansah, zumindest deutete er es so. Recht schnell besaß er aber seiner Fassung wieder, wirkte aber nun entspannter als vor Erens Worten. „Dir ist etwas passiert, oder? Im Krieg", fragte er ihn und Eren biss sich auf die Innenseite seiner Wange, als er kurz angebunden nickte. Gerade war nicht viel von dem selbstsicheren Mann da, der er sonst immer war, er wusste aber, dass er diesen Schritt gehen musste, wenn er heilen wollte.
„Du musst mir nicht sagen was, es freut mich aber, dass du dich so wohl fühlst bei mir. Das hätte ich nicht gedacht", sprach sein Gegenüber ruhig und schob seine Hände in Erens Blickfeld mit den Handflächen nach oben. Wollte er dass Eren ihm seine Hände gab? „Ich fühle mich auch wohl bei dir, und das hatte ich schon sehr lange nicht mehr" überrascht sah er Levi an, sein Herz schlug schneller, als er vorsichtig seine Hände in seine legte, zögerlich, aber trotzdem entschlossen. Er spürte einen elektrisierenden Schauer durch seinen Körper ziehen als Levi seine Hände umschloss und mit den Daumen über seine Hand gleiten ließ. Einen Moment der Stille lag zwischen ihnen, gefüllt mit Zuneigung und des Wohlseins. Dann trafen sich ihre Blicke erneut, und ein stilles Einverständnis breitete sich zwischen ihnen aus. Sie ließen ihre Finger miteinander verschmelzen, ein einfacher Akt der Zuneigung, der ihre Verbindung vertiefte und ihre Herzen näher zueinander brachte.

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