Eren
Eren stand in der gemütlichen Küche, in der er in der Vergangenheit bereits mit Levi war und legte das Telefon beiseite, nachdem er das Gespräch mit Armin beendet hatte. Und mehr überstürzt eine Nachricht an den kleinen Schwarzhaarigen sendete.
Schnell hatte er noch einige Zutaten vorbereitet damit sie gleich loslegen konnten, wenn der Schwarzhaarige ankam. Eren wollte das alles perfekt ist.
Seine Gedanken schweiften zurück zu den Worten, die Armin ihm mit auf den Weg gegeben hatte: „Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Es klingt, als würdest du endlich die Richtung finden, die du suchst. Und wenn die Zeit reif ist, und du ihm genug vertraust, wirst du dich ihm bestimmt auch öffnen können." Eren seufzte leise und strich sich durch die Haare, während er versuchte, die Nervosität, die sich in ihm ausbreitete, in den Griff zu bekommen.
Der Abend war angebrochen, und die tiefrote Sonne tauchte den Raum in ein warmes, goldenes Licht, das langsam den kühleren Tönen der Dämmerung wich. Eren spürte ein Kribbeln in seinem Magen, das nicht nur auf die Vorfreude auf das gemeinsame Kochen zurückzuführen war, sondern auch auf die Tatsache, dass dies ihr erstes Treffen seit ihrem ersten Date war. Das Date war ungezwungen und schön gewesen, aber jetzt, da sie sich wieder trafen, fühlte sich alles noch ein wenig intensiver an.
Plötzlich hörte er ein Auto, das in die Einfahrt steuerte, daraufhin hörte er eine Autotür und dann die Klingel. Sein Herzschlag beschleunigte sich, und er konnte nicht anders, als zu lächeln. Levi war da.
Er ging zur Tür und öffnete sie, und dort stand Levi – wie immer mit einer ruhigen, selbstbewussten Ausstrahlung, aber auch mit einem Hauch von Zurückhaltung, der in seinen Augen lag. Levi trug seine übliche Kleidung: eine dunkle Hose und ein helles Hemd, über das er bestimmt noch bis eben eine Schürze gebunden hatte. In seiner Hand hielt er eine kleine Tüte mit dem Emblem seines Ladens.
„Hey," begrüßte Eren ihn und versuchte, die leichte Aufregung in seiner Stimme zu verbergen. Er trat einen Schritt zur Seite, um Levi hereinzulassen.
„Hey," antwortete Levi mit einem Anflug eines kleinen Lächelns. Seine Stimme war wie immer ruhig, aber Eren konnte schwören, dass eine leichte Wärme darin mitschwang. Levi trat ein, bevor er Eren das Päckchen entgegenhielt.
„Ich habe frischen Tee mitgebracht. Der ist heute Nachmittag angekommen. Ich dachte, das wäre passend für den Abend."
Er nahm das Päckchen entgegen spürte plötzlich ein starkes Verlangen, diesen Augenblick festzuhalten, etwas in dieser seltenen Ruhe zu verankern, die sie miteinander teilten. Ohne groß nachzudenken, ließ er seine Hand langsam nach vorne gleiten und legte sie sanft auf Levis Oberarm. Die Berührung war leicht, kaum merklich, aber sie reichte aus, um Levis Aufmerksamkeit vollends auf ihn zu lenken.
Langsam zog Eren Levi ein Stück näher zu sich heran, vorsichtig und respektvoll, so als wolle er sicherstellen, dass Levi sich nicht unwohl fühlte. Er konnte die Spannung in Levis Körper spüren, aber sie war nicht abwehrend, eher wie ein stilles Warten. Als sie schließlich nur noch einen Atemzug voneinander entfernt waren, hielt Eren kurz inne, suchte in Levis Augen nach einem Zeichen, dass er weitermachen durfte.
Levi sagte nichts, aber die subtile Entspannung in seiner Haltung gab Eren das Vertrauen, das er brauchte. Eren lehnte sich sanft vor, seine Lippen fanden Levis in einem harmlosen, sanften Kuss. Es war ein zärtlicher, fast scheuer Moment, frei von jeglichem Druck oder Drang, lediglich ein Ausdruck der stillen Zuneigung, die sie beide teilten. Levis Lippen fühlten sich weich und warm an, und für einen kurzen Augenblick war die Welt um sie herum vergessen.
Als sie sich langsam wieder voneinander lösten, blieb ihre Nähe bestehen. Levi ließ zu, dass Eren seinen Kopf leicht an seiner Stirn lehnte, ihre Atemzüge mischten sich in der stillen Luft des Flurs. Kein weiteres Wort wurde gewechselt, aber in der Stille lag ein tiefes Verständnis, eine unausgesprochene Verbundenheit, die keine Erklärungen brauchte.
Eren lächelte leicht, ließ Levis Arm schließlich los, aber die Wärme des Moments blieb bestehen, als sie beide wieder auf den Boden der Realität zurückkehrten, nun jedoch mit einer neuen, unausgesprochenen Gewissheit, die zwischen ihnen existierte.
„Danke, das ist perfekt," antwortete Eren schmunzelnd. Er hielt es kurz an seine Nase und atmete den frischen, leicht herben Duft ein, der ihm sofort ein wohliges Gefühl vermittelte. Er deutete in die Küche. „Komm, ich habe schon ein paar Sachen vorbereitet."
Levi folgte Eren in die Küche und ließ seinen Blick über die Zutaten auf der Arbeitsplatte schweifen. „Sieht gut aus," bemerkte er. Doch bevor er sich den Zutaten widmete, trat er einen Schritt auf Eren zu und blickte ihm direkt in die Augen. „Alles okay?" fragte er leise, fast schon zögerlich, als wollte er sicherstellen, dass die lockere Atmosphäre ihres letzten Treffens nicht verloren gegangen war. Oder machte er sich Gedanken wegen der plötzlichen Nachricht die Eren ihm geschickt hatte?
Eren fühlte, wie seine Nervosität einen Moment lang verschwand, ersetzt durch ein warmes Gefühl, das sich in seiner Brust ausbreitete. „Ja, alles gut," sagte er und lächelte. „Ich bin nur... ein bisschen nervös, glaube ich."
Levi musterte ihn einen Moment lang, dann trat ein kaum merkliches Lächeln auf seine Lippen. „Das geht mir genauso," gab er zu, was Eren überrascht, aufblicken ließ. Man sah Levi nicht oft an was er dachte, es wirkte, als würde er seine Gefühle manchmal mit Absicht zurückhalten. Umso überraschter war Eren jedes Mal, wenn Levi seine Gedanken offen und ehrlich teilte. Gleichzeit freute er sich aber auch ungemein darüber. Levi legte eine Hand auf die Theke und schien sich einen Moment lang zu sammeln, bevor er wieder zu den Zutaten sah. „Aber lass uns einfach kochen. Das hilft, die Gedanken zu sortieren."
„Gute Idee," stimmte Eren zu, erleichtert über die beruhigende Wirkung von Levis pragmatischer Art. Er reichte Levi ein Messer und deutete auf das Gemüse. „Ich dachte, wir könnten eine einfache Gemüsepfanne mit Reis machen. Nichts Kompliziertes." Levi nickte zustimmend und nahm das Messer entgegen. „Klingt gut. Einfach, aber wenn man es richtig macht, sehr lecker." Er begann das Gemüse zu schneiden, und Eren folgte ihm, wobei er sich bemühte, die Nervosität in Schach zu halten.
Während sie gemeinsam arbeiteten, breitete sich ein angenehmes Schweigen in der Küche aus. Es war nicht unangenehm, sondern hatte etwas Beruhigendes, fast Intimes. Eren war sich bewusst, wie dicht Levi bei ihm stand, wie ihre Arme sich hin und wieder fast berührten, während sie die Zutaten vorbereiteten.
Nach einer Weile entschied Eren, das Gespräch wieder aufzunehmen, um die Stille zu brechen, auch wenn sie ihn nicht störte. „Ich habe vorhin mit Armin telefoniert, er ist mein bester Freund," begann er und blickte kurz zu Levi hinüber. „Ich habe ihm von dir erzählt... Er freut sich sehr darüber das ich jemanden in meinem Leben habe"
Levi schmunzelte leicht, während er das letzte Stück Paprika in Streifen schnitt. „Das klingt schön. Aber hat es einen Grund, wieso du mir das erzählst?" Fragte er und legte das Messer beiseite und sah Eren direkt an. Eren spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte und dann schneller schlug.
„Ehrlich gesagt wollte ich mich endlich ein wenig öffnen. Wie du bestimmt schon gemerkt hast fällt es mir schwer über meine Zeit in der Army zu sprechen. Und ich glaube auch nicht, dass ich mich jetzt sofort komplett öffnen kann... aber ich möchte zumindest ein wenig mit dir teilen" fing er an. Die Worte waren einfach, aber die Bedeutung dahinter klar.
„Ich habe mich Anfangs gegen eine Therapie gesträubt, dachte ich bräuchte das nicht... Doch schnell stellte sich heraus das ich eine posttraumatische Belastungsstörung habe. Ich brauchte eine Weile, um das zu akzeptieren und habe, als ich hier her zu Zeke gezogen bin auch endlich eine Therapie angefangen." Nun war es raus, er wollte, dass Levi das wusste, vielleicht war es nicht viel, trotzdem versuchte er kleine Schritte zu gehen.
Levi sah ihn während er sprach, an, hörte ihm aufmerksam zu - zumindest wirkte es so. „Es freut mich das du dich mir öffnest. Dass du mir so sehr vertraust." Sprach dieser und legte für einen Moment seine Hand auf die von Eren. Ein leichtes Kribbeln durchzog ihn dabei und ließ sein Herz wieder höherschlagen.
„Ich werde dich niemals drängen zu sprechen Eren, wir reden, wenn du das möchtest. Kleine Schritte, nicht wahr?" sprach er Erens Gedanken mit einem sanften Lächeln aus. Eren blinzelte ein paar Mal und nickte dann. „Fuck, du bist wirklich unglaublich", raunte Eren und wollte ihn am liebsten nochmals küssen, doch er beherrschte sich. Bei seinen Worten bildete sich ein leichter roter Schimmer auf Levis Wangen, allein das reichte ihm fürs erste.
Sie kochten weiter, und das Essen nahm langsam Gestalt an. Der Duft von gebratenem Gemüse und frisch gekochtem Reis erfüllte die Küche, und als das Gericht schließlich fertig war, richteten sie es gemeinsam auf zwei Tellern an.
„Setzen wir uns?" fragte Levi, der bereits die Teekanne vorbereitet hatte. Eren nickte und führte ihn zum Esstisch, der im Zentrum der Küche stand.
Levi goss den Tee in zwei Tassen und setzte sich gegenüber von Eren. Sie schwiegen für einen Moment, bevor sie beide gleichzeitig zu lachen begannen, die Nervosität endlich abgeschüttelt.
„Wer hätte gedacht, dass es so schwer sein würde, nach einem Date einfach zusammen zu kochen," sagte Eren mit einem leicht ironischen Unterton.
Levi grinste schief. „Wir waren einfach beide ein wenig zu nervös. Aber jetzt sind wir hier, und es läuft doch ganz gut, oder?"
Eren nickte, nahm seine Teetasse und hob sie leicht. „Auf uns," sagte er leise, aber mit fester Stimme.
Levi nahm seine Tasse ebenfalls in die Hand, seine grauen Augen trafen die von Eren mit einer Intensität, die Eren einen leichten Schauer über den Rücken jagte. „Auf uns," wiederholte er, und sie stießen sanft an.
Als sie dann gemeinsam das Essen genossen, verschwand die Nervosität endgültig, ersetzt durch das warme Gefühl von Vertrautheit und der Nähe, die zwischen ihnen wuchs, während die Nacht ruhig über der Stadt lag. Beide gespannt, wie der Abend nun weiter gehen würde.
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Purple Heart
RomanceIn einer Welt, in der Schicksalsschläge unausweichlich scheinen, kreuzen sich die Wege zweier gebrochener Seelen. Eren, ein junge Mann, dessen Vergangenheit von Schmerz und Krieg gezeichnet ist, trifft auf Levi, einen Mann, dessen Leben von Trauer u...