Gespräche über Tee und plötzlich ein Date

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Levi

Eigentlich bezeichnet „Tee" ein heißes Aufgussgetränk, das aus Blättern und Knospen der zuerst in China bekannten Teepflanze hergestellt wird. Aber heute versteht man unter „Tee" auch Heißgetränke, die aus Blättern, Knospen, Blüten, Stängeln, Wurzeln oder Rinden anderer Pflanzen zubereitet werden – insbesondere aus Kräutern oder Früchten.
Sämtliche Teesorten stammen von der Camellia Teepflanze ab, unterscheiden sich aber in der Herstellung. Weißer Tee wird einfach gepflückt und getrocknet, schwarzer Tee zusätzlich fermentiert.
Mittlerweile sind über 3.000 Mischungen entstanden, wobei auch Zusatz von Aromen die Geschmacksvielfalt der Tees erweitert.


Doch egal wie oft er versuchte, es dieser Frau zu erklären, war er sich ziemlich sicher, dass sie einfach im selben Moment aufhörte, ihm zuzuhören. Als wäre plötzlich niemand mehr zu Hause in ihrem Kopf, fehlte nur noch, dass sie anfing zu sabbern.
„Hey, Vierauge! Hörst du mir zu?", fragte er und atmete dabei genervt aus. Erst war die Panne mit seinem Wagen, an der er offensichtlich selbst Schuld war und nun versuchte er Hanji schon zum dritten Mal zu erklären was sie zu sagen hatte, wenn ein Kunde fragte, was Tee eigentlich ist. Doch diese hohle Nuss blendete ihn einfach immer wieder aus.
„Hm was ist?" Sie sah ihn plötzlich verwirrt an. Ach, war sie wieder da? Einfach unglaublich.
„Vergiss es, arbeite einfach weiter", seufzte er kopfschüttelnd und schnappte sich einen sauberen Lappen, bevor er anfing einen Tisch zu putzen, an dem bis vor einige Minuten noch jemand saß.

„Hat er wieder über Tee gesprochen?", hörte er sie Isabel fragen, die hinter dem Tresen stand. Diese kicherte leise und bejahte ihre Frage. „Dann habe ich ja nichts verpasst." Er hörte deutlich ihr selbstgefälliges Grinsen, das sie dabei auf den Lippen trug. Dafür musste er sich gar nicht umdrehen. Würden sich die Beiden nicht schon ewig kennen, wäre sie schon längst von ihm gefeuert worden, doch sie war nun mal eine der wenigen Freunde, die er hatte, also duldete er sie weiterhin in seinem Laden. Auch wenn er es großartig finden würde, wenn sie sich zumindest ein wenig dafür interessieren würde, was sie hier eigentlich verkaufte. Darauf konnte er aber sicherlich lange warten. Zumindest Isabel hörte ihm zu, wenn er über Tee sprach und ihr etwas erklärte. Reichte schon, dass er eine Dumpfbacke hier hatte, die keinen Dunst von irgendwas hatte.

Seit heute Morgen war sie sowieso total aus dem Häuschen. Endlich lernten sie Zekes Bruder kennen, von dem er ständig sprach, wenn er hier war.
Eren Jäger.
Dieser ließ sich nur nie blicken, doch dank Hanjis toller Aussage würde er heute zu uns in den Laden kommen und ihm sein Auto bringen. Machte man das eigentlich so in Werkstätten? Den Kunden ihre Autos wieder zurückbringen, sobald man seine Arbeit erledigt hatte? Auf jeden Fall wusste er, dass dieser Bengel viel zu gut aussah.

Zeke erwähnte in keiner Silbe, dass sein jüngerer Bruder ein wahrer Adonis war. Genau sein Fall, doch jeder hier wusste das er ein ehemaliger Soldat war. Viele Probleme, die er mit sich brachte, und das konnte er beim besten Willen nicht gebrauchen. Auch wenn ihm diese Muskeln, die sich unter seinem Shirt abgezeichnet hatten, ihn leise und unauffällig schlucken ließen. Von seinen strahlenden grünen Augen und diesem unverschämten Lächeln mal angesehen, sollten solche Männer verboten werden. Trotzdem war Levi sich sicher, dass das Strahlen in seinen Augen nicht echt war, und auch die Augenringe waren ihm aufgefallen. Ob der Junge schlecht schlief?
Verdammt, wieso machte er sich überhaupt Gedanken darüber, ob dieser Kerl gut schlief oder nicht.

Im nächsten Moment hob er den Kopf, als plötzlich die Türe zum Laden geöffnet wurde. Wenn man vom Teufel spricht.
„Ich bin hier, um vom Tee überzeugt zu werden", sprach der Braunhaarige, und wieder prangerte dieses unverschämte Schmunzeln auf seinen Lippen. Kurz wanderte Levis Blick über ihn, er trug keine Arbeitsklamotten mehr. Seine Beine steckten in einer dunkelblauen Jeans, die erahnen ließ, was sich darunter verbarg . Der Blick wanderte höher, machten ein einfaches schwarzes Shirt aus, das sich eng an seinen Oberkörper legte. Darüber trug er eine einfache schwarze Lederjacke. Seine Haare waren zu einem lockeren Dutt hochgebunden und nur vereinzelt waren Strähnen herausgerutscht und umrandeten sein Gesicht.

Eren hob die Hand und warf Levi etwas zu, geschickt fing er es auf und erkannte seinen Schlüssel. „Du konntest es also reparieren? Was schulde ich dir?", fragte er ihn und blickte kurz auf die Uhr. In ungefähr zwei Stunden würden sie schließen. Er würde also genügend Zeit für den Jüngeren haben, wenn dieser es wirklich ernst meinte mit dem Tee. Eren kam auf ihn zu, blieb vor ihm stehen, so dass Levi nun den Kopf anheben musste, um ihn anzusehen.

„Wie wäre es mit einem Date?", fragte dieser ihn und lächelte, dabei zeigte er seine perfekt weißen Zähne. Nun nahm er auch seinen Duft wahr, der ihn komplett umhüllte. War das Sandelholz? Er war sich nicht sicher, doch es benebelte ihn vollends. Es vergingen noch einige Sekunden, bis Erens Worte zu ihm durchgesickert waren. Er wollte ein Date? Ausgerechnet mit ihm? Leises Kichern trat an sein Ohr, endlich erwachte er auch aus seiner Schockstarre und blinzelte ein paar mal. Kurz wandte er sich in die Richtung, aus der das Kichern kam. Es stammte von Hanji und Isabel, die diese komplette Situation zu verfolgen schienen.

„Und natürlich ein Tee", hörte er Erens Stimme, eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper. Fuck, was war nur los mit ihm? Vorsichtig sah er zu dem Größeren hinauf. Sollte er sich darauf einlassen? Seine Gefühle fuhren gerade Achterbahn und er verstand nicht wieso.
„Wenn am Ende die Chance besteht, dass du ein Teeliebhaber wirst, können wir über ein Date sprechen", verließen seinen Mund die Worte die Eren nur noch breiter Grinsen ließen.

Dieser zog sich nun endlich ein Stück zurück, Levis Herz schlug wild gegen seine Brust und er fühlte das seine Hände etwas schwitzig waren. Als erstes würde er sich die Hände waschen müssen, bevor er diesem unverschämt gutaussehenden Mann einen Tee zubereiten würde.
„Dann bin ich ja mal gespannt", antwortete Eren und richtete nun seinen Blick auf die anderen beiden Frauen. Während sich Levi also aus dem Staub machte, drangen nur kleine Gesprächsfetzen zu ihm nach hinten auf die Toilette.

Kurz kontrollierte er noch seine Haare, fuhr sich durch mit der Hand dadurch und verließ den kleinen Raum erst wieder, als er zufrieden mit sich war. Mittlerweile saß Eren an einem Tisch und wurde noch immer von Hanji belagert. Es war fast so, als würde Eren spüren, dass Levi wieder in der Nähe war, denn dieser drehte den Kopf in seine Richtung und lächelte.
„Hanji hat mir erzählt, dass dein Lieblingstee Schwarztee ist. Erzähl mir mehr darüber", bat er den Älteren. Levi blinzelte ein paar Mal, bevor er vor Eren stehen blieb. Er wollte wirklich etwas über Schwarztee wissen?
„Oh Eren, jetzt kriegst du ihn nicht mehr los", grinste Hanji und kassierte im nächsten Moment einen feindseligen Blick von ihm. Eren aber lachte nur leicht. „Na, das hoffe ich doch."

Hatte er sich gerade verhört? Eren war sich also bewusst, was er hier tat. Ohne etwas zu sagen, entfernte sich Levi nochmals von dem Tisch um ein paar Dinge, die er nun brauchte, auf ein Tablet zu sammeln. Diesem Bengel würde er den besten Tee aller Zeiten machen! Was fiel ihm ein, ihn so aus der Bahn zuwerfen mit seinen Worten?!

„Schwarztee ist manchmal würzig, mal nussig und einige von ihnen haben einen leichten Malzgeschmack. Es gibt kräftig-aromatisch, fein-blumig oder lieblich-frische. Schwarzer Tee ist niemals gleich Schwarzer Tee" fing er mit seiner Erklärung an und setzte sich zu Eren an den Tisch, nachdem er alles beisammenhatte. Während er weitersprach, befüllte er einige Tassen mit heißem Wasser und mischte ihm so verschiedene Schwarzteesorten an.

„Durch die verschiedenen Anbauländer mit jeweils anderen klimatischen und geologischen Bedingungen gibt es auf dem Schwarzteemarkt eine riesige Auswahl. Am bekanntesten sind sicherlich der feine Darjeeling Tee, die aromatischen Tees aus Ceylon und der malzige Assam Tee. Aber auch in Kenia, Ruanda, Indonesien, Nepal und sogar auf den Azoren gedeiht das Schwarze Gold." Ein feines Lächeln legte sich auf Levis Lippen, nichts liebte er mehr als über Tee zu sprechen, und dass ihm dieser Junge förmlich an den Lippen klebte, gefiel ihm.

„Schwarztee zu beschreiben, ohne ihn mit grünem Tee zu vergleichen, ist fast unmöglich. Sie sind wie Geschwister: Die Ur-Teepflanze, aus denen die beiden Tee-Arten gewonnen werden, ist identisch. Den eigentlichen Unterschied macht die Herstellung. Schwarztee wird fermentiert, Grüntee bleibt unfermentiert. Der Schwarze Tee erhält so seine dunkle Färbung und seinen charakteristischen Geschmack. Im Gegensatz dazu bleibt der unfermentierte Grüntee zart und behält seine Leichtigkeit." Man konnte Levi die Leidenschaft ansehen, da war er sich sicher. Er hoffte nur den Braunhaarigen damit nicht zu langweilen. Fing er einmal an, konnte er nicht mehr aufhören.

So erklärte ihm Levi noch etwas über die Ziehzeit und inwieweit sich der Geschmack dadurch verändert. Und als der erste Tee so weit war, hielt er Eren stumm die Tasse hin damit er probieren konnte. Gespannt sah er ihm ins Gesicht. Er wollte jede Gefühlsregung sehen. Doch dieser Kerl ließ sich einfach nichts anmerken, keine Miene verzog er. Als er ein paar Schlucke zu sich genommen hat, stellte er die Tasse einfach ab. Wieder wanderte dieses Grinsen auf seine Lippen. „Du hast mir jetzt so viel über diesen Tee erzählt, da probiere ich erst die anderen, bevor ich mir ein Urteil erlaube", fassungslos sah er ihn an. Er hatte damit gerechnet, dass er ihm nun sagte, dass es schrecklich sei aber dass er abwarten wollte, hörte nur selten.

Und so ließ er Eren jede weitere Variation probieren, beobachtete weiterhin wie er keine Miene dabei verzog, um Levi nicht zu verraten, ob ihm der Tee nun überhaupt schmeckte. Noch nie wurde er so auf die Folter gesponnen. Nervosität stieg in ihm mit jeder weiteren Minute, die verstrich.
„Diesen hier", Levis Blick richtete sich auf die Tasse, auf die er zeigte. Es war die Variation, die eher lieblich und frisch schmeckte. „Von dem will ich ab sofort jeden Morgen einen", mit leicht geöffnetem Mund sah der Schwarzhaarige in grüne Augen, die ihn belustigend anfunkelten. Wusste er, dass er Levi so aus der Fassung bringen konnte?
„Schmeckt er dir auch wirklich?", fragte er und fand endlich wieder seine Stimme. Einfach unglaublich. Was war eben passiert? Wieso schlug sein Herz so schnell und warum freute er sich so sehr über die Worte von diesem Bengel?

„Dafür, dass ich Tee eigentlich nur trinke, wenn ich krank bin und nun jeden Tag einen möchte, würde ich einfach mal behaupten, ja", er meinte es also ernst. Nun würde er Eren jeden Tag sehen, wie genau war das nochmal passiert? Ach ja, er hatte erfolgreich dieses Lämpchen in seinem Auto ignoriert. „Aber nur, wenn du ihn zubereitest", raunte Eren und jagte ihm somit eine Gänsehaut über den Rücken. Diese plötzliche Veränderung in seiner Stimme, diese Tiefe. Fuck, was stellte dieser Kerl nur mit ihm an? Sie kannten sich doch erst seit heute Morgen und nun reagierte er schon so auf ihn. Wie peinlich.

„Er wird sich persönlich um deinen Tee kümmern, nicht wahr?" mischte sich Hanji mit einem Grinsen ein und erlöste ihn so nun endlich aus seiner Schockstarre. „Ja ich kümmere mich darum", bestätigte er es auch endlich und sah ihm noch immer in die Augen.
„Ich glaube, noch nie wurde er so aus dem Konzept gebracht" gluckste diese dämliche Brillenschlage neben ihm und bestätigte Eren nur das, was er sich vermutlich schon gedacht hatte. „Habe ich das denn?". Ein einfach „Tzze" kam Levi über die Lippen und drehte dabei den Kopf zur Seite. Noch nie hatte er so die Fassung verloren.

„Und wie steht es jetzt mit unserem Date?", aus dem Augenwinkel sah er wie Eren sich etwas über den Tisch beugte und ihm so näherkam. Levi biss sich auf die Innenseite seiner Wange, während er für einen Moment überlegte.
„Wenn du es schaffst, dir für zwei Wochen lang tatsächlich jeden Tag einen Tee zu holen, bekommst du ein Date", sprach er seine Bedienung aus. Schließlich ging er für gewöhnlich auf keine Dates und so bekam er die Chance diesen Bengel näher kennenzulernen, und beurteilen zu können, ob er sich wirklich auf ein Date mit ihm einlassen würde.

Ein fast siegessicheres Lächeln trat auf Erens Lippen, als ihm dieser antwortete: „Geht klar"

Purple HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt