Levi
Nach ihrem Date fand Levi schnell seinen Weg in sein Bett umhüllt von der Kälte der Dunkelheit, während er allmählich in einen tiefen Schlaf glitt. Die Einsamkeit seines Schlafzimmers, das von der mondlosen Nacht durchflutet war, löste sich langsam in einem Traum auf, der immer intensiver wurde. Sein letzter Gedanke, bevor er sich der Schwärze hingab, war Eren und seine unglaublich grünen Augen.
In diesem Traum fand sich Levi in einem völlig anderen Ort wieder – einem Raum, den er kaum kannte, aber der sich überraschend vertraut anfühlte. Das Zimmer war in warmes, goldenes Licht getaucht, das von einer Reihe von Kerzen ausging, deren Flammen sanft im leisen Zug des Raumes flackerten. Die Luft war schwer von einer intensiven Wärme, die Levi fast den Atem nahm. Er spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte, ohne dass er wusste, warum.
Plötzlich war er nicht mehr allein. Eren stand vor ihm, nur wenige Schritte entfernt. Sein Gesicht war weicher als sonst, die Augen tief und voller Emotionen, die Levi nie zuvor in ihnen gesehen hatte. Es war, als wäre jede Barriere, jede Distanz, die sie je voneinander getrennt hatte, verschwunden. Eren trat näher, seine Bewegungen waren langsam, fast hypnotisch, als wollte er keinen Moment dieses Zusammentreffens überstürzen.
Levi konnte nicht anders, als Eren eingehend zu betrachten. Seine Augen glitten über den großen, muskulösen Körper, der von einer dünnen Schicht Schweiß glänzte. Eren trug nichts außer einer locker sitzenden Hose, die tief auf seinen Hüften saß. Die Linien seiner Muskeln, die Art, wie sein Atem ging, alles daran zog Levi in einen Bann, dem er nicht entkommen konnte.
Als Eren direkt vor ihm stand, fühlte Levi die Hitze, die von Eren ausging, wie eine Flamme, die ihn an der Oberfläche berührte und in seinem Inneren entfachte. Ohne ein Wort zu sagen, griff Eren nach Levis Hand, zog ihn zu sich, und plötzlich war da nichts mehr außer dem Gefühl ihrer Körper, die sich aneinanderdrückten. Levi spürte die harten Muskeln unter seiner Hand, das heiße Fleisch unter seinen Fingerspitzen, als er Eren berührte. Es war überwältigend, fast zu viel, und doch konnte er nicht genug davon bekommen.
Eren legte seine Lippen sanft auf Levis Hals, und ein leises Stöhnen entwich Levis Lippen, bevor er es zurückhalten konnte. Die Berührung brannte auf seiner Haut wie ein Brandzeichen, das sich unauslöschlich in ihn einbrannte. Er konnte nicht anders, als seine Hände durch Erens Haare gleiten zu lassen, ihn näher zu sich zu ziehen, während seine Lippen über die weiche Haut von Erens Schulter wanderten.
Der Traum wurde intensiver, jede Berührung elektrisierte Levis Sinne, und die Luft um sie herum schien sich in ein dichtes, heißes Etwas zu verwandeln, das sie beide umhüllte. Eren flüsterte leise Levis Namen in sein Ohr, die Stimme war tief und voll von einem Verlangen, das Levi in den Wahnsinn trieb. Es war ein Klang, der Levi erzittern ließ, der ein Verlangen in ihm weckte, das tiefer ging als alles, was er je gespürt hatte.
Levi spürte, wie Eren ihn sanft, aber bestimmt auf das Bett drückte, von dem er nicht wusste, dass es überhaupt da war, die kühle Seide des Lakens ein starker Kontrast zu der glühenden Hitze ihres Kontakts. Er konnte Eren spüren, jede Bewegung, jede Berührung, als ob ihre Körper perfekt aufeinander abgestimmt wären. Jeder Kuss, den Eren ihm gab, schien tiefer zu gehen, schien mehr von ihm zu verlangen, und Levi ließ sich in diesem Gefühl fallen, verlor sich in der Hitze, in der Leidenschaft, in diesem unwiderstehlichen Sog, den Eren auf ihn ausübte.
Doch als der Höhepunkt des Traumes sich näherte, als Levi glaubte, in dieser intensiven Verbindung völlig aufzugehen, begann der Traum zu verblassen. Das warme Licht wurde schwächer, die Berührung von Erens Haut löste sich auf wie Rauch, und bevor Levi reagieren konnte, war er wieder allein.
Nur das Gefühl von Erens Atem auf seiner Haut und der Nachhall seines Namens in der Luft blieben zurück, als Levi in die kalte Realität seines leeren Schlafzimmers zurückkehrte, sein Herzschlag noch immer wild und unkontrolliert, und das Echo des Traumes noch immer tief in seinem Inneren widerhallend.
Der Morgen war noch jung, die ersten Strahlen der Sonne kämpften sich durch die schweren Vorhänge von Levis Schlafzimmer. Plötzlich jedoch, ohne Vorwarnung, wurde die Stille brutal zerrissen. Die Tür zu seinem Schlafzimmer flog mit einem lauten Knall auf, und Levi wurde abrupt aus seiner Starre gerissen. Sein Körper schoss instinktiv nach oben, die Hand sofort am Griff seines Messers unter dem Kissen. Seine Augen, noch schwer von Schlaf, suchten sofort nach der Quelle des Lärms, während sein Herz wild in seiner Brust schlug.
Im Türrahmen stand Hanji, ihre Augen leuchteten vor Begeisterung und einem Überschwang an Energie, der Levi schier in den Wahnsinn trieb. Sie trug ihre übliche, etwas unordentliche Kleidung, die Brille schief auf der Nase, und ihr Haar war zerzaust, als hätte sie die ganze Nacht nicht geschlafen – was wahrscheinlich auch stimmte. Hanji grinste breit, völlig unbeeindruckt von Levis sichtlicher Überraschung und dem Messer, das er noch immer fest umklammerte.
„Levi! Du musst mir endlich von euren Date erzählen!" rief Hanji aus, ihre Stimme laut und viel zu fröhlich für die frühe Stunde. Sie stürmte ins Zimmer, ohne eine Einladung abzuwarten, und ließ sich neben Levi auf das Bett fallen.
Levi blinzelte ein paar Mal, um den Schlaf endgültig zu vertreiben, und starrte Hanji fassungslos an. „Hanji...", begann er mit einer Stimme, die eine gefährliche Ruhe ausstrahlte, „was zur Hölle machst du hier? Es ist..." Er warf einen Blick auf die Uhr neben seinem Bett. „...sechs Uhr morgens."
„Ich weiß, ich weiß, aber das hier konnte einfach nicht warten! Ich muss es wissen!" Hanji schien seine Einwände gar nicht zu hören, geschweige denn zu beachten.
Levi starrte sie noch immer an, unfähig zu begreifen, wie jemand so früh am Morgen so viel Energie haben konnte. Er seufzte schwer und ließ das Messer zurück unter das Kissen gleiten. „Hanji, du kannst doch nicht einfach in meine Wohnung platzen und mich aufwecken, nur weil du deine Neugier nicht zügeln kannst!"
„Aber das ist wichtig, Levi! Wie oft hast du schon Dates" Hanji beugte sich näher zu ihm, ihre Augen funkelten aufgeregt hinter den Brillengläsern. „Jetzt erzähl doch endlich! Bitte..."
Levi unterbrach sie mit einem genervten Blick. „Jetzt... brauche ich Kaffee. Viel Kaffee."
Hanji sah ihn einen Moment lang an, als wäre das der vernünftigste Vorschlag, den sie je gehört hatte, und sprang dann sofort auf. „Kaffee! Ja, das ist eine gute Idee! Ich mache welchen, während du dich fertig machst, und dann kannst du mir endlich von eurem Date erzählen!"
Ohne eine weitere Sekunde zu verlieren, eilte Hanji aus dem Zimmer, als sie in Richtung Küche stürmte. Levi saß noch immer auf dem Bett, massierte sich die Schläfen und fragte sich, wie es möglich war, dass Hanji jedes Mal auf so chaotische Weise in sein Leben eindrang, und warum er sie trotzdem immer noch in seinem Leben duldete.
Er seufzte erneut, schob die Decke zur Seite und stand auf. Es war klar, dass dieser Tag – wie so viele zuvor – wieder einmal alles andere als ruhig werden würde. Aber irgendwie, trotz des abrupten Erwachens und der bevorstehenden Anstrengung, konnte Levi ein kleines, amüsiertes Lächeln nicht unterdrücken, als er sich auf den Weg zur Küche machte und an seinen Traum denken musste. Hatte er auf diese Art an Eren gedacht? Gar geträumt?
„Da bist du ja!" rief sie aus und ließ sich schwungvoll auf den Stuhl ihm gegenüber fallen, nachdem er sich selbst an seinen Esstisch gesetzt hatte. Ihre Augen funkelten vor Neugier. „Also, ich habe gehört, du hattest gestern ein ganz besonderes Date. Komm schon, erzähl mir alles, was passiert ist!"
Levi griff nach der dampfenden Tasse die Hanji ihm reichte. Er wusste, dass sie nicht lockerlassen würde, bis sie die Details kannte, also beschloss er, ihr den Gefallen zu tun. „Eren und ich waren in einem Tee-Museum", begann er mit seiner gewohnten, ruhigen Stimme.
Hanji lehnte sich vor, ihre Augen weiteten sich vor Interesse. „Ein Tee-Museum? Das klingt nach etwas, das dir gefallen könnte. Wie war es?"
Levi nickte leicht. „Es war faszinierend. Sie hatten eine Sammlung von Teekannen und -tassen aus verschiedenen Epochen und Kulturen. Eren war ebenfalls sehr interessiert, es war wirklich süß, wie sehr er sich Mühe gab. Wir haben uns eine Weile umgesehen und dabei verschiedene Teesorten probiert. Es war... entspannt. Eren hat viele Fragen gestellt, und ich habe ihm einiges erklärt."
Hanji grinste. „Klingt, als hättet ihr eine gute Zeit gehabt. Und was dann? Ihr wart doch sicher nicht den ganzen Tag im Museum."
„Nein", bestätigte Levi. „Nach dem Museum sind wir in ein Restaurant gegangen. Ein kleines, ruhiges Lokal, das für seine gute Küche bekannt ist. Eren hat das Restaurant ausgesucht, und ich muss sagen, er hat eine gute Wahl getroffen. Das Essen war ausgezeichnet."
Hanji konnte ihre Begeisterung kaum zügeln. „Und? Was dann?"
Levi zögerte einen Moment, als ob er überlegte, wie viel er preisgeben wollte, aber er wusste, dass Hanji es ohnehin herausfinden würde, also fuhr er fort. „Nach dem Essen sind wir noch spazieren gegangen. Es war schon spät, und die Straßen waren leer. Wir haben uns Zeit gelassen, einfach die Ruhe genossen. Irgendwann... haben wir uns unter einen Baum gesetzt, nur um einen Moment zu verschnaufen."
Hanji hielt vor Spannung den Atem an. „Und? Komm schon, Levi, ich weiß, da kommt noch was."
Levi seufzte leise und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Eren hat mich dann... geküsst, aber erst nachdem er mich nach Hause gebracht hatte", gab er zu, seine Stimme ruhig, aber mit einem Hauch von Wärme, die selten in seinen Worten lag. „Es war... gut. Mehr als nur gut."
Die Brillenschlange sprang fast auf, ihre Augen funkelten vor Freude. „Er hat dich geküsst? Und du fandest es gut? Levi, das ist großartig! Wie hast du reagiert? Was hast du gesagt?"
Levi hob eine Hand, um sie zu beruhigen. „Ich habe ihn nicht weggestoßen, wenn du das wissen willst", antwortete er trocken. „Es war einfach... passend in dem Moment. Er war wirklich perfekt", gab er ehrlich zu. Allein bei dem Gedanken an dem Kuss schlug sein Herz schneller.
Hanji lehnte sich wieder zurück, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. „Das klingt nach einem wirklich schönen Tag, Levi. Ich freue mich für dich."
Levi nickte leicht, ein kleines, fast unsichtbares Lächeln auf seinen Lippen. „Ja, es war ein guter Tag", sagte er leise und nahm wieder einen Schluck von seinem Kaffee. Hanji wusste, dass sie nicht weiter nachhaken sollte, Levi hatte ihr mehr erzählt, als sie erwartet hatte, und das war genug.
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Purple Heart
RomanceIn einer Welt, in der Schicksalsschläge unausweichlich scheinen, kreuzen sich die Wege zweier gebrochener Seelen. Eren, ein junge Mann, dessen Vergangenheit von Schmerz und Krieg gezeichnet ist, trifft auf Levi, einen Mann, dessen Leben von Trauer u...