Eren
Im Herzen einer Stadt, die ungefähr eineinhalb Stunden entfernt lag von Haven Springs befand sich verborgen zwischen schmalen Gassen und majestätischen Altbauten, das altehrwürdige Tee-Museum. Seine Fassade war mit Efeu bewachsen, und die großen Fenster boten Einblicke in eine Welt voller exotischer Teesorten und antiker Teekannen. Die Sonne warf ihr sanftes Licht durch die bunten Glasfenster und tauchte den Eingangsbereich in ein warmes, einladendes Licht.
Eren war nun gespannt, wie Levi auf seine Überraschung für ihr Date reagieren würde, immerhin waren seit ihrer Abmachung nun endlich die zwei Wochen um und er konnte sich auf die Vorbereitung ihres ersten Dates kümmern. Für die Planung hatte er Izzy und Hanji mit einbezogen, um herauszufinden ob der Kleinere das Museum auch wirklich nicht kannte. Beide verneinten dieses, was Eren erleichterte, denn er war sich nicht sicher überhaupt etwas zu finden was dem Schwarzhaarigen gefallen würde. Er wollte auch beim besten Willen nichts Langweiliges machen, schließlich wollte er Levi von sich überzeugen. Mit einem gewöhnlichen 0815 Date hätte aber auch er sich nicht zufriedengegeben, nicht für ihr erstes Date. Also wieso nicht etwas machen, wovon sie beide etwas hatten. Er konnte in Ruhe Levi beobachten, während sich dieser hoffentlich über die Idee freute.
„Das hast du nicht gemacht..." vernahm er endlich die Stimme des Kleineren, als dieser nach einigen Sekunden seine Stimme wieder gefunden hatte. Ein Lächeln stahl sich auf Erens Lippen als er sah das Levi tatsächlich überrascht war.
„Na ich wollte das du dich wohl fühlst bei unserem ersten Date also wieso nicht was wofür du sowieso brennst" schmunzelte er, es hatte sich jetzt schon gelohnt. Allein der Ausdruck in seinem Gesicht war die lange Fahrt wert gewesen. Er schien noch immer überrascht zu sein. Sie liefen vom Parkplatz ein paar Minuten bis hierher. Deutlich hatte er gespürt, wie nervös Levi war, oder vielleicht auch einfach aufgeregt. So genau wusste er es nicht, er bekam nur seine Blicke mit, wenn er sich umsah und nach etwas Ausschau hielt, wohin Eren ihn vielleicht bringen könnte. Schließlich wusste Levi rein gar nichts wohin Eren ihn bringen würde, er hätte ihn auch ganz leicht einfach entführen können. Diese Bedenken mussten sich Eren während der Fahrt anhören, vermutlich erhoffte sich Levi so eine Antwort, wohin es gehen würde doch der braunhaarige schwieg wie ein Grab.
„Entführst du mich? Muss ich Angst haben am Ende in einem Wald verschachert zu werden?" fragte der Schwarzhaarigen ihn ganz unverblümt. Eren konnte sich ein Lachen nicht verkneifen und lachte etwas lauter auf und musterte Levi für einen kurzen Moment, als sie an einer roten Ampel standen. Er schien sich extra für Eren in Schalle geworfen zu haben, er trug eine enganliegende schwarze Jeans die Erens Fantasien nur so anheizten. Am liebsten hätte er seine Hände an dessen Hintern gelegt, ihn gepackt und fest an sich gezogen. Doch das würde wohl noch warten müssen, schließlich wollte er das Levi einen unvergesslichen Tag haben würde. Sein Blick wanderte etwas höher und er erblickte das hellblaue Hemd, das sein Date trug. Es spannte sich etwas über dessen Muskeln, zwei der Knöpfe waren offen und man sah ein wenig etwas von der hellen Haut die Levi hatte. Wie gerne er ihn doch berühren würde... „Ich sage dir nicht, wohin wir fahren, aber ich werde dich nicht in einem Wald verschachern also keine Angst" antwortete er ihm mit einem Schmunzeln, setzte dann sein Auto wieder in Bewegung als die Ampel umschaltete und ihm das Zeichen gab wieder weiterfahren zu können.
„Aber was ist mit dir, du hast doch gar nichts von diesem Museum..." sprach Levi seine Bedenken aus und sah zu dem größeren herauf. Er war unglaublich niedlich, wie er ihn so ansah. Als würde er jetzt noch nein sagen können und etwas anderes machen wollen.
„Ich will genau jetzt und hier mit dir in dieses Museum gehen und dir dabei zusehen, wie du vollkommen in deinem Element aufgehst. Und wenn es sein muss das ich den ganzen Tag hier drinnen verbringen muss dann ist es so. Solange ich es mit dir tue, bin ich schon mehr als glücklich mit unserem Date" raunte er ihm leise ins Ohr, als er sich zu ihm gebeugt hatte.
Grinsend stellte er eine leichte Gänsehaut fest, die sich über Levis Körper zog. „Na los gehen wir endlich rein, wir haben ein wenig etwas zu entdecken" während er sprach, legte er einen Arm um Levi, platzierte seine Hand an seinem Rücken, während er ihn sanft vorwärts schob.
„Du könntest das Bereuen..." hauchte Levi leise, folgte ihm aber weiter in Richtung des Museums.
„Psst... mehr genießen, weniger zweifeln" antwortete Eren noch bevor er die schwere Holztür aufstieß, im inneren empfing sie beide eine wohlige Wärme und der Duft von frisch aufgebrühtem Tee. Das leise Summen von Gesprächen und das Klirren von Teetassen erfüllten die Luft. Eren selbst war nun gespannt, was es wohl alles in solch einem Museum gab.
Am Empfang kaufte er für sie beiden noch die Tickets, ermahnte Levi ein weiteres Mal, als dieser ihm Geld zustecken wollte. Eren jedoch lehnte es vehement ab, drohte dem Kleineren ihn hier vor aller anwesenden hemmungslos zu küssen, wenn er nicht bald einfach weitergehen würde. Mit einem zufriedenen Schmunzeln beobachtete er wie sich ein leichter roter Schimmer auf Levis Wangen legte bei seinen Worten.
Zusammen begaben sie sich in den ersten Ausstellungsraum, der den Besuchern die Geschichte des Tees näherbrachte. Alte Karten und handgeschriebene Manuskripte erzählten von den Ursprüngen des Teeanbaus und der langen Reise des Tees von Asien bis nach Europa.
„Schau dir das an", sagte Eren und deutete auf eine antike Teekanne aus Porzellan, die kunstvoll verziert war.
„Diese Kanne stammt aus dem 18. Jahrhundert. Unglaublich, wie gut sie erhalten ist. Die Details sind unglaublich. Man kann die Handwerkskunst richtig spüren.", lächelte er, als er sich den Informationstext zu der Teekanne durchgelesen hatte.
Levi trat näher und betrachtete die filigranen Muster. „Das ist wirklich beeindruckend. Stell dir vor, wie viele Generationen Menschen aus dieser Kanne Tee getrunken haben müssen. Man kann sich kaum vorstellen, wie viel Arbeit darin steckt."
In Levis Augen spiegelte sich Begeisterung und Respekt für all die Gegenstände hier wider. Es schien ihm zu gefallen, Eren beobachtete mit Freuden wie sein Date Partner von der einen Informationstafel zur nächsten wanderte, und das Gelesene einfach in sich aufzusaugen schien. Ein freundlicher Museumsführer näherte sich den beiden und begann, ihnen mehr über die ausgestellten Stücke zu erzählen. Genauer gesagt über eine weitere Teekanne die sie sich gerade ansahen.
„Diese Teekanne stammt aus dem 15. Jahrhundert. Sie wurde von einem der bekanntesten Teemeister Chinas hergestellt und ist ein Symbol für die hohe Kunst des Teemachens dieser Zeit."
Levi und Eren hörten aufmerksam zu, tauchten ein in die Geschichte und die Geheimnisse des Tees. Sie gingen weiter und erreichten einen Raum, der verschiedenen Teesorten aus aller Welt gewidmet war. Überall standen kleine Tische, auf denen Teeblätter in gläsernen Schalen präsentiert wurden. Daneben lagen Karten mit Informationen über die Herkunft und Besonderheiten der Tees.
Levi schnupperte an einer Schale mit grünem Tee aus Japan. „Dieser hier riecht so frisch, fast wie ein Frühlingsmorgen."
Eren lächelte. „Du hast wirklich ein Gespür für Düfte. Lass uns mal diesen hier probieren." Er zeigte auf eine Schale mit Darjeeling-Tee aus Indien.
Ein Museumsmitarbeiter kam herbei und bereitete ihnen eine kleine Probe des Tees zu. Die beiden nahmen die dampfenden Tassen und setzten sich an einen der Tische.
„Auf unser erstes gemeinsames Erlebnis im Tee-Museum", sagte Eren und hob seine Tasse, sah Levi lächelnd die Augen.
Levi lächelte leicht und stieß mit ihm an. „Auf viele weitere solcher Erlebnisse."
War das eine Anspielung darauf das es ein zweites Date geben würde? Es schien ihm also zu gefallen. Wie konnte er auch daran zweifeln, schließlich waren sie umgeben von Tee.
Sie tranken den Tee, der eine feine Mischung aus süßlichen und blumigen Noten bot. Die Ruhe des Museums und die wohltuende Wirkung des Tees schufen eine intime Atmosphäre. Während sie dort saßen und die Aromen des Tees genossen, fühlten sie eine tiefe Verbundenheit, als ob der Tee selbst sie miteinander verknüpfte.
Nach einer Weile standen sie auf und setzten ihren Rundgang fort. Sie erreichten einen Bereich, der der traditionellen Teezeremonie gewidmet war. Eine Vorführerin in einem Kimono führte gerade eine japanische Teezeremonie vor. Die Anmut und Präzision ihrer Bewegungen faszinierten Levi und Eren gleichermaßen.
„Es ist erstaunlich, wie jede Bewegung so viel Bedeutung und Respekt vor dem Tee und dem Gast zeigt", flüsterte Eren.
Levi nickte. „Es ist fast wie eine Meditation. So viel Ruhe und Achtsamkeit."
Sie bewegten sich weiter zu einer Station, an der verschiedene Teesorten zur Verkostung angeboten wurden. Ein freundlicher Mitarbeiter reichte ihnen kleine Tassen mit grünem Tee.
„Probier das mal", sagte Levi und reichte Eren eine Tasse. „Das ist Sencha, ein japanischer grüner Tee." Da war er wieder, der Mann, der so gerne über Tee sprach, er hatte nur darauf gewartet, wann es losging.
Eren nahm einen Schluck und schloss die Augen, um den Geschmack zu genießen. „Das ist unglaublich frisch und leicht. Wirklich köstlich."
Levi nickte zustimmend. „Ja, er ist wirklich sehr lecker. Er wirkt auch sehr beruhigend."
Sie schlenderten weiter durch die Räume, bewunderten alte Teedosen, handgemalte Bilder von Teepflanzen und lasen Geschichten über berühmte Teemeister. Die Zeit verging wie im Flug, und sie verloren sich in Gesprächen über ihre Lieblingsbücher, Reisen und natürlich Tee.
Die beiden verbrachten den restlichen Nachmittag damit, die verschiedenen Ausstellungsstücke zu erkunden, Tees zu probieren und sich über ihre Eindrücke auszutauschen. Als sie schließlich das Museum verließen, fühlten sie sich bereichert und einander näher als je zuvor.
„Das war ein wunderbarer Tag", sagte Levi leise, als sie durch die alten Straßen zurück zu ihrem Ausgangspunkt gingen. Es hatte ihm also wirklich gefallen, auch wenn er noch immer nicht der größte Teetrinker war, war er heute ebenso neugierig und bereit neue Dinge in sich aufzunehmen. Vielleicht lag dies aber auch an Levi. Aber nun die Bestätigung zu haben das es ihm gefallen hatte ließ sein Herz höherschlagen.
Eren legte einen Arm um ihn, als wäre es alltäglich den Kleineren im Arm zu halten. Und es fühlte sich wunderbar an dies zutun.
„Ja, das war es wirklich. Ich bin froh, dass wir das zusammen erleben konnten."
Levi lächelte und lehnte sich leicht an ihn, was sein Herz noch schneller schlagen ließ als sowieso schon. „Ich auch. Und ich freue mich auf alles, was noch kommt."
Eren sah sich den Schwarzhaarigen von der Seite an. „Es wird also ein zweites Date geben?" fragte er lächelnd.
Der Angesprochene sah zu ihm hoch und schmunzelte leicht. „Nachdem du so was für unser erstes Date aufgezogen hast, bin ich neugierig was noch kommen wird also ja"
Mit diesen Worten gingen sie weiter, das Gefühl der Verbundenheit und das gemeinsame Erlebnis im Tee-Museum fest in ihrem Herzen tragend.
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Purple Heart
RomanceIn einer Welt, in der Schicksalsschläge unausweichlich scheinen, kreuzen sich die Wege zweier gebrochener Seelen. Eren, ein junge Mann, dessen Vergangenheit von Schmerz und Krieg gezeichnet ist, trifft auf Levi, einen Mann, dessen Leben von Trauer u...