Kapitel 9

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Am Anwesen wartet Victor auf uns. Er mustert mich, mit etwas Verwirrung im Blick, als Jack mir aus der Kutsche hilft. Ich kann es ihm nicht verübeln, sicher sehe ich schrecklich aus, mit dem Weinfleck auf dem schönen weißen Kleid. „Frag nicht", ich schüttel nur meinen Kopf, „Der Auftrag ist erledigt. Du kannst den Tod des Barons in ein bis zwei Tagen erwarten." Mehr gibt es nicht zu berichten, ehrlich nicht. Wenn es noch etwas geben sollte, wird es Jack ihm schon sagen. Ich werde mich erstmal schlafen legen, solche Bälle sind verdammt anstrengend, vor allem, wenn man in diesen blöden, hohen Schuhen rumlaufen muss. Wie überleben die adeligen Frauen das nur?!
Ich laufe durch den mir endlos erscheinenden Flur und versuche meine Gefühle zurückzuhalten. Ich weiß nicht warum, aber ich bin traurig. Am liebsten würde ich mich für mehrere Tage einsperren. Ich seufze, nach meinen Aufträgen habe ich meistens mit Rob, Az und den anderen gefeiert. Okay es war kein richtiges „Feiern", jedoch war es für mich befreiend. Stumm öffne ich die Tür zu meinem Zimmer, trete ein und schließe sie hinter mir ab. Ich möchte keinen sehen, nein, ich möchte nicht, dass mich Victor oder Jack so sehen. Ich darf keine Schwäche zeigen, nicht vor ihnen. Verdammt! Warum vermisse ich alle so sehr? Sie sollten noch nicht sterben, nicht so früh! Fühlen sich so auch die Familienangehörige meiner Opfer? Warum mache ich das überhaupt noch, alles für das ich getötet habe, wurde mir genommen! Genau, sie haben mir meine Familie genommen! Jetzt spüre ich keine Trauer mehr und auch kein Mitleid, da ist nur noch Wut und Hass. Die Regierung dieses Landes beutet ihr Volk aus, während der Adel ein Leben mit Bällen, Geld und genug zu Essen führt, müssen die einfachen Leute, wie ich, arbeiten, sich die Hände schmutzig machen und trotzdem hungern! Wenn wir eine Kleinigkeit falsch machen, werden wir hingerichtet, wenn ein Adeliger jemanden umbringt, muss er nur eine große Summe Geld bezahlen, dann kann er sein tolles Leben weiterführen! Rob und Az haben mir immer wieder gesagt, ich solle das Problem immer an der Wurzel packen. Genau das werde ich ab heute machen, ich werde die Königsfamilie vernichten! Ich werde ihnen alles nehmen, so wie sie es mit mir und so vielen anderen getan hat! „Hey, Teufelchen. Bist du da drin? Victor hat gesagt, dass es Essen gibt. Er möchte mit uns beiden essen. Kommst du?", das ist Jack, vor der Tür. Schnell stehe ich auf: „Gib mir einen Moment." Ich muss mich umziehen, außerdem sieht mein Gesicht sehr wahrscheinlich schrecklich aus.
Wenig später sitzen wir zu dritt am Tisch und warten darauf, das das Essen gebracht wird. Schon irgendwie lustig, eben erst habe ich mich über den Adel aufgeregt und jetzt sitze ich hier und esse genau wie sie. „Also gut, so lange das Essen noch nicht da ist, können wir über den nächsten Schritt reden", warte was?! „Moment, was meinst du mit dem nächsten Schritt?!", verwirrt und etwas sauer sehe ich Victor an, „Wo ist meine Belohnung? Was willst du tun wenn ich nicht weitermachen will?!" Victor und Jack beginnen an zu lachen. „Chrysanthemen Teufel, glaubst du ernsthaft, dass du eine Belohnung bekommst? Es ist Belohnung genug, dass ich dich nicht dem König ausliefern lasse. Und lass mich noch etwas anmerken, du wirst weitermachen, jedenfalls nur wenn du noch weiter leben willst", eindringlich sieht mich Victor an. Hilfe suchend sehe ich zu Jack, der nur mit den Schultern zuckt und lächelt. Was habe ich nur getan? Ich bin direkt in ihre Falle getappt...

Die Blumenbotschaften: Todesbotschaft mit ChrysanthemenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt