Merlin pov. zeitgleich.
Nach den vergangen Tagen und Stunden stelle ich fest, dass es mir immer schwerer fällt mich von Lucy... Lancelot fernzuhalten. Wenn es nach meinem Herz gegangen wäre, hätte ich mich wohl nie von ihr gelöst und sie bei ihrem traurigen und enttäuschten Blick direkt wieder in meine Arme gezogen. Aber mein Kopf schreit nein. Ich muss mich auf meinen Job konzentrieren. Bei den Kingsman ist eine romantische Beziehung unerwünscht. Das bringt nur Probleme. Selbst heute wollte ich Lucy nicht mit Eggsy gehen lassen obwohl er genauso leicht enttarnt hätte werden können wie die rothaarige Schönheit. Das Leben einzelner Agenten über das von anderen zu stellen, kann mich meinen Job kosten. Aber ich kann sie auch nicht ihr Leben riskieren lassen. Das macht mein Herz nicht mit. So habe ich noch nie empfunden, bei keinem Agenten und keiner Frau, die mir je begegnet ist. Außerdem ist sie viel zu jung für mich und die Schwester von Eggsy. 'Eggsy!', fällt mir in, weshalb ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm richte und die Gedanken an Lucy verbanne. „Eggsy? Wo wollen Sie hin? Wir brauchen keinen Champagner, wir haben genug an Bord.", spreche ich zu diesem, nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, um mir auch ja nichts weiter anmerken zu lassen. „Ich denke nicht, dass der für uns ist Merlin.", höre ich die klare Stimme von Lucy neben mir, weshalb ich skeptisch meinen Kopf zu ihr drehe. Für wen denn... oh. Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
Natürlich kann der Junge jetzt an nichts anderes denken und da fragt er auch schon: „Merlin? Die Zelle ist zu, wie geht sie auf?" die Augen verdrehend schaue ich nach und stelle dabei fest, dass Lucy aufsteht und in Richtung Cockpit geht. „26-25", antworte ich auf Eggsys Frage, während meine Gedanken bei seiner Schwester hängen. „Merlin? Sie sind der Beste." „Sie schulden mir was, Eggsy." „Merlin, Sie haben das Flugzeug die nächsten Stunden allein mit meiner Schwester, ich schulde Ihnen nichts. Lucy steht voll auf Sie und Sie Merlin, auch auf meine Schwester also seien Sie kein Schisser und sagen Sie es ihr. Das würde selbst ein Blinder sehen. Aber wehe Sie verletzen sie.", lacht dieser, woraufhin mir das Herz in die Hose rutscht. „Eggsy!", grummle ich mit drohender Stimme, als dieser sich schon seinem Vergnügen hingibt.
Grundgütiger. Leicht verstört schließe ich die Bildschirme und setzte meine Brille auch endlich ab. Das würde natürlich die ganzen Andeutungen von Eggsy erklären... und auch die Spannungen zwischen Lucy und mir. Selbst mir ist nicht entgangen, dass die ständigen Gespräche und Berührungen nicht völlig unabsichtlich geschehen sind. Da die Arbeit nun beendet ist, kreisen meine Gedanken wie auch in den vergangen Monaten, seit sie in mein Leben getreten ist, wieder um ein bestimmtes kleines, grünäugiges Wesen mit roten Locken. Mir die Worte im Kopf zurechtlegend, atme ich tief ein und aus und gehe bedachten Schrittes auf das Cockpit zu. 'Was mache ich hier eigentlich?'
Gerade als ich wieder umdrehen will höre ich Ihre Stimme. Überfordet fasse ich mir an die Stirn. 'Das kann so nicht weitergehen.' „Sagen Sie Merlin, laufen die Missionen eigentlich immer so? Also mit Mord und Todschlag? Wenn ich sowas jetzt jeden Tag machen muss, bekomme ich einen Herzkasper und gehe hops. Wie halten Sie diesen Stress aus?" „Du siezt mich ja wieder? Hast du deinen Respekt etwa im Cockpit vergessen?", frage ich lediglich ohne ihr nur im geringsten zu antworten und lasse mich auf den Pilotensessel fallen. „Nicht wirklich, ich glaube den hat mein Bruder mitgenommen und Ihren scheinbar auch... Ich bin nicht blind Merlin und ich verstehe Sie. Wir sind Kingsman-Agenten und Liebe ist uns untersagt. Sowohl romantische Beziehungen untereinander, als auch außerhalb. Sie sollten auf ein minimales reduziert werden, schließlich weiß man nie, wer der Feind ist und wer die Liebsten gegen einen verwendet. Auch könnte die Verwundung oder der Tod des Partners den anderen in den Abgrund ziehen, hat man ja bei meiner Mum gesehen, aber ich weiß nicht, ob ich das für den Rest meines Lebens kann. Ich weiß, dass die Arbeit als Kingsman für dich an erster Stelle steht und auch ich hätte, wenn man mich in den letzten Monaten gefragt hätte, behauptet, dass ich nichts lieber machen und sein würde. Aber... also.... wenn ich überlege, dass Eggsy oder dir etwas geschehen könnte, ihr so endet wie Harry.... ich weiß nicht ob ich das kann."
Verwirrt fällt mein Blick auf sie, während sie nervös ihre Hände knetet und im Schneidersitz auf dem Polster des Stuhles sitzt. „Die meisten Missionen sind weitaus weniger drastisch. In der Regel sind es eher Befragungen oder Spionage Aktionen. Natürlich kann es hin und wieder zu Auseinandersetzungen kommen, wie heute oder wenn es die Mission erfordert, aber wenn du sagst, dass du lieber im Innendienst arbeiten willst, ich bin mir sicher, dass die Kingsman Agenten nichts dagegen hätten, dich in den Innendienst zu versetzen. Als Agent gehst du ja nicht direkt verloren. Du könntest mit mir hinter den Kulissen arbeiten und..." „Das meine ich nicht Merlin.", schmunzelt sie und schenkt mir ihr süßes Lächeln, ehe ihr Blick sich in Enttäuschung ändert.
„Was ist?", frage ich weiterhin verwirrt, nicht wissend worauf sie hinaus will. Kann sie nicht einfach klipp und klar sagen, was sie will? Frauen... „Ich versteh es nicht.", murmelt sie und ergänzt direkt: „Ich meine nicht Kingsman oder die Mission, sondern dich. Du bist doch nicht blöd, ganz im Gegenteil, du bist wahrscheinlich einer der klügsten, wenn nicht der klügste Mensch den ich kenne. Aber vielleicht ist auch meine Wahrnehmung noch immer benebelt... Ich weiß nicht, ob nur ich das zwischen uns sehe und fühle, oder ob das, was auch immer da ist, auf Gegenseitigkeit beruht und ich kann, beim besten Willen nicht mit dir zusammenarbeiten und so tun, als wäre da nichts. Ich will und kann nicht mit dir zusammen arbeiten, wenn ich weiß, dass ich Gefühle für dich habe, die nicht erwidert werden und so tun, als ob es mich nicht stören würde. Ich würde mir einfach extrem bescheuert vorkommen. Und wenn du auch Gefühle hast, aber die Richtlinien von Kingsman es uns verbieten zusammen zu sein, kann ich das auch nicht. Und erst recht könnte ich es nicht ertragen, dich zu verlieren oder dir mit meinem Tot Schmerzen zu bereiten. Nochmal, ich weiß, wie wichtig dir die Arbeit als Kingsman ist und ich weiß, wie wichtig du für Kingsman und die Welt bist, auch wenn du das selber vielleicht nicht siehst und das auch sonst keiner sieht, weil dich alle nur für den Technikfreak im Hintergrund halten. Ich sehe dich. Und ich weiß, dass da mehr ist. Ich... ach. Kein Ahnung. Ich laber schon wieder zu viel. Ich glaube ich brauche ne große Mütze voll Schlaf, dann sieht die Welt wieder anders aus. Entschuldige mich, Hamish." Ihren Kopf hat sie unterdessen an die Stuhllehne fallen gelassen und während sie das Letzte eher zu sich selbst und in sich hinein murmelt schließt Sie die Augen. Das Gefühl, was in mir auftaucht, als mein Namen ihre Lippen verlässt ist unbeschreiblich. 'Sie fühlt es also auch? Aber das geht nicht, wie sie selbst sagte, Liebe ist eine Schwachstelle, die der Gegner ausnutzen kann... Liebe?' Unsicher schaue ich sie an und überlege was ich jetzt sagen kann und sollte. Die Worte die ich mir zuerst zurecht gelegt hatte sind weg und mein Kopf wie leergefegt. Einzigallein sie ist in meinen Gedanken. Egal woran ich zu denken versuche, nur sie und ihre Worte schweben in meinem Kopf umher. Und nebenbei kratzt das Ungewissen an meinem Hinterkopf. Unsicher was ich tun soll und wie es jetzt weitergeht. Wie es für mich weitergeht, für sie... für uns? Kann es überhaupt ein uns geben?
Lucienne pov.
Als von Merlin auch nach einigen Minuten keine Antwort kommt, nehme ich dies so hin und erhebe mich. Ein schmerzendes Gefühl durchzieht meine Brust. Ein Stich ins Herz. „Danke. Für alles.", murmele ich und schiebe den Vorhang vom Cockpit bei Seite, um dieses zu verlassen. Den Drang ihm zum Abschied ein Kuss auf die Wange zu drücken, unterdrückend. Merlins Blick ist weiterhin stur auf den Platz gerichtet, auf welchem ich bis vor ein paar Sekunden noch gesessen habe. Kurzerhand schnappe ich mir das Notizbuch von Kingsman und verlasse den Jet. Langsam setzte ich einen Schritt vor den Nächsten und laufe ziellos am Rande der Landebahn entlang.
Irgendwo in meinem Hinterkopf erhebt sich die Hoffnung, Merlin würde mit hinterherlaufen oder nachrufen, doch nichts der gleichen passiert. Dicke Tränen steigen in mir auf, welche ich mühsam zurückzuhalten versuche. Genauso wie die letzten Tage, Wochen, Monate und Jahre. „Ein echter Soldat weint nicht wegen den Schmerzen, wenn das Ende naht, sondern weil er seine Liebsten zurücklassen muss.", höre ich die Stimme meines Vaters in meinem Kopf widerhallen. „Ich weiß Dad. Ich weiß.", murmle ich leise zu mir selbst, während meine Schritte an den kalten Betonwänden widerhallen und mir endgültig die Tränen in Sturzbächen über die Wangen laufen. Ein Schluchzen mühsam unterdrückend bewege ich mich immer weiter in Richtung Ausgang, in Richtung Kälte, in die Richtung der Einsamkeit... und des Endes.
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Between Duty and Desire - Kingsman (Hamish "Merlin" Mycroft FF)
Fanfiction1997 Während im Nahen Osten das Leben eines Mannes im Beisein seiner Kameraden endet, bereiten sich seine Kinder gemeinsam mit ihrer Mutter auf das nahende Weihnachtsfest vor. Unwissend über den Verbleib ihres Manners ereilt die Familie Unwin kurz d...