Kapitel 2:Eine Spur im Staub

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Am nächsten Morgen brach die Sonne langsam über den dichten Wäldern von Eichenwald hervor und tauchte die alte Mühle in warmes, goldenes Licht. Doch die fünf Freunde standen schon früh auf den Beinen, bereit, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Der Abdruck des schweren Koffers und die Stiefelspur hatten ihnen in der Nacht keine Ruhe gelassen. Jetzt, bei Tageslicht, würden sie die Mühle gründlich durchsuchen.„Das ist verrückt", murmelte Max, während sie sich dem verfallenen Gebäude näherten. „Warum sollte jemand mitten in der Nacht hierherkommen?"„Vielleicht ist es ein Versteck", überlegte Lena laut. „Schmuggler haben früher oft alte Gebäude genutzt, um ihre Waren zu verstecken. Es könnte sein, dass hier noch immer etwas Illegales vor sich geht."„Oder der Typ hat nur etwas vergessen und es abgeholt", warf Tim ein, der immer noch skeptisch war.„Aber dann wäre er nicht so spät in der Nacht hier gewesen und hätte sich so heimlich verhalten", entgegnete Ben ruhig. „Irgendetwas geht hier vor, und wir müssen herausfinden, was es ist."Die Gruppe erreichte den Eingang der Mühle. Im Hellen sah das Gebäude zwar immer noch unheimlich, aber weniger bedrohlich aus. Das Wasserrad hing weiterhin nutzlos an der Seite der Mühle, und der einstige Bach, der es angetrieben hatte, war längst versiegt.„Also, was jetzt?" fragte Mia, als sie vor der offenen Tür standen.
„Wir sehen uns drinnen um", sagte Lena entschlossen und trat als Erste durch den Eingang.
Die Luft im Inneren der Mühle war abgestanden und roch nach altem Holz und Staub. Das Licht fiel durch die zerbrochenen Fenster und bildete helle Streifen im Raum. Überall lagen zerfallene Säcke von Getreide und Werkzeuge, die längst verrostet waren. Der Holzboden knarrte unter ihren Füßen, während sie langsam weitergingen.„Seht mal", sagte Mia und zeigte auf den Abdruck des Koffers, den sie schon in der Nacht bemerkt hatten. „Hier ist er wieder."
„Und da drüben sind die Stiefelabdrücke", fügte Max hinzu, als er sich zu dem staubigen Boden hinunterbeugte. „Jemand muss etwas sehr Schweres getragen haben."„Lass uns herausfinden, wo er hingegangen ist", schlug Ben vor. „Vielleicht gibt es eine Spur."Gemeinsam folgten sie den Abdrücken, die sich durch den Hauptraum der Mühle zogen und dann plötzlich vor einer alten, massiven Holztür endeten, die halb verdeckt unter einem verstaubten Tuch lag.„Was ist das?" fragte Tim und zog das Tuch vorsichtig zur Seite. Die Tür war schwer und schien schon lange nicht mehr benutzt worden zu sein. Ein rostiger Eisenring diente als Griff.„Vielleicht ein Keller", überlegte Lena. „Alte Mühlen haben oft einen Lagerraum darunter."„Wollen wir die Tür öffnen?" fragte Mia und sah die anderen mit großen Augen an.„Natürlich", sagte Ben und fasste den Eisenring. Mit vereinten Kräften zogen sie die Tür langsam auf, und ein kühler, muffiger Geruch stieg aus der Dunkelheit darunter auf.„Das ist definitiv ein Keller", bestätigte Max, als er vorsichtig in die Dunkelheit spähte. „Ich sehe eine Treppe."Lena zückte ihre Taschenlampe und leuchtete die steile, steinerne Treppe hinunter. Die Stufen waren schmal und glitschig, und die Wände schienen aus grob behauenem Stein zu bestehen.„Los geht's", sagte sie mutig und ging als Erste hinunter. Die anderen folgten ihr, ihre Schritte hallten in der stillen Dunkelheit wider.
Der Keller war größer, als sie erwartet hatten. Es handelte sich um einen weitläufigen Raum mit niedrigen Decken und feuchten Wänden. Überall lagen alte Holzkisten und Fässer, die mit einer dicken Staubschicht bedeckt waren.„Sieht so aus, als wäre hier schon lange niemand mehr gewesen", murmelte Ben, während er sich umsah.Doch Max schüttelte den Kopf und zeigte auf den Boden. „Seht mal hier. Das ist frischer Staub."Tatsächlich war der Boden an einer Stelle seltsam sauber, als hätte kürzlich jemand eine Kiste oder einen Sack verschoben.
„Hier war jemand", sagte Lena und leuchtete genauer hin. „Aber was hat er hier gemacht?"
Mia schritt vorsichtig zu einem der großen Fässer und klopfte dagegen. Es klang hohl. Neugierig öffnete sie den Deckel – doch das Fass war leer.„Hier ist nichts drin", sagte sie enttäuscht.
„Vielleicht hat er etwas mitgenommen", schlug Tim vor. „Der Koffer könnte voll gewesen sein."
„Oder es gibt noch mehr hier unten", sagte Max. „Lasst uns weitersuchen."Sie durchstöberten den Keller, öffneten alte Kisten und schauten hinter die Fässer, aber überall fanden sie nur leere Behälter und verrottete Stoffreste. Es schien, als wäre der Raum schon seit Jahren unberührt gewesen – bis auf die frischen Spuren auf dem Boden.„Wartet mal", sagte Ben plötzlich und kniete sich auf den Boden. „Hier stimmt etwas nicht."Er zeigte auf eine Stelle, wo der Boden ungewöhnlich glatt und sauber war, als wäre er geschoben oder verrückt worden. Als sie genauer hinsahen, entdeckten sie an der Wand eine kleine Einkerbung – kaum sichtbar, aber gerade genug, um den Verdacht zu erregen.„Das ist ein versteckter Mechanismus", sagte Max aufgeregt. „Seht mal, die Einkerbung sieht aus, als könnte man hier etwas hineinschieben."
„Vielleicht ein Hebel oder so", überlegte Lena. „Es könnte eine Geheimtür sein!"
Ben untersuchte die Einkerbung genauer. „Wir brauchen etwas, um den Mechanismus zu aktivieren", sagte er. „Vielleicht können wir mit einem Werkzeug versuchen, den Mechanismus zu lösen."Max, der immer auf alles vorbereitet war, zog einen kleinen Schraubendreher aus seiner Tasche. Vorsichtig schob er das Werkzeug in die Einkerbung und drehte es leicht. Ein leises Klicken ertönte, und plötzlich begann ein Teil der Wand sich zu bewegen.Die Kinder hielten den Atem an, als sich die Wand langsam öffnete und einen schmalen Gang freigab, der tief in die Erde führte. Dunkelheit erstreckte sich vor ihnen, und ein eisiger Luftzug wehte ihnen entgegen.
„Das ist es", flüsterte Ben, seine Augen weit vor Staunen. „Ein geheimer Gang."
„Das ist unglaublich", sagte Lena. „Aber wohin führt er?"„Das finden wir heraus", sagte Ben entschlossen. „Aber wir müssen vorsichtig sein. Wer auch immer letzte Nacht hier war, könnte zurückkommen."„Ich hoffe nur, dass wir hier nicht stecken bleiben", murmelte Tim und schaute nervös in den Gang.„Keine Sorge", sagte Mia, die jetzt vor Aufregung zitterte. „Wir sind Detektive. Wir lösen das Rätsel."Und so machten sich die „Adleraugen" bereit, den dunklen, geheimnisvollen Gang zu erkunden – ohne zu ahnen, dass sie sich auf die Spur eines viel größeren Geheimnisses begeben hatten, das ihre ganze Welt verändern könnte.

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