Kapittel 1: Das Geheimnis der alten Mühle

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Es war ein heißer Sommernachmittag in dem kleinen Dorf Eichenwald, als sich fünf Kinder an ihrem üblichen Treffpunkt versammelten: dem verwitterten Baumhaus auf der Lichtung, tief im Wald hinter der alten Mühle. Niemand wusste, wie lange die Mühle schon verlassen war, aber ihre bröckelnden Mauern und das knarrende Wasserrad erzählten von längst vergangenen Tagen. In den Sommerferien wurde dieser Ort schnell zum Treffpunkt für die fünf Freunde, die sich selbst „Die Adleraugen" nannten.Ben, der älteste von ihnen, war zwölf Jahre alt. Er hatte dunkles, zerzaustes Haar und ein aufmerksames Gesicht, das immer nachdenklich wirkte, als würde er die Welt um sich herum ständig analysieren. Neben ihm saßen seine Schwester Mia, zehn Jahre alt und voller Energie, sowie Max, elf Jahre alt, ein Technikgenie, das stets mit einem Schraubenzieher in der Tasche unterwegs war. Lena, die schlaue und mutige Tochter des Dorfpolizisten, fehlte nie, wenn es um Abenteuer ging. Und schließlich war da noch Tim, der Kleinste in der Gruppe, der sich mit seinen neun Jahren dennoch als furchtloser Anführer fühlte.
„Was machen wir heute?" fragte Mia, während sie auf einem Baumstumpf Platz nahm. „Es ist so heiß. Wir könnten schwimmen gehen."„Langweilig", meinte Max und holte einen kleinen Kompass aus seiner Tasche. „Ich habe eine bessere Idee. Wusstet ihr, dass die alte Mühle nachts Geräusche macht?"Lena hob eine Augenbraue. „Geräusche? Was für Geräusche?"
„Mein Bruder hat es mir erzählt", antwortete Max mit einem verschwörerischen Grinsen. „Er hat gesagt, er war vorgestern Nacht auf dem Heimweg und hat gesehen, wie ein Licht in der Mühle aufleuchtete. Und dann hat er etwas gehört. Irgendwas wie ein Klopfen oder Schlagen."
„Quatsch!" rief Tim, der an solchen Geschichten nie glaubte. „Die Mühle ist uralt. Da lebt niemand mehr. Das Licht war wahrscheinlich nur ein Scheinwerfer aus der Ferne oder so."
„Vielleicht", sagte Max. „Aber mein Bruder schwört, dass da etwas nicht stimmt. Und ich finde, wir sollten das untersuchen."Ben nickte nachdenklich. „Ich habe gehört, dass früher Schmuggler in der Gegend unterwegs waren. Vielleicht gibt es noch verborgene Gänge oder Räume unter der Mühle. Wenn wirklich jemand nachts dort herumläuft, könnte das ein Hinweis darauf sein."
„Das klingt gefährlich", sagte Mia, aber ihre Augen funkelten vor Aufregung.
„Wir sind Detektive", erwiderte Lena entschlossen. „Es ist unsere Aufgabe, die Wahrheit herauszufinden."Die anderen nickten eifrig. Ein kleines Kribbeln breitete sich in ihren Bäuchen aus – es war das Gefühl, das sie immer verspürten, wenn ein neues Abenteuer bevorstand.
„Also gut", entschied Ben. „Heute Abend treffen wir uns um Mitternacht hier im Baumhaus. Dann schleichen wir uns zur Mühle und sehen nach, was los ist."Die Nacht brach herein, und der Vollmond tauchte den Wald in ein silbernes Licht. Die fünf Kinder versammelten sich pünktlich im Baumhaus, jeder mit einer Taschenlampe bewaffnet. Die Stimmung war angespannt, aber aufregend. Niemand sprach viel, während sie sich auf den Weg zur Mühle machten. Der Wind rauschte in den Baumwipfeln, und hin und wieder knackte ein Ast unter ihren Füßen, was die Stille noch unheimlicher machte.Als sie schließlich die alte Mühle erreichten, blieb die Gruppe stehen. Das Gebäude wirkte noch verfallener als bei Tageslicht, und das Wasserrad hing schief in den Resten des ehemaligen Mühlbachs. Ein fauliger Geruch stieg von den alten Steinen auf, und das Mauerwerk schien mit jedem Windstoß zu ächzen.„Da ist nichts", murmelte Tim und klammerte sich etwas fester a seine Taschenlampe.„Noch nicht", flüsterte Lena. „Wir müssen abwarten."Die Minuten verstrichen, und das Warten wurde immer schwerer. Doch plötzlich – ein Geräusch! Ein leises, metallisches Klirren, das aus dem Inneren der Mühle zu kommen schien. Sofort duckten sich alle hinter einen Busch und starrten auf den dunklen Eingang der Mühle.
„Hast du das gehört?" flüsterte Mia aufgeregt.Ben nickte und legte einen Finger a die Lippen. Sie mussten vorsichtig sein.Nach ein paar weiteren Minuten trat tatsächlich eine dunkle Gestalt aus der Mühle. Sie trug eine Kapuze und hielt eine Laterne in der Hand, die ein schwaches, flackerndes Licht verbreitete. Die Gestalt sah sich kurz um und verschwand dann im Wald auf einem Pfad, der tiefer ins Dickicht führte.„Wer war das?" flüsterte Tim, dessen Augen vor Aufregung glänzten.„Keine Ahnung", antwortete Ben leise. „Aber das finden wir raus."
„Folgen wir ihm?" fragte Lena, ihre Stimme entschlossen.„Nein", entschied Ben schnell. „Wir müssen vorsichtig sein. Wir wissen nicht, wer das ist oder was er vorhat. Morgen kommen wir zurück und durchsuchen die Mühle, wenn es hell ist."Widerwillig stimmten die anderen zu. Sie kehrten still ins Baumhaus zurück, ihre Gedanken rasten voller Fragen.Als sie am nächsten Tag bei Sonnenaufgang zurück zur Mühle gingen, war das Gebäude genauso still und verlassen wie immer. Doch als sie die Mühle betraten, entdeckten sie etwas, das ihr Abenteuer erst richtig ins Rollen brachte: Im Staub auf dem Boden war ein frischer Abdruck eines schweren Koffers zu sehen – und daneben der Abdruck eines großen Stiefels.„Es gibt keinen Zweifel", sagte Ben entschlossen. „Hier geht etwas vor sich. Wir müssen es aufklären."Und so begann für die „Adleraugen" ihr bisher größtes Abenteuer – ein Abenteuer, das sie tiefer in die Geheimnisse der alten Mühle und das Dorf Eichenwald führen würde, als sie es sich je hätten vorstellen können.

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