𝕯𝖚 𝖚𝖓𝖉 𝕰𝖗

𝔇𝔦𝔢 𝔭𝔞𝔞𝔯 𝔐𝔦𝔫𝔲𝔱𝔢𝔫 𝔪𝔦𝔱 𝔦𝔥𝔪

Du stehst vor deinem Schul- /Arbeitsgebäude, es regnet. Dein Tag war schlecht, bis hinter dir eine vertraute Stimme erklingt. "Hey, warte mal!" Du drehst dich um und siehst ihn auf dich los marschieren, er scheint in Eile zu sein. Sein Blick freundlich, er ist angezogen wie sonst auch, sein starkes Parfüm stiegt dir in die Nase und du vergisst alle deine Sorgen. Es ist dasselbe Spiel wie immer, du siehst ihn und deine Welt wird heile. Er stellt sich neben dich und schaut in die Ferne, "Hast du nen' Regenschirm?", fragt er. Du bejahst die Frage und holst einen Regenschirm aus deiner Handtasche. Er ist über einen Kopf größer als du, wenn ihr also zusammen zum Bahnhof laufen würdet, müsse er den Schirm halten. Er weiß das, es ist nicht das erste mal, dass ihr euch einen Regenschirm teilt, also gibst du ihm den Schirm und er öffnet ihn. Mittlerweile habt ihr euch schon so oft einen Schirm geteilt, dass du hinterfragen müsstest ob das ein Zeichen könnte, aber das wäre nur Einbildung. Er öffnet also den Schirm und hält ihn über eure Köpfe, ihr fangt an zu laufen. Dein Körper wird nass weil der Schirm so hoch ist, aber das ist gerade egal, es ist schön so nah neben ihm zu sein. So schade es um die neue Handtasche ist, die gerade nass wird, liebst du genau aus diesem Grund den Regen. Jeden Morgen packst du dir einen Regenschirm in die viel zu kleine Handtasche, in der Hoffnung das es regnen wird, er hat nämlich sowieso nie einen Schirm dabei.

Noch 15 Minuten

Da lauft ihr also im Regen zum Bahnhof, er könnte natürlich auch mit seinen Freunden zum Bahnhof laufen aber die gehen unterwegs noch zum Supermarkt, ihr nicht, ihr nehmt lieber den früheren Zug nach Hause. Naja, zumindest tut er das. Dich würde es nicht stören zum Supermarkt zu gehen, das hieße, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Problem ist nur, dass seine Freunde mit dabei wären, das willst du nicht. Es ist schön, zumindest die paar Minuten mit ihm zu verbringen, ganz alleine, wie ein echtes Pärchen. Ihr trefft euch zwar auch außerhalb, aber das reicht nicht, nicht für dich, denn jeder Tag ohne ihn ist ein schlechter Tag. Du bist so in Gedanken versunken, dass du die Bordsteinkante vor dir nicht siehst, du stolperst. Deine Knie landen auf nassem Boden doch du spürst keinen Schmerz. Du stehst wieder auf. Er lacht. "Gehts? Deine Knie bluten." Du schaust nach unten und siehst, dass er Recht hat. "Ich merk nix, passt schon." Ihr lauft weiter. Dir ist peinlich, dass du gestolpert bist. Es sind die letzten Paar Meter bis zum Bahnhof und du fängst schon an ihn zu vermissen, obwohl er noch an deiner Seite ist. Was wirst du heute machen? Du kannst ihn nicht fragen, ob er sich nachher mit dir treffen möchte weil es regnet und morgen Mittwoch ist. Er würde sich nicht treffen wollen.

Noch 13 Minuten

Ihr seit am Bahnhof angekommen, der Zug kommt gleich. Ihr steht am Bahnhof, raucht eine Zigarette während ihr anderen Leuten zuseht, was auch immer sie treiben. Die Leute sind fast immer dieselben, die ihr immer um diese Uhrzeit am Bahnhof seht, trotzdem findet ihr es lustig, ihr findet alles lustig wenn ihr Zeit miteinander verbringt, du zumindest. Du lachst über jeden seiner Witze, hinterfragst jeden seiner Entscheidungen. Ob er das macht? Du weißt es nicht, denn wenn er redet, bist du mehr damit beschäftigt dich in seine Augen zu verlieren, als damit, was er sagt. Gleichzeitig, überdenkst du jede deiner Antworten drei- bist viermal um ja nichts zu sagen, was ihm nicht gefallen könnte.

Noch 8 Minuten

Ihr steigt in die Bahn, setzt euch in deinen Vierer-Sitz und stellt eure Taschen neben euch. Ihr lacht und redet weiter, er schaut parallel nach draußen und sieht den Regentropfen du, du schaust nur ihn an. Er sagt irgendwas, nimmt unerwartet deine Hand, lässt sie dann wieder los und redet weiter. Du bist erstaunt aber lässt es dir nicht anmerken, es ist nicht das erste mal, dass er dies tut. 

Noch eine Minute

Der Zug fängt langsam an, an deinem Stopp zu bremsen. Du nimmst deine Tasche auf den Schoß während du dich weiterhin mit seinen Worten beschäftigst, aber gleichzeitig damit, dass du ihn den restlichen Tag vermissen wirst, damit dass du deswegen wieder schlecht schlafen wirst. 

Ein paar Sekunden

Du stehst auf, gibst ihm einen Handschlag, verabschiedest dich, gehst zur Tür, verlässt die Bahn, jeder Muskel in dir, will wieder hinein, bereut, dass du ihn stattdessen nicht umarmt hast.