Es war einer dieser verregneten Herbsttage, die einem das Gefühl gaben, als könnte die Welt stillstehen. Dean hatte wieder einmal in einem heruntergekommenen Motel Zuflucht gefunden, ein paar Meilen entfernt, während ich mich – wie so oft – auf die Suche nach Informationen machte. Ein neuer Fall. Ghoule, diesmal. Irgendwo in dieser Kleinstadt verschwanden Menschen, und wir hatten den Verdacht, dass etwas Dunkles und Altes seine Finger im Spiel hatte.
Die Bibliothek, die ich entdeckt hatte, war klein, unscheinbar, und von der Hauptstraße aus leicht zu übersehen. Perfekt, dachte ich, um den Nachmittag in Ruhe mit Recherche zu verbringen. Dean hielt nicht viel von meinem ständigen Drang, alles bis ins letzte Detail zu durchforsten, aber ich wusste, dass es oft die kleinen Informationen waren, die den Unterschied machten – und uns das Leben retten konnten.
Ich betrat die Bibliothek, der Geruch von altem Papier und Tinte umgab mich sofort. Es war fast leer, nur ein paar alte Regale und eine einsame Theke, an der niemand saß. Mein Blick wanderte durch die Reihen, suchte nach etwas, das mir helfen konnte. Und dann sah ich sie.
Sie stand mit dem Rücken zu mir, ein Stapel Bücher in ihren Armen, und ich bemerkte sofort die Art, wie sie sich bewegte – ruhig, fast lautlos. Ihr Haar fiel in dunklen Wellen über ihre Schultern, und ihr Mantel warf tiefe Schatten, die sie noch geheimnisvoller erscheinen ließen. Es war, als würde sie selbst zur Bibliothek gehören, ein Teil des alten Wissens, das hier schlummerte.
„Kann ich dir helfen?“ Ihre Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Sie war ruhig, fast sanft, und doch hatte sie einen festen Unterton, der mich innehalten ließ. Als sie sich zu mir umdrehte, trafen mich ihre Augen wie ein Schlag. Sie waren ungewöhnlich, von einem tiefen Goldton, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Fast hypnotisch.
Ich räusperte mich und versuchte, die richtigen Worte zu finden. „Äh, ja... Ich suche nach Informationen über Ghoule. Alte Legenden, Überlieferungen. Alles, was helfen könnte.“
Ihre Augen verengten sich leicht, als würde sie mich einschätzen, bevor sie mit einem Nicken antwortete. „Dritte Reihe, fünftes Regal. Dort solltest du fündig werden.“ Sie drehte sich wieder um und schien sich wieder in ihre Arbeit zu vertiefen, als wäre das Gespräch für sie beendet. Doch irgendetwas an ihr zog mich weiter an.
„Du scheinst dich gut auszukennen“, sagte ich und trat näher an sie heran, in der Hoffnung, das Gespräch am Laufen zu halten. „Arbeitest du hier?“
Sie sah über ihre Schulter und ein leichtes Lächeln spielte auf ihren Lippen. „So könnte man es nennen. Ich helfe aus, wenn ich kann.“
Es war ein einfaches Gespräch, nichts Außergewöhnliches, doch etwas an ihr faszinierte mich. Es war, als würde sie mehr wissen, als sie preisgab, als hätte sie Geheimnisse, die sie vor der Welt verbarg. Über die nächsten Tage und Wochen entwickelte sich ein seltsamer Rhythmus. Ich kam oft in die Bibliothek, und sie war immer da, als wäre sie ein fester Bestandteil dieses Ortes. Wir redeten über Bücher, über alte Mythen und Legenden, und allmählich erzählte sie mir mehr über sich.
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Oneshots (Alles mögliche) II
Short StoryMein zweites Buch von der Reihe. Freue mich schon auf eure Wünsche und Ideen. Ich bitte euch eure Wünsche mir im ersten Kapitel mitzuteilen, damit ich einen Überblick habe und niemanden vergesse.