Edmund Pevensie

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Als ich an jenem Tag das erste Mal nach Narnia trat, konnte ich nicht ahnen, wie sehr sich mein Leben verändern würde. Die Kälte, die den Wald durchzog, hatte eine Schärfe, die ich noch nie erlebt hatte. Doch nicht nur die eisige Luft oder die dichten Schneemassen überraschten mich. Es war der Winter, der nicht enden wollte. Ein Winter, der scheinbar ohne Grund unaufhörlich andauerte, als würde die Welt selbst erstarrt sein. Doch damals war ich blind für die Wahrheit. Blind vor den Versprechungen, die mir Macht und Anerkennung versprachen.

Jadis, die Weiße Hexe, die sich selbst zur Königin über Narnia erklärt hatte, begegnete mir in der Stunde meiner größten Schwäche. Ihre eisige Pracht und das Versprechen, mehr zu sein als nur „der Zweite“, hatten mich verführt. Ich wollte ihr glauben. Sie schenkte mir ein Gefühl der Macht, ein Gefühl der Bedeutung, das ich niemals zuvor gespürt hatte. Peter war immer der Starke, der Anführer. Susan war weise und verständig, und selbst Lucy hatte ihren eigenen, unerschütterlichen Glauben. Und ich? Ich wollte nur dazugehören.

Doch dann begegnete ich ihr. Liora.

Anfangs wusste ich nicht, wer sie war. Sie stand still und schweigsam im Schatten ihrer Mutter, und niemand sprach von ihr. Es war, als wäre sie ein Gespenst im Palast der Weißen Hexe. Jadis erwähnte sie kaum, und wenn doch, dann als eine Art Dienerin, ohne den geringsten Hauch von Mutterliebe. Es war, als wäre Liora nur eine weitere Figur auf dem Schachbrett von Jadis' Machtspielen.

Aber ich bemerkte die Unterschiede sofort. Liora war keine Marionette wie die anderen Kreaturen, die Jadis umgaben. Sie wirkte... lebendig. Es war nicht leicht zu erkennen, nicht in dieser kalten, toten Welt, die ihre Mutter erschaffen hatte. Doch in ihren Augen lag eine Wärme, ein Glimmen, das ich nicht einordnen konnte. Vielleicht war es dieser Funke in ihr, der mich instinktiv zu ihr hinzog.

Unsere ersten Begegnungen waren still, fast beiläufig. Liora sprach nicht viel, aber sie war oft in meiner Nähe, als ich im Palast der Weißen Hexe verweilte. Sie beobachtete mich mit einem Blick, der mich zugleich beunruhigte und neugierig machte. Ihre Gegenwart war anders als die der anderen Diener von Jadis – anders sogar als die von Jadis selbst. Es war, als trüge sie einen verborgenen Schmerz in sich, der sie von der eisigen Kälte der Welt isolierte, in der sie lebte.

Eines Nachts, als der Wind durch die leeren Gänge des Palastes heulte, fand ich sie allein in einem der großen, frostüberzogenen Räume. Sie stand vor einem der gefrorenen Fenster und blickte hinaus in die endlose, weiße Wüste.

„Liora?“ fragte ich zögernd.

Sie drehte sich langsam zu mir um, ihr Gesicht im Schatten, nur ihre Augen leuchteten in der Dunkelheit. „Edmund,“ sagte sie leise, „du weißt nicht, was du hier wirklich suchst, oder?“

Ihre Frage überraschte mich. „Ich... weiß, was ich will,“ stammelte ich. „Jadis hat mir versprochen, dass ich eines Tages König sein werde. Neben ihr.“

Oneshots (Alles  mögliche) IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt