Castiel

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Der Regen fiel in dichten Strömen, der Himmel über mir eine undurchdringliche Masse aus dunklen Wolken. Ein Blitz zuckte in der Ferne, gefolgt von einem leisen Grollen, das durch die Straßen der Stadt hallte. Die Menschen eilten hastig an mir vorbei, ihre Köpfe unter Regenschirmen gesenkt, als wären sie blind für das, was um sie herum geschah. Ich saß still auf einer Parkbank, nass bis auf die Knochen, doch das kümmerte mich nicht. Regen war ein physisches Phänomen, das keine Bedeutung für mich hatte. Es war nur ein weiteres Symptom der unaufhörlichen Traurigkeit und Schwere, die diese Welt durchdrang.

Ich saß oft an Orten wie diesem. Orte, an denen die Menschen mich nicht bemerkten oder, wenn sie es doch taten, mich als einen weiteren verlorenen, nassen Fremden ansahen. Das war mir recht. Meine Gedanken wanderten zu all dem, was ich gesehen hatte, zu all den Sünden, die die Menschheit begangen hatte. Es war leicht, den Glauben an sie zu verlieren, wenn man all das Leid, die Kriege, die Gier und den Hass in ihren Herzen sah. Selbst die Engel im Himmel, viele von ihnen, waren in ihrem Stolz und ihrer Überlegenheit gefallen. Wie konnte man da noch an die Menschen glauben?

Trotzdem war ich hier, mitten unter ihnen. Mein Auftrag war es, sie zu beschützen, sie auf den rechten Pfad zu führen. Doch mit jeder vergehenden Stunde, mit jeder neuen Sünde, die ich miterlebte, schien diese Aufgabe sinnloser. Die Dunkelheit schien unaufhaltsam.

Es war in diesem Moment, als ich dich zum ersten Mal spürte.

Deine Präsenz war nicht laut oder aufdringlich, aber sie war hell. Heller als jede Seele, die ich seit langem gespürt hatte. Es war, als hätte ein einzelner Lichtstrahl durch die Wolkendecke gebrochen, sich seinen Weg zu mir gebahnt und meine Aufmerksamkeit unweigerlich auf sich gezogen. Ich hob den Kopf und blickte auf, um dich zu sehen.

Du gingst langsam durch den Regen, mit einem Schirm über deinem Kopf, und ein sanftes Lächeln umspielte deine Lippen. Inmitten der Eile und dem Stress der Menschen um dich herum schienst du ruhig, fast friedlich. Deine Schritte waren leicht, und obwohl du nur ein Mensch warst, war da etwas an dir, das mich innehalten ließ.

Du kamst direkt auf mich zu, und ich konnte den Hauch deiner Seele spüren, als du näher kamst. Reinheit. So eine Reinheit hatte ich selten gesehen, und sie war heller als die einiger Engel. Es verwirrte mich.

Als du vor mir stehen bliebest, neigte ich meinen Kopf leicht, um dich besser zu betrachten. Dein Blick traf den meinen, und obwohl ich wusste, dass du keine Ahnung hattest, wer oder was ich war, sah ich in deinen Augen keine Furcht. Nur Neugier und eine sanfte Wärme.

„Ohne Schirm im Regen?“ Dein Lächeln vertiefte sich, als du mich ansahst. „Das ist nicht gerade die beste Idee.“

Ich war sprachlos. Diese kleinen Akte der Freundlichkeit waren mir fremd geworden. Menschen halfen einander nicht mehr aus reiner Güte. Nicht ohne etwas im Gegenzug zu erwarten. Aber du... du schienst anders.

Oneshots (Alles  mögliche) IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt