Die Tage vergingen und man konnte Paris von weitem erkennen. Der Herr Sandricourt war in diesen Tagen sehr eigenartig zu mir. Mal abweisend und mal ziemlich aufdringlich. Ich fühlte mich ein wenig unwohl und alleingelassen. Ob meine Eltern mich vermissen? Mein Bruder wird mich auf jeden Fall vermissen. Er tut mir leid. Ich habe ihn allein gelassen. Aber meine Familie braucht das Geld und anders kommen wir so schnell nicht an einen guten verdienst.
Die Kutsche bog ab. „Wir sind gleich in ihrem neuen Heim. Danach könnt Ihr, Ihr Zimmer beziehen und sich frisch machen. Zu Abend gibt es dann ein gemeinsames Abendbrot. Morgen früh ein gemeinsames Frühstück und dann müssen wir einige Formelle Aufgaben erledigen.", erklärte er mir und ich nickte nur und versuchte zu lächeln. Wir kamen an einem großen, hellen Gebäude an. Der Hof war weitläufig. Der Boden war mit Kies überzogen und es gab sehr viele Bäume. Das Haus selbst, sah aus wie jedes andere Herrenhaus auch. Groß, Palisaden, viele Fenster, gemauert und 2 kleine Türme. Es sah alles traumhaft schön aus. Die Kutsche hielt und einige Angestellten eilten zur Kutsche und öffneten diese. Herr Sandricourt gab mir ein Zeichen, dass ich zuerst aussteigen sollte. Ich stand auf und mir wurde von draußen eine Hand angereicht. Dankend nahm ich diese Hand an und ich stieg aus. Außerhalb der Kutsche musste ich mich einen Moment umschauen. Es war alles so groß, war weiträumig und mit wenigen Menschen versehen. Nirgends fand man auch nur einen Staubkorn. Mein Gemahl stieg nun auch aus und grinste. „Ich nehme an, dass Ihr jetzt ein wenig überfordert seid. Mademoiselle Chloé wird Sie auf das Zimmer bringen und für Ihr leib und wohl Sorgen.", erklärte er und Chloé kam mit einem kleinen knicks zu mir. Ich nickte ihr freundlich zu und sie führte mich ins Haus. „Geben Sie ihr noch vernünftige Kleidung. Der Fischgeruch der Gosse ist zu stark.", rief er uns hinterher und es war ein kleiner Stich ins Herz.
Chloé lief still mit mir nach oben und öffnete eine Zimmertür. „Ich danke Ihnen!", sagte ich höfflich und lächelte ihr zu. Sie nickte mir zu und schloss hinter uns die Tür, nachdem wir hinein gingen. „Dürft Ihr nicht mit mir sprechen?", fragte ich sie, weil sie noch kein einziges Wort mit mir gesprochen hat. „Nur nach Aufforderung.", sagte sie knapp und schaute nur zu Boden. „Ihr lebt alles tagtäglich in Stille, bis jemand Sie auffordert zu sprechen? Aber das ist doch kein Leben. Habt Ihr denn nur eine gewisse Zeit an Arbeit?", fragte ich sie weiter und sie ließ die Schulter noch mehr hängen. „Wir leben hier. Es gibt nur seltene Momente, wo der Herr Sandricourt uns nicht braucht. Diese Zeit nutzen wir dann ein wenig für uns.", gab sie ehrlich zu und ich musste seufzen. „Das tut mir leid. Wenn es euch nicht stört, dann würde ich euch als, wie sagt man? Zofe? Gerne an meiner Seite sehen. Ich wünsche mir eure Stimme zu hören. Ich möchte das ihr mir eure sorgen nennt und ich meine ihnen anvertrauen kann. Dann wäre ich hier nicht so allein.", murmelte ich und sie machte eine feine Verbeugung und wirkte schon etwas erleichterter. „Wie ihr wünscht Madame!", sagte sie erfreut und lief in eine Ecke des Zimmers. Sie holte ein großes Kleid aus einem Schrank und legte dieses auf das große Bett. Vorsichtig schlich ich dorthin und strich sachte darüber. Es war ein dunkelrotes, seidenes Kleid. Daneben lag ein Korsett mit einigen Schleifen und Bänder. Jetzt legte Chloé noch ein Überkleid daneben, was mit einer leichten, mit bauschigen falten versetze Schleppe bestückt war. „Bevor Ihr es anziehen dürft, müssen wir euch waschen! So könnt ihr dort nicht hineinschlüpfen!", sagte sie und wirkte viel entspannter als vorher. Ich lächelte sie an und sie würde mich zu einer Tür, hinter der ein Badezimmer zu finden war. Es war groß, sehr hell und besaß eine Badewanne, die schon gefüllt vor mir stand und wunderbar duftete. Ich habe solche Düfte noch nie in meinen ganzen 20 Jahren riechen dürfen. „Was ist das für ein wunderbarer Duft?", fragte ich sie, während sie mir aus den Klamotten half. „Jasmin. Es duftet vorzüglich und macht die Haut weich.", erklärte Chloé mir und ich war verunsichert. Ich war vorher nur einmal im Jahr kalt Baden und ansonsten haben wir uns immer mit feuchten Tüchern gewaschen. Ich musste darüber nachdenken, dass meine Familie und all meine Freunde dieses Glück nicht hatten. Mir wurde das Herz schwer und ich bekam Tränen in den Augen. „Oh Madame! Habe ich etwas Falsches zu euch gesagt?", fragte sie mich erschrocken und ich schüttelte schnell den Kopf. „Nein habt ihr nicht. Ich bin diese ganze Adelige nur nicht gewohnt. Ich lebte in einem kleinen Fischerdorf. Da hatten wir nicht viel zur Verfügung gehabt.", erzählte ich und sie legte ihre Hand auf meine Schulter. Sie nickte verständnisvoll und führte mich zu der Badewanne. Ich stieg vorsichtig ein und ich musste feststellen, dass das Wasser wärmer war, als wo drin ich immer gebadet hatte. Chloé drückte mich leicht tiefer ins Wasser, damit meine Schultern unter die Wasseroberfläche glitten. Dann holte sie einen Schwamm und fing an mich zu waschen. Sie tat es fast genauso, wie meine Mutter es bei mir tat, als ich noch ein kleines Mädchen war. „Sollte ich euch wehtun, sagt es mir bitte.", flüsterte sie und ich nickte nur. Sie legte meinen Kopf in den Nacken und fing an meine Haare zu waschen. Langsam schloss ich meine Augen und sie massierte vorsichtig meine Kopfhaut. Mir gefiel es sehr, nur musste mich nur noch mein baldiger Gemahl überzeugen. Dies erwies sich als schwieriges Unterfangen.
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Einer für alle - alle für einen
Fiction HistoriqueWir befinden uns im 17. Jahrhundert in Frankreich. Eine Fischers Tochter soll Zwangsverheiratet werden, doch den Musketieren wird schnell klar, dass diese Mädchen mehr drauf hat, als einfach nur eine normale Hausfrau zu sein.