Die Tage vergingen in denen ich mich viel auf meinem Zimmer aufhielt. Ich hatte Angstzustände und immer, wenn ich in der Nähe von Sandricourt war, hatte ich das Gefühl ohnmächtig zu werden. Zum Glück war Chloé immer bei mir. Mit ihr an meiner Seite fühlte ich mich wohl. Sie half mir in das Kleid. Mir fiel direkt auf, dass etwas anders an dem Kleid war, aber ich konnte es nicht direkt herausfinden. Nachdem Chloé es zugeschnürt hatte, schob sie mich auf einen Stuhl und fing an, meine Haare hochzustecken. „Die Frage wollte ich schon lange stellen.", flüsterte sie und räusperte sich. „Was denn?", fragte ich vorsichtig und trocknete meine schweißigen Hände an einem Stofftuch ab. „Was lief an dem Tag wirklich zwischen euch und D'Artagnan.?", fragte sie leise und ich verschluckte mich fast an meinem eigenen Speichel. „Er war nur zufällig da...", fing ich an und Chloé stellte sich vor mich. „Lügt mich nicht an! Ich war bei den Musketieren, weil ich ihnen sagen musste, dass sie sich fernhalten müssen. D'Artagnan hat zugegeben, dass ihr euch geküsst habt!", pflaumte sie mich leise an und ich seufzte. „Ja ok.... Wir haben uns geküsst.", gab ich zu und sie verschränkte ihre Arme. „War es ernst gemeint oder einfach so?", fragte sie streng und ich zuckte leicht mit den Schultern. „Ich glaube ja. Es hat sich jedenfalls richtig angefühlt.", gab ich beschämt zu und sie sprang mir um den Hals. „Oh wie schön! Warum habt ihr mir das nicht schon vorher gesagt?", fragte sie mich erfreut und ich war ein wenig verwirrt. „Ich hatte einfach Angst. Ihr habt ja gesehen wie Herr Sandricourt darauf reagiert hat.", erklärte ich ihr und sie machte sich wieder an meine Haare ran.
Dann war sie fertig und schaute mich an. Sie schaute zufrieden, wirkte in der anderen Sekunde wieder nervös. Ich dachte, dass es an der Gesamtsituation liegt, da wir uns so gut verstanden. „Es kommt dann gleich jemand und holt euch ab. Ich warte unten auf euch.", sagte sie zu mir und ich nickte nur. Sie verließ das Zimmer und ich lief langsam zum Fenster. Es herrschte draußen reges Treiben, viele Menschen kamen mit Kutschen an. Sie schienen alle gut gelaunt zu sein. Dann sah man die Kutsche des Königs gefolgt von den Musketieren. Hauptmann Treville war auch da und schaute sich mit ernster Miene um. Selbst Athos, Porthos, D'Artagnan und Aramis waren angespannt. Als der König ausstieg schauten sie alle noch ernster. Der König und die Königin sahen wunderschön aus und schienen sehr gut drauf zu sein. Wenigstens die beiden waren gut drauf.
Dann klopfte es an der Tür. Sie wurde geöffnet und ich drehte mich dorthin. Ich konnte meinen Augen nicht glauben. Mein Vater stand lächelnd vor mir. Mir stiegen Tränen in die Augen und wir liefen uns entgegen. Als wir nah aneinander waren, umarmten wir uns ganze fest. Ich hatte ihn so sehr vermisst und jetzt war er da. „Ich habe euch so sehr vermisst!", schluchzte ich und er räusperte sich kurz. „Deine Mutter und dein Bruder durften nicht kommen. Nur ich sollte kommen, um dich zum Altar zu geleiten.", gab er zu und ich war ein wenig enttäuscht. „Anfangs meinte Herr Sandricourt zu mir, dass keiner von euch kommen darf. Aber das ist jetzt egal. Wenigstens durftest du kommen!", sagte ich und umarmte ihn nochmal ganz fest. Es klopfte wieder. Die Tür ging auf und einer der Diener standen dort. Mein Vater stellte sich gerade neben mir und hielt mir seinen Arm hin. Ich hakte mich bei ihm ein und mir viel auf, dass er sich seine schönste Kleidung angezogen hatte. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und lief dann mit mir los. Unten angekommen erwartete uns Chloé und sie lief mit Bastien hinter uns her.
Als wir draußen ankamen, war der gesamte Hof mit Menschen gefüllt. Alle jubelten und freuten sich. Doch ich war ziemlich unsicher. Es waren so viele Leute da, die ich gar nicht kannte. Man sah aber, dass sie Adelig waren. Es war alles schlicht geschmückt und es gab eine große freie Bühne. Dort wartete Herr Sandricourt mit stolzer Brust. Wir liefen am König und den Musketieren vorbei. Ich konnte D'Artagnans Gesicht kurz sehen und sah, dass er mich nicht anschauen konnte. Ich wusste nicht, ob es aus Scham, Angst oder schmerz war. Mir jedenfalls, versetzte es einen Stich ins Herz. Langsam, aber sicher kamen mein Vater und ich an der Bühne an. Die letzten Schritte musste ich allein auf die Bühne gehen und mein Vater, Chloé und Bastien stellten sich an den Rand hin. Als ich vor Davide Sandricourt stand, stieg Panik in mir hoch. Nun musste ich ihn Heiraten und es führte kein Weg an ihm vorbei. Dem Pfarrer hörte ich schon gar nicht mehr zu, weil meine Gedanken rasten. Am liebsten würde ich wegrennen, aber dann wäre das eine Schande für meinem Vater und meiner Familie. Ich musste stark sein. Davide Sandricourt hat schon bestätigt, dass er mich Heiraten will und alle warteten nur auf meine Antwort. Ich hatte nur halb etwas mitbekommen und nickte nur. „Ihr müsst es schon laut aussprechen!", sagte der Pfarrer zu mir und ich bekam nur ein leises ja raus. Davide grinste frech und drehte mich zu sich. Er hielt mich aber auf einem gewissen Abstand, der mich verwirrte. Ich drehte mich ein wenig schräg von ihm weh und man hörte etwas knallen. Eine Kugel flog haarscharf an mir vorbei und traf den Pfarrer tödlich.
Panik bracht aus und Herr Sandricourt brüllte. Er zog sein Schwert und wollte damit auf mich los. Dann fielen weitere Schüsse und die Menschen zerstreuten sich in alle Richtungen. Mein Vater sprang auf die Bühne und bevor Davide mir das Schwert in den Körper rammen konnte, traf er meinen Vater, weil er sich schützend vor mich stellte. „NEIN!", brüllte ich verzweifelt und nachdem er ihm das Schwert wieder rauszog, brach er tot zusammen. Ich kniete mich zu ihm runter und hielt seinen Kopf fest. Mir liefen Tränen über die Wange und Davide setzte erneut zum Schlag, doch da kamen D'Artagnan, Bastien und Chloé auf die Bühne. D'Artagnans und Davides Schwerter trafen aufeinander. „IHR!", zischte Davide und D'Artagnan zuckte nur mit den Schultern. Dann kamen noch mehr Angreifer dazu und umzingelten uns. Chloé zog mich hoch und riss an meinem Kleid rum. Jetzt konnte man erkennen, was sich an dem Kleid verändert hatte. Der gesamte dicke Stoff ging ab und dran blieb ein leichtes, luftiges Kleid, indem man sich sehr gut bewegen konnte. „Bringt sie hier irgendwie weg!", brüllte D'Artagnan und musste 4 Angreifer gleichzeitig abwehren. Chloé hob 2 Schwerter von 2 verstorbenen auf und gab mir eines. Das andere behielt sie. Ich musste mir kurz die Tränen wegwischen und schaute dann nochmal auf meinem Vater. Davide schlich sich aus dem Kampf mit D'Artagnan raus und kam auf mich zu. Er schlug Chloé und Bastien weg und die Beiden wurden von den Angreifern festgehalten. Nun stand Davide vor mir. „Du hast meinen Plan zerstört! Jetzt werde ich dir dein Leben zerstören!", zischte er zu mir und schlug sein Schwert in meine Richtung. Was er nicht wusste: wie gut ich mit einem Schwert umgehen konnte.
Ich wich seinen Schlägen mit dem Schwert elegant aus und parierte einige davon. Dann nahm ich alle Kraft zusammen und schlug zurück. Er erschrak, als er die Kraft von mir spürte, und dies machte ihn noch wütender. Mit einer gekonnten Drehung kam ich auf der anderen Seite von ihm an und schwang das Schwert gegen seine Beine. Er brüllte auf, wirbelte rum und stach mir mit seinem Schwert in meine linke Schulter. Schmerz durchzog meinen Körper und er drehte lachend das Schwert, was mich in die Knie zwang. „Véronique!", rief D'Artagnan, schlug seine Angreifer weg und versuchte zu mir zu rennen. Doch er wurde durch andere Attentäter aufgehalten und bekam eine Klinge an den Hals. „Nein!", zischte ich und Davide sah mich lachend an. Noch immer ließ er das Schwert in meiner Schulter und ich versuchte mich zusammen zu reißen, nicht ohnmächtig zu werden. „Warum sollte ich auch nur einen von deinen Freunden am Leben lassen?", fragte er laut und drehte das Schwert wieder. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte klar im Kopf zu bleiben. „Weil ich euch sonst nicht das geben werde, was ihr wollt!", zischte ich verbissen und legte das Schwert vor mir auf dem Boden hin. „Ihr könnt nichts mehr anrichten! Ich habe euch in der Hand!", lachte er und ich griff mit der rechten Hand nach dem Schwert, was in meiner Schulter steckte. Noch einmal holte ich tief Luft, packte fest nach dem Schwert und drückte mich nach hinten aus dem Schwert. Verwirrt schaute Davide mich an und sah meine aufgeschnittene Hand. „Tja. Das hat euch nicht viel gebracht!", murrte er und ich schaute hinter ihm. „Mir nicht. Aber ihnen!", murmelte ich und er drehte sich um. Vor ihm standen Aramis, Porthos und Athos und hielten ihre Pistolen an seinen Kopf. Er ließ sein Schwert fallen und die Angreifer die D'Artagnan, Chloé und Bastien festhielten gingen Flüchten. Chloé kam zu mir und griff nach meinem Arm. Ich schaute sie mit erschöpften Augen an und brach dann zusammen.
DU LIEST GERADE
Einer für alle - alle für einen
Ficción históricaWir befinden uns im 17. Jahrhundert in Frankreich. Eine Fischers Tochter soll Zwangsverheiratet werden, doch den Musketieren wird schnell klar, dass diese Mädchen mehr drauf hat, als einfach nur eine normale Hausfrau zu sein.