SIEBEN.

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Yasmin stand vor dem Spiegel in ihrem Hotelzimmer und starrte auf ihr Spiegelbild. Der Druck auf ihren Schultern lastete schwer, nicht nur, weil heute die Release-Party ihres dritten Albums und des Songs „Blue Lights" stattfand, sondern auch, weil sie wusste, dass eine bestimmte Begegnung unausweichlich war.

„Du musst chillen, Mina. Es wird alles perfekt ausgehen", versuchte Soufian sie zu beruhigen. Er lehnte entspannt an der Tür, seine Hände in den Taschen, als wäre es ein ganz normaler Tag.

Yasmin schüttelte den Kopf. „Es ist nicht das Album, Souf, über das ich mir Sorgen mache. Ich hab ihn seit dieser Diskussion im Studio nicht mehr gesehen, und heute bringt er auch seinen Song raus. Celo und Abdi haben vorgeschlagen, dass wir das zusammen feiern."

„Wissen sie von der ganzen Sache?", fragte Soufian leise.

„Sie wissen, dass wir getrennt sind, aber alles andere nicht. Und das soll auch so bleiben." Yasmin seufzte tief. Sie sah zu Celo und Abdi wie zu Onkeln auf. Sie war ihnen unglaublich dankbar, dass sie sie in der Szene unterstützt hatten, aber sie wollte nicht, dass sie sich in diese persönliche Angelegenheit einmischen.

Yasmin atmete tief ein. Soufian hatte ihr geholfen, sich wieder zu beruhigen, aber das nagende Gefühl der Unsicherheit blieb. Ihr Blick glitt zu der Uhr an der Wand. Es war Zeit, zur Party zu gehen.

Als Yasmin und Soufian am Veranstaltungsort ankamen, war die Atmosphäre elektrisierend. Die Party fand in einem der angesagtesten Clubs von Frankfurt statt. Draußen standen Fans und Fotografen, die auf die eintreffenden Gäste warteten, während drinnen die Klänge von R'n'B und Hip-Hop die Luft erfüllten. Die Lichtstrahlen tanzten über die Menschenmenge, und die Stimmung war ausgelassen.

Yasmin ließ ihren Blick über den Raum schweifen. Sie sah bekannte Gesichter aus der Musikszene, Künstler, die sie schon lange bewunderte, und Freunde, die sie in den letzten Jahren gewonnen hatte. Summer Cem war einer der Ersten, der auf sie zukam. Mit einem breiten Grinsen öffnete er die Arme. „Yasmin, Schwester! Herzlichen Glückwunsch zum Album!"

„Danke, Cem", sagte Yasmin und umarmte ihn herzlich. „Es bedeutet mir viel, dass du hier bist."

„Ey, du weißt doch, wie das ist. Wir alle verfolgen deine Karriere, und du hast richtig abgeliefert. Ich bin stolz auf dich." Summer Cem lächelte, während er sich kurz von Soufian verabschiedete und sich dann in die Menge mischte.

Nacheinander kamen weitere Rapper und Künstler zu ihr, um ihr zu gratulieren. Eunique und Sero El Mero tauschten Witze mit ihr aus, und selbst einige Produzenten, die Yasmin bewunderte, machten ihr Komplimente.

Doch trotz all des Trubels und der positiven Vibes konnte sie nicht aufhören, an ihn zu denken. Amo. Der Gedanke an ihn ließ sie nicht los, und das flaue Gefühl in ihrem Magen wurde stärker, je mehr Zeit verging. Die beiden hatten damals im Studio eine heftige Diskussion geführt, die im Streit endete. Seitdem hatten sie keinen Kontakt mehr gehabt, und jetzt standen sie beide mit neuen Songs im Rampenlicht.

Plötzlich spürte Yasmin, wie jemand ihr sanft auf die Schulter klopfte. Es war Abdi. „Ey, Yasmin. Ich hab Amo gerade draußen gesehen. Er wird gleich reinkommen."

Yasmin nickte und zwang sich zu einem Lächeln. „Danke, Abdi."

Als Amo schließlich den Raum betrat, verstummte für Yasmin für einen kurzen Moment die Musik um sie herum. Er sah immer noch genauso aus wie damals, vielleicht ein wenig reifer, aber das Funkeln in seinen Augen war dasselbe. Sie bemerkte, wie er sich höflich durch die Menge arbeitete, hier und da Hände schüttelte und ein paar Worte austauschte.

Schließlich trafen sich ihre Blicke. Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen, doch dann nickte Amo ihr kurz zu und ging weiter, als ob nichts gewesen wäre. Yasmin atmete erleichtert aus, aber gleichzeitig verspürte sie einen Stich in ihrem Herzen.

Soufian, der die ganze Szene beobachtet hatte, legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Alles okay?"

„Ja, alles gut", log sie, obwohl sie wusste, dass sie früher oder später mit Amo reden musste.

Der Abend zog sich hin, und das Album wurde ausgiebig gefeiert. „Blue Lights" lief über die Lautsprecher, und die Gäste tanzten ausgelassen. Doch Yasmins Gedanken waren immer wieder bei Amo. Sie wusste, dass es Zeit war, das Gespräch zu führen, das sie so lange vermieden hatte.

Als die Party langsam abklang und die letzten Gäste sich verabschiedeten, zog Yasmin sich in einen ruhigen Raum zurück. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln, bevor sie die Angelegenheit mit Amo ansprach. Sie wollte nicht, dass das Ganze in einem weiteren Streit endete.

Kurze Zeit später hörte sie ein Klopfen an der Tür. Es war Amo.

„Kann ich reinkommen?", fragte er leise.

Yasmin nickte und deutete auf den Stuhl gegenüber von ihr. „Setz dich."

Amo nahm Platz und für einen Moment herrschte eine unangenehme Stille. Beide wussten, dass sie das Gespräch nicht länger hinauszögern konnten.

„Ich weiß, dass du nicht wegen der Party hier bist, oder?", begann Yasmin schließlich und schaute ihn direkt an.

Amo sah sie an und nickte. „Ja, das stimmt. Ich wollte mit dir reden, aber ich wusste nicht, wie ich das nach allem anfangen sollte."

Yasmin atmete tief ein. „Das Studio-Ding... Es ging nicht nur um die Musik. Es ging um uns. Du hast Dinge gesagt, die mich wirklich verletzt haben."

𝐁𝐀𝐈𝐋𝐄, amoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt