12. Kapitel

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Als Legolas am nächsten Morgen aufwachte, lag er noch immer in den Armen des schlafenden Aragorn. Um den Menschen nicht zu wecken, blieb er an ihn geschmiegt liegen. Als ob ihn das gestört hätte. Er konnte noch immer nicht fassen, was in der Nacht geschehen war. Kurz nach ihm wachte Aragorn ebenfalls auf. Der Mensch sah ihn an, küsste ihn auf die Stirn und lächelte. Es fiel beiden sichtlich schwer, aufzustehen, vor allem, weil sie sich nicht weiter als nötig vom anderen entfernen wollten. Da es aufgehört hatte zu regnen, konnten sie ihre Reise fortsetzen. Legolas war noch immer nicht davon begeistert, in den Düsterwald zurückzukehren. „So schlimm wird es schon nicht werden", meinte Aragorn, der gerade versuchte, eine Decke in seine Satteltasche zu stopfen.„Doch"„Wovor hast du Angst?" Aragorn schlug ein paar Mal kräftig auf sein Gepäck ein, das sich schließlich fügte. Mich einem „geht-doch"-Blick wandte er sich von der Tasche ab und ging auf Legolas zu. Dieser antwortete ihm mit einer Gegenfrage.„Aragorn, was ist das zwischen uns?"„Ich weiß es nicht, Legolas. Nenn es, wie du willst, es ist mir egal. Mir geht es darum, bei dir zu sein, die Sache selbst ist wichtig, nicht der Name."Sanft nahm der Mensch seine Hand. „So sehe ich das auch ... ich will nur wissen ... sind wir jetzt zusammen? Sind wir jetzt ein Paar, Aragorn?"„Wenn du das möchtest, sind wir das."Der Elb lächelte ihn an. „Ich liebe dich", sagte er nur, was ihm einen kurzen Kuss von Aragorn einbrachte. „Aber", begann Legolas, „Ich weiß nicht, wie ich es ihr sagen soll. Ich kann doch nicht einfach zu ihr hingehen und sagen ‚Hallo Lalwen, schon dich wiederzusehen. Ich habe dich zwar hier sitzen lassen ohne ein Wort zu sagen, und, ach ja, ich habe mich in Aragorn verliebt, aber du bist mir doch nicht böse, oder?'"„Doch. Also, ungefähr so. Vielleicht solltest du es etwas schonender ausdrücken, aber inhaltlich solltest du in etwa das sagen."„Und ... mein Vater? Was soll ich ihm sagen?"„Die Wahrheit. Er wird das doch wohl verstehen, oder nicht?"Der Elb zuckte nur die Schultern. Aragorn legte einen Arm um ihn und zog ihn an sich. „Das wird schon werden", flüsterte er.Ohne große Diskussion hatte Aragorn Legolas dazu gebracht, auf sein Pferd zu steigen und in Richtung Düsterwald zu reiten. Während dieser letzten Etappe ihrer Reise sahen sie sich oft an, vielleicht etwas zu oft. Einmal wäre Aragorn beinahe von einem herabhängenden Ast vom Pferd gefegt worden, weil er so auf Legolas konzentriert gewesen war. Dem Elben konnte so etwas natürlich nicht passieren. Tatsächlich kamen sie an diesem Abend im Düsterwald an. Der erste Elb, dem sie begegneten, sah den Prinzen mit großen Augen an und eilte dann davon, um, wie Legolas vermutete, irgendeinem Leibwächter des Königs seine Entdeckung zu verkünden. Und er behielt Recht. Als sie ihre Pferde in den Stall führten, tauchte, wider Erwarten, Thranduil persönlich hinter ihnen auf. „Legolas", begrüßte er seinen Sohn ausdruckslos. „Vater", sagte Legolas und deutete eine Verbeugung an. Er hatte die Befürchtung, sein Vater könnte etwas schlecht gelaunt sein. Aragorn sah abwechselnd vom Vater zum Sohn. Er wurde von Thranduil vollkommen ignoriert. „Wo warst du so lange?", fragte der König des Düsterwaldes nun. „Ich war in Bruchtal. Außerdem hielt ich mich unbeabsichtigt lange bei Menschen auf, irgendwo zwischen dem Düsterwald und dem Nebelgebirge."„Hättest du nicht etwas sagen können? Kannst du dir vielleicht vorstellen, dass ich mir Sorgen gemacht habe? Kannst du dir auch nur annähernd denken, wie es Lalwen in den letzten Tagen ging?"„Es tut mir Leid, dass ich einfach so ging, Vater. Ich war sehr aufgewühlt und habe nicht nachgedacht."„Das weiß ich."„Bitte, Vater, ich bin unglaublich müde, und Aragorn wird es nicht anders gehen. Können wir darüber nicht morgen sprechen?"Thranduil sah seinen Sohn zweifelnd an.„Na gut", sagte er nach einer Weile. „Der Mensch kann ein Gästezimmer haben."Damit drehte er sich um. Das war ein Glück für Legolas und Aragorn, denn hätte er diesen sehnsüchtigen Blick gesehen, den sich die beiden zuwarfen, hätte er sie mit Sicherheit nicht gehen lassen. Natürlich hatte Legolas gewusst, dass es unmöglich war, dass er hier im Düsterwald in einem Bett mit Aragorn schlief, doch er wollte diese Nacht genauso verbringen wie die vorherige. Er wollte wieder an Aragorns warmen Körper geschmiegt einschlafen und auch so aufwachen. Der Prinz führte seinen Freund durch die Gänge, bis sie in das für Aragorn vorgesehene Gästezimmer kamen. Aragorn ließ sich erschöpft auf das große Bett fallen.„Würde es sehr auffallen, wenn du hier bleibst?", fragte er. „Leider ja"Der Elb setzte sich auf die Bettkante und sah den Menschen liebevoll an. „Zumindest heute Nacht würde es auffallen."Aragorn seufzte und setzte sich auf. Legolas setzte sich neben ihn auf die Bettkante und griff nach der rauen Hand des Menschen. Sanft küsste Aragorn seinen Elben. „Ich liebe dich", flüsterte dieser, als sie sich voneinander lösten.„Ich dich auch"Seufzend erhob sich Legolas. Solange es ging, hielt er Aragorns Hand, bis sich nicht einmal mehr die Spitzen ihrer Finger berührten. „Gute Nacht", sagte er noch, während er sich im Türrahmen umdrehte. Der Mensch lächelte in an. „Nacht"Am Morgen darauf wurde Legolas durch ein lautes Klopfen an seiner Tür geweckt. „Ja?", murmelte er verschlafen.Eine Dienerin trat ein und verneigte sich vor dem, noch immer gähnend im Bett liegenden, Prinzen. „Herr Legolas, Euer Vater wünscht Euch zu sprechen."„Natürlich"Plötzlich hellwach sprang er auf. Hätte er nicht den skeptischen Blick der brünetten Elbin bemerkt, wäre er auf der Stelle zur Tür hinausgestürmt. Er hatte es eilig, zu Thranduil zu kommen, da der König dann vermutlich nicht ganz so wütend auf ihn wäre. „Herr Legolas? Wollt Ihr Euch nicht ... umkleiden?"„Doch, sicherlich. Sagt, sehe ich sehr schlimm aus?"Sie betrachtete ihn mit einem Lächeln.„Naja..."„Also ja?", meinte er grinsend.„Wie Ihr es bezeichnen wollt ... ich sage nur, man erkennt Eure Frisur nicht mehr wirklich, außerdem sind da ein paar ... einige ... Blätter ... Ihr seid recht, entschuldigt, dreckig"Er lachte leise.

I never meant to cheat on you (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt