11. Kapitel

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Aragorn sah ihm tief in die Augen, der Elb wurde von diesem Blick gefesselt. Das Mondlicht spiegelte sich in den braunen Augen des Menschen, undließ, was Legolas nicht sehen konnte, das blonde Elbenhaar bläulich schimmern. Mit seinem Daumen tupfte der Mensch die Tränen von Legolas Wangen. In diesem Moment sprach keiner der beiden. Legolas realisierte zwar, wie Aragorn sich seinem Gesicht immer weiter nährte, doch er war unfähig, etwas zu tun. Und wenn er ehrlich war, wollte er auch gar nichts tun. Als der Mensch seine Lippen sanft auf seine legte, erstarrte er vollkommen. Genießend schloss er die Augen, war jedoch zu überrumpelt, um den Kuss zu erwidern. Da hatte Aragorn sich auch schon wieder zurückgezogen. Enttäuscht öffnete der Elb die Augen wieder. „Aragorn", brachte er nur heraus. „Legolas, ich ... das tut mir leid, ich weiß nicht, warum ich das getan habe ...", stotterte Aragorn.Der Mensch wusste sehr wohl, warum er es getan hatte, nur konnte er es seinem Freund nicht sagen. Legolas hatte es gesehen, in seinen Augen. „Aragorn ...", sagte er, „bitte. Sei ehrlich. Sag mir ehrlich, warum du das getan hast. Ich werde alles, was du sagst, akzeptieren. Bitte..."Der Mensch sah ihn an und seufzte leise.„Legolas, ich ...", hilfesuchend sah er den Elben an, „ Legolas, melan chen"Wie elektrisiert stand Legolas da und sah seinen Freund an. Innerlich jubelte er, doch er konnte sich nicht rühren. Dann fasste er sich endlich wieder. „Was ist mit Arwen? Was ist mit Siara? Hast du sie so schnell vergessen? Oder ist das deine Art zu vergessen?"Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte. Am liebsten wäre er Aragorn um den Hals gefallen, hätte ihm gesagt, dass er auch so fühlte, ihn geküsst und nicht mehr losgelassen, doch etwas drängte ihn, diese Fragen zu stellen.„Was mit Arwen ist, weißt du. Aber wie meinst du das, was soll mit Siara sein?"„Glaubst du, ich bin blind? Wie du sie angesehen hast! Der Ausdruck in deinen Augen, als du nach ihrem Alter fragtest und als ich dich nach ihr fragte!"„Du glaubst, ich liebe sie?", fragte der Mensch ruhig, im Gegensatz zu Legolas, der wirklich sehr aufgelöst war. „Es war doch so eindeutig!" „Nein, Legolas. So gut deine Elbensinne auch sein mögen, das ist nicht wahr. Ich gebe es ja zu, vielleicht habe ich mich wirklich ein wenig in sie verliebt, aber das war nie etwas Bedeutsames. Ich ... Legolas, die Wahrheit ist, denke ich, dass ich sie einfach attraktiv fand. Sie ist wirklich ziemlich hübsch und ... ja, gut, sie hat mir schon gefallen. Aber geliebt, wirklich geliebt habe ich sie nicht, ich tue es nicht und werde es niemals tun. Weil ich nur dich liebe."Nur wegen dem verzweifelten Blick, mit dem Aragorn ihn ansah, glaubte er ihm. Dennoch sagte er immer noch nicht, was er schon die ganze Zeit sagen wollte. „Wie kannst du mich lieben, Aragorn? Mich, einen Mann?"„Ich weiß es nicht. Hör zu, Legolas, ich verstehe, wenn dich das verstört, und auch, wenn du willst, dass ich gehe ..."Das ließ Legolas endlich reagieren. Er hielt Aragorn am Oberarm fest.„Du wirst nicht gehen. Ich lasse dich nicht gehen. Aragorn, du brauchst dich für deine Gefühle nicht zu entschuldigen, ich will, dass du hier bleibst ... und ich hätte dir schon längst sagen sollen, dass ich dich liebe."Fassungslos starrte der Mensch den Elben an. „Meinst du das wirklich ernst?"„Natürlich", meinte Legolas lächelnd. „Und jetzt küss mich endlich..."Aragorn sah ihn glücklich an und tat, um was der Elb gebeten hatte. Nach einem langen Kuss lösten sie sich voneinander. Sehnsüchtig betrachteten sie einander. „Es ist kalt hier", sagte Aragorn nur, schloss das Fenster und zog den Elben zurück in den Raum, in dem sie hatten schlafen wollen. Das Feuer brannte noch, dennoch legte der Mensch Holz nach und zog dann Legolas zu sich auf sein provisorisches Bett. Zärtlich küsste er ihn wieder, und diesmal öffnete der Elb etwas schüchtern den Mund, um seinen besten Freund einzulassen, was dieser leise seufzend tat. Ohne den Kuss zu unterbrechen, wurde Legolas von Aragorn auf die Decken gedrückt, sodass der Mensch halb auf ihm lag. Die raue Hand Aragorns strich durch das blonde Haar des Elben, der die schlanken Arme um ihn schlag und ihn an sich zog. Irgendwann, sie wussten beide nicht, wie lange sie so dagelegen und sich geküsst hatten, begann Aragorn am grünen Oberteil des Elben herumzunesteln. Sanft schob Legolas seine Hand weg und löste den Kuss. „Nein, Aragorn ... ich-"„Du brauchst es nicht erklären. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du nicht willst"Der Mensch stützte sich auf den Ellenbogen und sah ihn an. Legolas konnte ihm ansehen, wie sehr er ihn wollte. „Es tut mir leid, Aragorn"„Solange du mich wirklich liebst, ist es in Ordnung für mich. Ehrlich, Legolas."„Ich liebe dich ja ... es ist nur ... ich habe noch nie ... und ich glaube, es ist einfach noch zu früh"Der Mensch lächelte. „Da hast du Recht, es ist viel zu früh. Du hast wirklich noch nie mit jemandem geschlafen? Wie kann das sein, wo du doch so alt bist? Das ist auch für Elben ungewöhnlich."„Es hat sich eben einfach nicht ergeben ... Ich dachte das wüsstest du"„Ich wusste, dass du keine Beziehung hattest. Das ist ein großer Unterschied...", meinte Aragorn grinsend.Darauf lächelte Legolas nur. Eine Antwort dieser Art war von dem Menschen zu erwarten gewesen. Aragorn ließ sich ganz auf die Decken sinken und legte einen Arm um den blonden Elben. Schon bald war er eingeschlafen. Legolas lauschte seinem ruhigen Atem und genoss einfach nur die Nähe des Menschen. War das wirklich passiert? Es konnte doch nur ein Traum sein, oder? Doch die friedlich ruhende Gestalt Aragorns neben sich bestätigte ihm, dass es kein Traum war. Aragorn liebte ihn. Er hatte ihn geküsst, und er hatte mit ihm schlafen wollen. War es in Ordnung gewesen, nein zu sagen, wie Aragorn ihm versichert hatte? Nach vielen Gedanken schlief der Elb schließlich, mit einem Lächeln auf den Lippen, ebenfalls ein.

I never meant to cheat on you (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt