Wenn die mühsam aufrecht erhaltenen Mauern eingestürzt und die schützende Maske gefallen ist, was hält Lexa dann noch aufrecht?
Wird die führende Hand - die all dies zu Verantworten hat, sie helfend aufrichten oder sie erbarmungslos in den Abgrund s...
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Etwa eine Woche war der merkwürdige Moment her, der trotz der schon vergangenen Zeit, weiterhin ruhelos in Lexas Kopf umher spukte. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie, nachdem Eric unvermittelt von ihr abgelassen hatte, mit zittrigen Knien den lauten Rufen der Teams entgegengegangen war. Während der gesamten Rückfahrt konnte man ihm seine Verärgerung über die Niederlage gegen Lexas Team anmerken. Nur kurz kreuzten sich ihre Blicke. Seine versteinerte Miene ließ allerdings keinerlei weitere Rückschlüsse zu, er ignorierte die Ausbilderin während der gesamten Rückfahrt vollständig.
Endlich beim Hauptquartier angekommen, nahm man kaum wahr, dass er humpelte. Selbst wenn es doch jemand bemerkt haben sollte, es traute sich niemand ihn darauf anzusprechen. Es war nicht auszuschließen, dass man anschließend der nächste war, der mit schmerzenden Gliedern von dannen schlich. Ohne überflüssige Worte des Grußes verließ er den Zug und ging allein seiner Wege, ließ Lexa mit den Initianten stehen und verschwand wortlos im Dunkel der Nacht.
Als ob nichts geschehen wäre, verhielt sich Eric anschließend genau wie sonst auch. Weder flüchtete er vor ihr, wie er es üblicherweise tat, nachdem etwas zwischen ihnen vorgefallen war. Noch kam er ihr in den Tagen danach, erneut zu nah. Allmählich beschlich Lexa sogar das Gefühl, dass sie sich diese wenigen intimen Minuten nur eingebildet hatte.
Verstohlen sah sie nach links in seine Richtung. Seinen gewohnt starren Blick auf den Kampf der zwei Initianten vor ihnen gerichtet, die Arme abweisend vor der Brust verschränkt. Der Anführer bekam nicht mit, dass er von seiner Kollegin heimlich beobachtet wurde.
Heute liefen die letzten Kämpfe, die das abschließende Ranking der ersten Phase festlegten. Wer in dieser Bestenliste am Ende unterhalb der roten Linie landete, war raus. Konnte seine Koffer packen und musste sich ein armseliges Plätzchen, irgendwo unter den Fraktionslosen suchen. Der Rest ihres verschwendeten Lebens würde auf den dreckigen Straßen Chicagos stattfinden. Immer auf der Suche nach einem Unterschlupf, frierend und ohne jede medizinische Versorgung. Angewiesen auf die Almosen der Altruan, die sie mit Kleidung und Nahrung versorgten. Allerdings wurden die Rationen für den übriggebliebenen Rest der Bevölkerung, erst vor kurzem vom Rat noch weiter eingekürzt. Lebensmittel waren seit dem Ende des großen Krieges ein schon immer ein rares Gut gewesen. Nur die kümmerlichen Überbleibsel konnten dann noch an die Ärmsten verteilt werden. Mitleid musste man sich leisten können, die Altruan konnten dies anscheinend. Naiv wie sie waren, gaben sie sogar noch einen Teil ihrer Zuteilungen an die Obdachlosen ab.
Die kleine Blonde, die gerade an der Reihe war, ließ sich ohne nennenswerte Gegenwehr von der anderen vermöbeln. Lexa nahm im Augenwinkel Erics genervten Gesichtsausdruck wahr. Kurz sah sie auf ihr Tablet, suchte den Namen der Blonden im aktuellen Ranking und stellte ohne große Überraschung fest, dass dies wohl ihre letzten Stunden innerhalb dieser Fraktion sein würden. Sie befand sich momentan auf dem vorletzten Platz. Nach diesem desaströsen Schauspiel wäre jede Möglichkeit dahin, sich noch zu verbessern und somit aufzusteigen. Aber selbst, wenn sie gewonnen hätte, die Kleine wäre so oder so geflogen. Ihre Leistungen und ihre bisher erreichte Punktzahl waren zu schlecht für einen Verbleib innerhalb der Fraktion.