„Und du bist dir sicher mit deiner Vermutung? Würdest du diese auch vor Max wiederholen?“
Mit stechendem Blick sah er Lexa forschend an. Unschlüssig saß sie vor ihm, das Ruhelose auf - und abstreichen ihres Zeigefingers auf dem Handrücken der anderen Hand, hatte sie schon längst verraten.
Doch er wollte, dass sie selbst bemerkte, wie leicht sie zu verunsichern war. Mühelos ließ sie sich von ihm ins Bockshorn jagen. Das musste sich schleunigst ändern, wenn sie unter all den anderen bestehen wollte.„Ja ... ich meine, glaubst du ich liege richtig?“
Sein flüchtiges Grinsen stellte klar, dass er ihr dahingehend keine Hilfe sein würde.
„Stelle niemals Anschuldigungen in den Raum, die du nicht auch Beweisen kannst, Lexa. Unser Termin mit Max ist in einer Stunde. Wenn du willst, dass er dich für voll nimmt, solltest du von dir und deiner Meinung überzeugt sein. So wie du jetzt vor mir sitzt, gehst du unter wie ein sinkendes Schiff. Überzeuge ihn. Wie du das machst, ist mir egal, aber bekomm deine Körpersprache in den Griff. Du bist eine geborene Candor, dass ich dich überhaupt darauf hinweisen muss, ist erbärmlich.“Lexas Kopf senkte sich, doch wider Erwarten äußerte sie sich dennoch.
„Tut mir leid, ich weiß nicht was heute mit mir los ist.“
Erics Blick fing den ihren auf, herausfordernd reckte er ihr sein Gesicht entgegen.
„Ich weiß, was mit dir los ist. Aber das ist kein Grund, wieder in deine alten Verhaltensmuster zu verfallen. Reiß dich zusammen.“ Als ob ihre Knie das interessanteste in diesem Raum wären, saß sie weiterhin verschüchtert vor ihm.
Genervt von ihrem devoten Verhalten, verzog Eric das Gesicht, überlegte kurz, wie er sie aus der Reserve locken konnte.
Hörbar sog er Luft ein, wartete kurz, er wollte sichergehen, dass sie ihm zuhörte.
„Ach ja ... wenn du meine ungeteilte Aufmerksamkeit willst, dann brauchst du dich mir nicht in Unterwäsche vor die Füße schmeißen. Die hattest du schon, als du mit diesem Fetzen Stoff aus der Umkleide kamst.“Sofort kam Leben in die Blonde, ihre Augen zuckten entrüstet nach oben, augenblicklich saß sie aufrecht und funkelte ihn böse an. „Das war keine Unterwäsche und habe mich dir auch nicht vor die Füße geworfen! Wie kommst ...“
Er unterbrach sie breit grinsend, „geht doch. Das man dich immer erst in die richtige Richtung schubsen muss. Wird anstrengend mit der Zeit.“
Kopfschüttelnd stand er auf, wutschnaubend folgte sie jeder seiner Bewegungen, schwieg aber. Sie wusste genau, dass sie ihm in die Falle gegangen war - wieder einmal.Auch sie hatte sich inzwischen erhoben, doch er ließ sie nicht an sich vorbei zur Tür seines Büros gehen.
„Du weißt, was ich von dir erwarte. Enttäusche mich nicht.“ Wie verwandelt stand sie ihm aufrecht gegenüber, nickte zur Bestätigung.
Zufrieden mit ihrer Antwort und ihrem veränderten Verhalten, trat er einen Schritt zur Seite und machte ihr damit kommentarlos den Weg frei.*
Erics Worte hallten noch immer in Lexas Gedanken wider, als sie knapp eine Stunde später wartend vor Max Büro stand.
Sie musste überzeugend sein, nicht zaghaft. Kein Stottern, sich nicht die Hände kneten oder irgendwie anders ihre innere Unruhe nach außen tragen. Eigentlich keine besonders schwierige Aufgabe für die Ausbilderin, sollte man meinen. Aber momentan - sie wusste seit dem Vorfall bei Capture the Flag und der unfassbar peinlichen Sache heute Morgen nicht mehr, wo ihr der Kopf stand.
Dazu noch der kleine Nebensatz, den Eric vorhin hatte fallen lassen. Er würde wissen, was mit ihr los ist ...
War sie wieder einmal von ihm durchschaut worden?
Sie war sich doch selbst nicht im Klaren, was sie von ihren Gefühlen zu ihm halten sollte. Nutze er diesen Umstand zu seinem Vorteil aus?
Spielte er ihr womöglich sogar nur etwas vor?
War sein forscher Flirt bei Capture the Flag nur eine miese Art der Manipulation gewesen?
Sie wusste es nicht, er ließ sie weiterhin orientierungslos im Dunklen tappen.
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Let Me Disarm You Teil 2 WHITE FLAG
FanfictionWenn die mühsam aufrecht erhaltenen Mauern eingestürzt und die schützende Maske gefallen ist, was hält Lexa dann noch aufrecht? Wird die führende Hand - die all dies zu Verantworten hat, sie helfend aufrichten oder sie erbarmungslos in den Abgrund s...