Er hatte die letzte Person umgebracht?! Okay, ruhig bleiben. Tief durchatmen, er wird mich doch wohl nicht umbringen... oder? Ich meine, sollte ich mich überhaupt auf meine Menschenkenntnis verlassen? Bei Finn lag ich ja auch total daneben. Also, bringt er mich jetzt tatsächlich um?Melcon berührt mich leicht an der Schulter und lächelt, als hätte er gerade einen schlechten Witz gemacht. „Keine Sorge. Du bist zu nützlich, als dass ich dich jetzt schon umbringen würde." Er schaut mich an, und obwohl seine Worte beruhigend klingen sollten, löst das Lächeln auf seinem Gesicht nur ein kaltes Schaudern in mir aus. Das ist also die Definition von 'Erleichterung'? Wirklich beruhigend ist das ja nicht.
Er bemerkt mein Stirnrunzeln und legt den Kopf schief. „Ich könnte dich auch umbringen und dann einen Vampir fragen, ob er dich wiederbelebt." Ich starre ihn an, die Augen weit aufgerissen. „Was schaust du denn so erschrocken? Das war doch nur Spaß."
Spaß?! Ich möchte ihm am liebsten eine klatschen, so wie es der Hauptcharakter in den Büchern immer tut, aber mir ist klar, dass das nur noch mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde – und ich meine lebendige Existenz doch ein wenig schätze. Also lache ich nervös. „Sehr witzig... wirklich."
„Das Detail vergisst du jetzt wieder, und wir gehen weiter spazieren," sagt er in einem so beiläufigen Ton, dass ich mich fast frage, ob ich das alles gerade nur geträumt habe. Ich nicke, was bleibt mir anderes übrig? Aber vergessen werde ich das sicher nicht. Diese Bemerkung hat sich eingebrannt, zusammen mit dem kühlen Blick, den er kurz danach in die Nacht richtete. Warum verheimlicht er eigentlich so viel?
Auf unserem Weg schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Ich habe zwar keine Geschwister, aber ich habe oft genug gesehen, wie Geschwister miteinander gestritten haben. Doch das hier? Sich so abgrundtief zu verleugnen und sogar umzubringen? Das ist extrem. Oder ist das normal in der magischen Welt?
Ein leises Kichern reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schaue auf und sehe, wie Melcon mich schmunzelnd beobachtet. „So abgelenkt?" fragt er mit einem spöttischen Funkeln in den Augen.
Ich sehe in sein Gesicht, und da ist es wieder: dieses leichte Lächeln, das ihm Grübchen in die Wangen zaubert. Für einen Moment vergesse ich die Morddrohungen und die ganze dunkle Stimmung. Er sieht fast... harmlos aus. Als wäre das alles nur ein harmloses Spiel. Aber dann merke ich, dass er mich beobachtet, und ich reiße mich aus dem Gedanken.
„Wir sind fast da," sagt er, und ich schaue mich um. Tatsächlich – wir stehen an der alten Steinmauer, wo ich ihm das erst mal nah gekommen bin. Warum habe ich das damals getan? Hätte ich nur gewusst, was ich mir damit einbrocke.
„Setz dich," fordert er mich auf und deutet auf einen kleinen Vorsprung der Mauer. Ich bleibe unsicher stehen, doch er scheint darauf zu bestehen. Also setze ich mich vorsichtig hin, die Augen auf ihn gerichtet, bereit, bei der kleinsten Gefahr aufzuspringen.
„Weißt du," beginnt er und blickt mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten kann, „manchmal ist es besser, die Dinge nicht zu hinterfragen. Es gibt Dinge, die man nicht wissen will."
Ich schlucke und kann den Blick nicht von ihm abwenden. Seine Stimme ist leise, fast flüsternd. Ich frage mich, ob das eine Drohung ist oder ein gut gemeinter Rat. „Und was ist, wenn ich die Wahrheit wissen will?"
Sein Blick verfinstert sich, und für einen Moment habe ich das Gefühl, als hätte ich einen unsichtbaren Punkt getroffen, der ihn tatsächlich trifft. Doch dann lächelt er wieder, und die Dunkelheit in seinen Augen weicht einem ironischen Glanz. „Dann bist du dümmer, als ich dachte," sagt er, ohne jegliche Schärfe, aber seine Worte treffen trotzdem wie ein Schlag.
„Vielleicht," antworte ich und bemerke, dass meine Stimme zittert. „Aber vielleicht bin ich auch einfach neugierig."
Er sieht mich lange an, und es fühlt sich an, als könnte er direkt in meine Gedanken sehen. Dann geht er ein paar Schritte zurück und lehnt sich gegen die Mauer, die Arme vor der Brust verschränkt. „Dann sei bereit, den Preis dafür zu zahlen. Wissen ist eine schwere Bürde."
Melcon ist plötzlich verschwunden. Mein Herzschlag beschleunigt sich – wo ist er hin? Doch bevor ich mir noch größere Sorgen machen kann, höre ich hinter mir ein Rascheln im Gras. Ich drehe mich um und sehe, wie er mit einem breiten Grinsen und einem Picknickkorb in den Händen wieder auftaucht.
„Ich dachte, nach all den bedrohlichen Andeutungen könnte ich dich mal mit etwas Entspanntem überraschen," sagt er und hebt den Korb ein wenig an. „Keine Sorgen – es sind keine giftigen Pilze drin."
Ich lache überrascht auf, unsicher, ob ich ihm glauben soll, aber er sieht tatsächlich aus, als hätte er das wirklich nur für mich geplant. „Ein Picknick? Mit dir? Nach allem, was du eben gesagt hast?"
Er grinst, seine Grübchen tauchen wieder auf. „Manchmal darf man sich überraschen lassen. Also? Wirst du mir Gesellschaft leisten?"
Langsam breitet er eine Decke auf dem Boden aus und beginnt, den Korb auszupacken: frische Erdbeeren, ein paar kleine Sandwiches und sogar eine Flasche Traubensaft. Es sieht fast aus wie in einem Film, und ich kann nicht anders, als zu lächeln.
„Wusste nicht, dass du auch eine nette Seite hast," sage ich und setze mich auf die Decke.
„Ach, ich kann nett sein. Wenn ich will," murmelt er und zwinkert mir zu, während er mir ein Sandwich reicht.
Wir essen schweigend, die Spannung weicht einem angenehmen Schweigen, und ich merke, dass Melcon irgendwie... menschlich wirkt. Fast normal.
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Hi ich hoffe euch gefällt die Geschichte bis hier. Fällt jemanden vielleicht ein Name für das Kapitel ein? Bin da grade etwas Ideen los
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Ich und begabt, schlimmer kann es ja nicht mehr werden
FantasyBand 2 Ren zieht mich in einen Schatten. Alles um mich herum verschwimmt, und mir wird schwindelig. Die Übelkeit steigt in mir auf, bis mir schwarz vor Augen wird und ich mich verzweifelt an Ren klammere. Als ich meine Augen wieder öffne, stehen wir...