Girl crush

5 0 0
                                    

Dezember 2010

Wir erhalten uns recht schnell von unseren Niederlage. Das lag wahrscheinlich vor allem daran dass wir nun 7 Tage die Woche mit den Profis an unserem ersten gemeinsamen Album arbeiteten. Wow, wie das klingt: Unser erstes Album. Alles das, was heute so normal erscheint war damals etwas ganz besonderes.

Lou und ich verbrachten jeden Abend nach dem Studio zusammen. Gerade als er in meinem Bett und ich auf ihm, meine Beine zwischen seinen, mein Kopf auf seiner Brust lag und ich seinen Herzschlag an meinem Rücken spürte, sprach er die Worte aus, die ich mein ganzes Leben nicht mehr vergessen würde:
,,Da ist dieses Mädchen. Ich glaub ich mag sie. Da könnte mehr draus werden."
Mein Atmen stockte. Mein Herz schien aus meiner Brust zu springen und mein Bauch zog sich zusammen. Ich war wie gelähmt, zu schockiert um zu sprechen. Die Stille musste für ihn unaushaltbar gewesen sein, denn ohne eine Reaktion von mir fuhr er fort: ,,Sie heißt Hannah. Ich kenne sie noch aus der Schule. Wir sind jetzt ein paar Mal miteinander ausgegangen."

Ich hörte, dass er sprach, aber die letzten Worte kamen nicht mehr bei mir an.
,,Da ist dieses Mädchen", wiederholte es sich wie eine Endlosschleife in meinem Kopf. Mir wurde schwindelig. Wenn ich hier nicht in Louis Armen liegen würde, würde ich wohl umkippen. Ich lag in Louis Armen und er sprach von einem anderen Mädchen. Bei diesem Gedanken schloss ich die Augen in der Hoffnung, dass sich diese nicht sofort in ein Meer der Tränen verwandeln würden.
,,Hazza?", fragt er nun etwas verwundert. Von seiner anfänglichen Euphorie mir diese Nachricht, die ihn scheinbar sehr glücklich machte, zu überbringen, war nichts mehr in seiner Stimme zu finden. Verdammt er hatte etwas gemerkt.

Ich wusste, wenn jetzt nicht unsere ganze Freundschaft kaputt gehen soll, dann musste ich jetzt den beste Freund spielen. Den beste Freund, der sich über alles für ihn freuen würde. Den besten Freund, der sein eigenes Glück nie über seines stellen würde. Mein Herz brach in tausend Teile, aber mir war bewusst wie egoistisch das war. Also atmete ich tief ein, öffnete die Augen, setzte ein Lächeln auf und drehte mich auf den Bauch. Nun könnte ich ihm direkt in die Augen sehen - mein Gesicht an seinem und unsere Herzen ganz nah.
,,Oh mein Gott Lou! Das sind tolle Nachrichten. Ich freu mich so sehr für dich. Erzähl! Wie ist sie so? Wann darf ich sie kennenlernen?"
Tief im Inneren stimmte es ja. Ich wollte nichts mehr, als dass er die glücklichste Version von sich wird, auch wenn das bedeuten musste, dass ich diese Rolle an seiner Seite nie einnehmen durfte.

Meine Schauspielkünste schienen ihn vorerst überzeugt zu haben, denn er erzählte mir alles. Ein langer Monolog über ihr Lächeln und ihre wunderschönen blonden Haare folgte. Er erzählte davon, wie sie sich wiedergefunden hatten und von ihrem ersten Date im Park. Ein Kuss sein wohl noch nicht gefallen, aber wenn dann wäre es wohl eine richtige offizielle Beziehung. Ich konnte nicht anders, als mich mit jedem Wort, das er über sie sagte, mit ihr zu vergleichen. Um es auf das Offensichtlichste und die harte Realität zu reduzieren: Sie ist eine Frau und ich bin ein Mann. Und Louis war nicht schwul. Ich weiß nicht genau, warum ich gerade diesen Fakt seitdem wir uns kennenlernten so vehement versuchte zu bestreiten. In mir war immer dieser kleinen Funken Hoffnung gewesen, der mit jedem tiefen Blickkontakt, mit jeder noch so kleinen sanften Berührung, aufflammte. Der Funken war nun erlöschen, egal wie sehr ich versuchte ihn weiter in meinem Herzen glühen zu lassen.

Nach einem langen Gespräch über den Plan, sie zu fragen, ob sie gern eine Beziehung mit ihm führen möchte, machte sich Louis auf den Weg nach Hause. Ich umarmte ihn noch einmal und sagte ihm, er solle mich doch bitte weiter updaten. Louis schloss die Tür mit einem Lächeln.

Mein Herz war das erste mal gebrochen. Meine Beine waren taub, als ich versuchte die Treppen zu meinem Zimmer zu erklimmen. Dort schloss ich mich in Dunkelheit ein. Tränen liefen mir über die Wange, als ich mich in mein Bett legte, in dem ich eben noch engumschlugen mit Louis lag. Es waren Stille Tränen. Kein Geräusch verließ meinen Mund, kein schluchzen, kein Wort. In meinem Kopf war nur Leere und diese breitete sich durch meinen ganzen Körper aus. Mit dieser Leere in mir schlief ich ein.

Mit schwerem Schädel wachte uch am nächsten Tag auf. Mein Zimmef war immernoch abgedunkelt und ich hatte auch nicht vor die Jalousien auszuziehen. Ein tiefer Schmerz in meinem Bauch, verriet mir, dass das alles kein Traum gewesen war. Louis liebt jemand anderen. Eine Frau. Mein Blick fiel auf meinen Handydisplay. Eine Nachricht poppte auf.
,,Gute Morgen Hazza. Hast du gut geschlafen?"
Ich fühlte mich fast schon verspottet. Natürlich hatte ich nicht gut geschlafen. Aber er könnte es nicht wissen. Wie sollte er denn auch. Ich hatte noch nicht die Kraft zu antworten. Ich musste mich einige Zeit sammeln um einen klaren Gedanken zu fassen. Er war immernoch Louis. Mein bester Freund. Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich konnte nicht zulassen, dass sich diese Gefühle, die ich hatte, zwischen uns stellen. Also antwortete ich ihm ohne eine Gegenfrage zu stellen.

Im nächsten Moment wählte ich Liams Telefonnummer und verabredete mich mit ihm in seiner Wohnung. Mein Handy schaltete ich nach diesem Telefonat aus. Bei Liam angekommen ahnte er sofort, dass etwas nicht stimmte.
,,Ist alles in Ordnung?", fragte er als ich ihn abwesend anschaute während er mir etwas erzählte. Ich nickte und brummelte ein ,,Ja" in mich hinein. Ich hatte mir die ganze Nummer selbst nicht abgekauft, aber Liam fragte zum Glück nicht weiter nach. Stattdessen versuchte er mich abzulenken und das gelang ihm auch bis hierher. Liams Telefon klingelte. Ich konnte hören wie Louis verzweifelte Stimme Liam erklärte, dass er mich nicht erreichen könne und sich Sorgen mache. Ein schlechtes Gewissen schlich sich ein.
,,Nein Harry ist bei mir. Du musst dir keine Sorgen machen. Wann hat er denn das letzte mal mit dir Gesprochen?" sprach Liam in den Hörer. Louis Antwort schien ihn zu amüsieren.
Lachend sagte er: ,,Heute Morgen?! Und da machst du dir schon Sorgen? Ich seid wirklich manchmal wie ein altes Ehepaar."
Der letzte Satz fühlte sich ab wie ein Messer, das sich in meinen Magen grub.
,,Komm doch vorbei und versichere dich, dass es ihm gut geht."
Dann legte sie auf. Liams Reaktion verriet mir, dass mein Gesicht in diesem Moment wohl die Farbe der Wand hinter mir angenommen haben musste.
,,Jetzt sag schon. Was ist los? Habt ihr euch gestritten?"
,,Nein, haben wir nicht.", antwortete ich während mein Blick auf den Boden sank.
,,Und was ist dann das Problem?", fragte er behutsam und legte seinen Arm um mich.
Ich konnte ihm nicht antworten. Es ging nicht. Meine Kehle war wie zugeschnürrt und ich kämpfte mit den Tränen. Er gab mir viel Zeit um zu antworten, bis er verstand, dass er keine Antwort von mir bekommen würde.
,,Harry, ich muss dich das jetzt fragen. Du bist mein Freund und wirst es immer bleiben. Ich mache mir furchtbar Sorgen.", sagte er, ,,Kann es sein, dass du vielleicht ein bisschen mehr für Louis empfindest als nur Freundschaft? Ich meine, ich könnte es verstehen, so eng wie ihr miteinander seid."
Ich schaute ihm geschockt in die Augen. Geschockt davon, wie sehr er den Nagel doch auf den Kopf getroffen hatte.
,,Wo.. Woher..?", stammelte ich schließlich.
,,Ach bitte Harry, man müsste blind sein um nicht zu sehen, wie viel er dir bedeutet."
Er schloss mich eng in seine Arme, bis meine Tränen getrocknet waren. Wir beschlossen uns wie immer zu verhalten, wenn Louis hier auftauchte.

Und so war es. Wir kochten und spielten Kartenspiele, als wäre alles beim Alten. Irgendwann erzählte Louis Liam von seiner neuen Fast-Freundin. Ein kleiner Blick zur Seite verriet mir, dass Liam nun endgültig verstand, warum es mir so elend ging. Liam ließ sich dennoch nichts anmerken und auch ich gab mein Bestes. Louis sah beim Erzählen immernoch glücklich aus, aber das Glitzern in seinen Augen von gestern fehlte. Es war, als würde er spüren, dass irgendwas in diesem Raum gerade nicht stimmte.

Wir verbrachten noch einen netten Abend zusammen, den ich versuchte so gut es ging zu genießen. Unter Freunden. Als Louis und ich uns auf den Weg machten und wir ein Stück zusammen liefen, sprach er ein Thema an, was ich schon fast vergessen hatte: ,,Ich habe eine tolle Wohnung für uns beide gefunden. Schau sie dir mal an. Wenn sie dir gefällt können wir vielleicht einen Besichtigungstermin machen."
Da war er - der Funke Hoffnung, der gestern Abend erlöschen war. Und ja, ich wollte immernoch mit ihm zusammen leben. Es sollte so werden, wie wir es uns damals im X-Factor Haus ausgemalt hatten. Nur eine Sache hatte sich verändert.
,,Ob Hannah damit so einverstanden ist?", lachte ich laut und schubste ihn ein bisschen zur Seite.
Louis lachte auch sofort und antwortete: ,,Damit wird sie wohl zurecht kommen müssen."

Let me tell you a Story - Larry Stylinson StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt