Kapitel 566

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🗓 29. Juni 2024 | Dortmund

Leise hallt das Klackern meiner Stollen an diesem Abend durch den Tunnel, der so vertraut und gleichzeitig doch so fremd ist.

Wo sonst die unverkennbaren, schwarzen Buchstaben auf gelbem Grund den Namen Borussia Dortmund formen, klebt jetzt das bunte Muster der Uefa Euro 2024.

Lediglich der Teppich unter meinen Füßen ist noch schwarz und auch das Licht über meinem Kopf strahlt in seinem üblichen, dumpfen gelb.
Zeichnet meinen Schatten auf den Boden und die Hasenohren, die mir jemand zeigt.

"Haha" leise lachend verdrehe ich die Augen und sehe auf.
Direkt in Davids Gesicht, der breit grinsend neben mir stehen geblieben ist.

"Dachte dann siehst du vielleicht nicht ganz so doof aus" schmunzelnd piekst David mir in den Bauch.
"Wir haben genau dasselbe an David" entgegne ich trocken "Also siehst du mindestens genauso doof aus."
"Aber mein Gesicht ist um einiges hübscher als deins" grinsend zuckt er mit den Schultern.

"Normalerweise würde ich jetzt sagen, deins reicht nur für die Bank" entgegne ich trocken "Aber wir stehen heute ja leider beide in der Startelf."
"Zumindest bist du im Sprüche klopfen ne klare eins" merkt David schmunzelnd an "Wenns bei deinem Gesicht schon nicht reicht."

Dann beginnen wir beide leise zu lachen, bevor David den Kopf schüttelt.

"Aber anziehen kannst du dich immer noch nicht richtig" lachend zupft er am Kragen meiner Jacke "Selbst in einem Achtelfinale nicht."
"In dem du eigentlich schon längst auf deinem Platz hinter Kimmich stehen solltest" entgegne ich grinsend "Der vermisst dich bestimmt schon."
"Ich dachte ich beehre dich noch ein bisschen mit meiner Anwesenheit" David lacht "Und wünsche dir viel Glück."
"Heute kann ich das wahrscheinlich sogar von dir gebrauchen" entgegne ich trocken.

"Dann denk dran" David hebt einen Finger "Zuhause im Signal Iduna Park, 21 Uhr, da sind wir nicht zu schlagen."
Dann klopft David mir fest auf die Schulter, bevor er sich herum dreht und mich einfach stehen lässt.

Völlig perplex. Mitten im Tunnel.

"Hat er dich wirklich gerade zitiert?" verwirrt sieht Flo mich an.
"Hat er" antworte ich, bevor ich leise lachend den Kopf schüttle.
"Diese EM ist wirklich absolut verrückt" merkt Flo trocken an, dann beginnen wir beide erneut zu lachen.

"Nun" entgegne ich schmunzelnd "Immerhin sind wir dieses mal nicht in der Gruppenphase ausgeschieden."
"Das heißt ja schon was" scherzt Flo "Dann muss es dieses Jahr ja was werden mit dem Titel."
"Mit uns beiden" lachend lege ich ihm einen Arm um die Schultern "Definitiv."
"Aber sowas von" Flo grinst.

"Zeit den Leuten da draußen zu zeigen, was wir drauf haben" schmunzelnd nicke ich in Richtung der Spieler vor uns, die sich langsam in Bewegung setzen.

Also schlage ich ein letztes mal mit Flo ein, zupfe den Kragen meiner Jacke zurecht und atme noch einmal tief durch, bevor auch ich mich in Bewegung setze, während das Herz in meiner Brust wie verrückt klopft.

Und als ich an diesem Abend den Rasen betrete, erscheint ein breites Lächeln auf meinen Lippen.
Das hier ist mein Zuhause.
Und hier, macht mir niemand etwas vor.

Schon gar nicht vor den wachsamen Augen meiner Frau, die mich von der Tribüne aus beobachten, als ich direkt nach der ersten Ecke zuschlage.

Tonis Flanke landet in einem perfekten Bogen am zweiten Pfosten und ich wittere meine Chance. Sprinte aus der hinteren Reihe nach vorne, setze mich in der Luft gleich gegen vier Dänen durch und befördere den Ball mit Wucht per Kopf in Richtung linkes, unteres Eck.

Und der Ball ist tatsächlich drin. Nach gerade einmal vier Minuten.
Ist das zu fassen?

Nein, nicht so wirklich, denn ich stolpere beinahe über meine eigenen Füße, als ich zu rennen beginne.

Highway to love Part 4 | Nico Schlotterbeck Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt